Red Hat Summit: Wie Open Source und KI die Zukunft prägen

Am 15. Januar 2025 lud der Hersteller von Open-Source-Lösungen Red Hat an seinen «Red Hat Summit Connect» nach Dübendorf. Kunden und weitere Interessierte erhielten eine Fülle von Informationen über neue und bewährte Anwendungen von Open-Source-Lösungen – auch natürlich in Verbindung mit KI.

Eröffnete den Red Hat Summit Connect 2025: Country Manager Richard Zobrist. (Bild: Thomas Berner)

Das Unternehmen Red Hat gilt in Fachkreisen als ein Pionier im Entwickeln von Open-Source-Lösungen, also von Software, deren Quelltext öffentlich und die beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden darf. So geht etwa die Programmierung von «Docker», einer Lösung für die sog. Containervirtualisierung (eine Methode, um ein Hostsystem von mehreren Instanzen eines Betriebssystems gleichzeitig nutzen zu lassen, was für das Cloud Computing von entscheidender Bedeutung ist) auf dieses Unternehmen zurück. Inzwischen ist diese weit verbreitete Lösung in das Produkt «OpenShift» integriert.  Daneben stellt Red Hat viele weitere leistungsstarke Linux-, Hybrid-Cloud, Container- und Kubernetes-Technologien bereit.

Eine Tour durch die OSS-Welt von Red Hat

Richard Zobrist, Country Manager Schweiz von Red Hat, eröffnete die Tagung mit rund 1000 gemeldeten Teilnehmenden und blickte auf ein ereignisreiches – und vor allem schnell verlaufendes – Jahr 2024 zurück. Das vergangene Jahr sei vor allem im Zeichen von KI und Automatisierung gestanden, liess er durchblicken. Léonard Bodmer, Revenue Leader Western Europe, hielt fest, dass in Europa viele Prozesse mittlerweile Open-Source-basiert sind. Mit Blick auf die KI sagte er, dass diese einen «human touch» benötige. «Bis 2029 werden 80 Prozent menschlich getroffenen Entscheide noch nicht durch KI ersetzt sein», so Bodmer und verwies auf entsprechende Studienresultate des Beratungsunternehmens Gartner. Die KI unterstütze die Menschen aber immer mehr in ihren Entscheiden, so Bodmer.

Red Hats CTO Chris Wright gab anschliessend einen ersten Überblick, wie Open Source und künstliche Intelligenz in Zukunft zusammenspielen werden. «Wir stehen erst am Anfang der Ära von generativer KI», so Wright. Selbstredend will Red Hat da an vorderster Front mitspielen. So wurde unter der Bezeichung «InstructLab» ein eigenes Datenmodell entwickelt, um Large Language Models (LLMs) zu trainieren. Mehr noch: Das Tool erlaubt, spezifisch auf bestimmte Aufgabengebiete ausgerichtete KI-Anwendungen zu bauen. Ferner bietet Red Hat mit Ansible Automation auch eine Plattform für KI-gesteuerte Workflows entwickelt. Und mit der Akquisition von Neural Magic will Red Hat seine Expertise in den Bereichen Inferenz-Performance-Engineering und Modelloptimierung ausbauen, wie Wright mitteilte.

Anschliessend demonstrierte Marcel Haerri einen möglichen Use-Case aus der Versicherungsbranche. Es ging dabei um die Entwicklung eines Chatbots, der bei der Schadensabwicklung nach Autounfällen den Versicherungsnehmern Unterstützung leistet, etwa mit Vorschlägen für Reparaturen. Für den Bau dieses Chatbots verwendete Haerri die verschiedenen Tools aus dem Hause Red Hat. Um Virtualisierung resp. Containering ging es in den Ausführungen von Stefanie Chiras. Sie verwies dabei auf die eingangs erwähnte Pionier-Rolle von Red Hat bei diesem Thema und der Zusammenarbeit mit einer wachsenden Zahl von Partnern – darunter auch Intel mit dem Produkt «Intel Gaudi» für Deep Learning – in einem umfassenden Ökosystem.

Open Source Software in der Öffentlichen Verwaltung

Matthias Stürmer erläuterte den steinigen Weg von Open Source Software in der Öffentlichen Verwaltung. (Bild: Thomas Berner)

Dass vieles heute ohne Open-Source-Lösungen kaum mehr funktionieren dürfte, zeigte am Red Hat Summit Connect 2025 PD Dr. Matthias Stürmer, Professor an der Berner Fachhochschule und Leiter des Instituts für Digitale Nachhaltigkeit an der Universität Bern, in seiner Keynote. Gemäss jüngsten Erhebungen nutzen 96,6 Prozent der Unternehmen in irgendeiner Form Open Source Software. Doch nicht nur dies: Die Schweiz ist auch ein Land mit einer hohen Produktionsquote von Open Source Software. Allerdings ist der Weg für die Verwendung und Programmierung von Open-Source-Lösungen besonders in öffentlichen Verwaltungen steinig. Erst seit einem Jahr ist das neue Bundesgesetz über den Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben (EMBAG) in Kraft. Dieses enthält einen eigenen Artikel zum Thema Open Source, der besagt, dass von den Behörden (und unter Verwendung von Steuergeldern) entwickelte Software der Allgemeinheit – also Unternehmen und Privatpersonen – zur Verfügung gestellt werden soll. Ferner sollen bei der Beschaffung Schweizer Anbieter bevorzugt werden. Um eine Übersicht und mehr Transparenz im «Open-Source-Dschungel» herzustellen, wird nun auch ein Open Source Directory (www.ossdirectory.com) aufgebaut, ein «Wikipedia der Open Source Software», wie Matthias Stürmer es bezeichnete. Er gab zum Schluss seiner Hoffnung Ausdruck, dass durch solide Zusammenarbeit unter Partnern und die Sichtbarmachung von Erfolgsstories Open-Source-Lösungen nun verstärkt in öffentlichen Verwaltungen Einzug halten.

 

Reist Telecom setzt auf OpenShift

Am Rande des Red Hat Summits wurde bekannt gegeben, dass die Reist Telecom AG, Red Hat-Technologien zur Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur einsetzt. Reist Telecom AG ist ein Schweizer Telekommunikations- und Informations­technologieunternehmen mit dem Fokus auf flexiblen Lösungen. Reist bietet Lösungen für private, public und hybride Cloudservices, Identitäts- und Zugriffsmanagement (MAYI ID©-Produktsuite) sowie Netzwerk-, Telekommunikations- und Cybersicherheitsdienste an. Das Unternehmen wollte Microservices und Container einführen, um seine Kunden bei ihren eigenen Modernisierungsvorhaben besser unterstützen zu können. Reist plante eine Erweiterung seiner Angebote über die Virtualisierung hinaus hin zu einer Cloud-nativen Plattform, einschliesslich MAYI ID©, das sowohl als Managed Service als auch als Stand-Alone Software-as-a-Service-Lösung verfügbar ist. Das Unternehmen entschied sich für Red Hat OpenShift als hybride Cloud-Plattform, die sowohl on-Premises als auch am Edge betrieben werden kann, da eine grössere Flexibilität und Kohärenz der zugrundeliegenden Plattform erforderlich waren. OpenShift ermöglicht es Reist, den betrieblichen Aufwand zu minimieren, indem es ein einziges Management-Interface und grössere Kohärenz der bereitgestellten Entwicklungs- und Betriebstools bietet. Die einheitliche Plattform und der DevOps-Ansatz haben die Entwickler- und Betriebsteams von Reist näher zusammengebracht, die Zusammenarbeit verbessert und Silos abgebaut, wie es dazu heisst. Ein Beispiel dafür sind die Entwickler der MAYI ID©-Lösung, die nun enger mit den Betriebsteams zusammenarbeiten können.

www.reist.swiss

 

(Visited 183 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema