Wasserverbrauch: Trendumkehr im trockenen 2015

Seit den Achtzigerjahren ist der Wasserverbrauch tendenziell rückläufig. Das ungewöhnlich trockene Jahr 2015 hat diesen Trend unterbrochen. Die Schweizer Wasserwirtschaft rechnet damit, dass dieses Szenario künftig häufiger auftreten wird.

Der Klimawandel macht sich auch im Wasserkonsum bemerkbar.

2015 stellten die Wasserversorgungen der Schweiz und Liechtensteins 933 Mio. Kubikmeter Wasser bereit, das sind 32 Mio. Kubikmeter mehr als 2014. Die zusätzliche Menge entspricht etwa dem doppelten Inhalt des Davosersees. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 307 Litern pro Tag, was einer Zunahme um 2.3% gegenüber 2014 bedeutet. Ebenfalls deutlich höher fiel die maximale Tagesabgabe von 512 Liter pro Einwohner aus; 2014 waren es noch 438 Liter. Als Folge der trockenen Witterung lag auch der Quellwasseranteil 2015 mit 38.3% tiefer als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Kompensiert wurde er durch die erhöhte Nutzung von Grundwasser (42.4%) und Seewasser (19.3%). Der Branchenverband SVGW deutet den erhöhten Wasserkonsums gegenüber 2014 nicht als Trendwende, sondern als Resultat der ausgeprägten Trockenheit im 2015. In den letzten 25 Jahren hat der Trinkwasserverbrauch in der Schweiz insgesamt um gut 20% abgenommen.

Der Wasserverbrauch in der Schweiz hat seit den 1980-er Jahren massiv abgenommen. Quelle: SVGW

Wasserbehandlung
2015 wurden 30% des Trinkwassers ohne Aufbereitung oder Behandlung an die Konsumenten abgegeben, und weitere 30% nur nach einer UV-Desinfektionsstufe. Dass in der Schweiz der Grossteil des Trinkwassers nicht aufbereitet oder nur aus vorbeugend entkeimt wird, ist dem geltenden Vorsorgeprinzip und den Massnahmen für den Grundwasserschutz zu verdanken. Diesem kommt in Zukunft eine noch grössere Bedeutung zu. 10% des abgegebenen Wassers wurden einstufig filtriert (mit anschliessender Desinfektion). Die restlichen 30% durchliefen eine mehrstufige Aufbereitung, darunter das gesamte aus Seen und Flüssen gewonnene Wasser.

Auch Wasserpreis, Betriebskosten und Investitionen höher
Der mittlere Wasserpreis (Median) aus Grundgebühr und Mengenpreis hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Geht man von einem Jahresverbrauch von 120 m3 pro Haushalt aus, bezahlen Einfamilienhausbesitzer im Durchschnitt CHF 2.58 pro 1000 l, Haushalte in Mehrfamilienhäusern CHF 1.94. Der höhere Wasserpreis ist auch eine Folge der höheren Betriebs- und Kapitalkosten, die 2015 mit 1615 Mio. Fr. rund 4% höher waren als im Vorjahr. Mit 922 Mio. Fr. (107 Fr. pro Einwohner) investierten die Wasserversorger 2015 ca. 5% mehr als 2014.

Gut vernetzt und mit mehr Strom
84% der Wasserversorgungen verfügten 2015 über mindestens eine Fremdbezugsmöglichkeit für Trinkwasser. Der hohe Vernetzungsgrad erhöht die Versorgungssicherheit, was insbesondere im Hinblick auf die zu erwartenden, ausgeprägteren Trockenperioden im Folge des Klimawandels von Bedeutung ist. Zunehmend werden Trinkwasseranlagen auch für die Stromproduktion genutzt. So erzeugten die Schweizer Wasserversorger 2015 geschätzte 170 GWh Strom, 92% davon durch Turbinierung von Trinkwasser. Damit deckte die Branche 2015 rund 40% ihres Strombedarfs aus eigener Produktion.
An der Erhebung zum Betriebsjahr 2015 haben sich 648 Wasserversorgungen beteiligt. Damit wurden knapp 70% der öffentlich versorgten Bevölkerung der Schweiz und Liechtensteins erfasst.

Quelle: Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW

(Visited 40 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema