Werkplatz Schweiz: Energie wird zur zusätzlichen Belastungsprobe
Die aktuelle Situation im Strom- und Gasmarkt bedroht die KMU der Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie (MEM). Um explodierende Kosten zu dämpfen und Verbote, Beschränkungen und Kontingentierungen zu vermeiden, plädiert der Arbeitgeberverband Swissmechanic für Energiespar-Vereinbarungen. Zudem fordert er vom Bundesrat und Parlament eine verlässliche und bezahlbare Energiepolitik.
Wie der Sauerstoff zum Atmen gehört die Energie zum Lebenselixier einer produzierenden Industrie. Die jahrzehntelange Preisstabilität und Versorgungssicherheit in der Energiebereitstellung sind durch die jüngste Entwicklung massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine aktuelle Umfrage von Swissmechanic zeigt, dass die starken Preiserhöhungen und die sich abzeichnende Energiemangellage für viele Betriebe eine existenzielle Bedrohung darstellt.
Situation für Werkplatz Schweiz kritisch
Über 160 Swissmechanic-Betriebe aus allen Regionen der Schweiz haben sich zu den Auswirkungen der Entwicklung der Hauptenergieträger Strom und Gas geäussert. Bei der Energiebeschaffung dominieren massive Preiserhöhungen. Für gut zwei Fünftel der KMU sind es mindestens 50 Prozent. Einige Unternehmen berichten sogar von Preiserhöhungen von über 500 Prozent, in gewissen Fällen werden sogar Erhöhungen des Stromtarifs von bis zu 1600 Prozent gemeldet.
60 Prozent der befragten Unternehmen haben zwar langfristige Verträge mit Energieversorgern abgeschlossen. Viele dieser Verträge laufen jedoch derzeit aus oder werden Ende des Jahres auslaufen. Damit wird sich die Beschaffung weiter verteuern. «Die Situation ist kritisch. Wir können diese Preise nicht an den Markt weitergeben», weiss Jürg Zwahlen, Inhaber der Birchmeier Sprühtechnik AG. «Schweizer Industrieunternehmen haben auf ausländischen Märkten durch den ständig aufwertenden Franken schon eine enorm schwierige Wettbewerbsposition. Jetzt kommen noch exorbitant steigende Stromkosten dazu. Ein weiterer Standortvorteil löst sich auf.»
Abschaltungen bedrohen Existenz
Eine weitere Bedrohung dürfte aus einer Energiemangellage erwachsen. Die Unterbrechung der Energieversorgung für die Dauer von vier Stunden pro Tag über einen längeren Zeitraum würde die Existenz ihres Unternehmens gefährden, bestätigen mehr als zwei Drittel der befragten Swissmechanic-Betriebe. Damit würden sie zum Rückzug aus dem Markt gezwungen.
Für Swissmechanic hat die kurzfristige Sicherstellung der Strom- und Gasversorgung oberste Priorität. «Verbote, Beschränkungen und Kontingentierungen, wie sie derzeit von der Politik angedacht und geplant werden, dürfen nicht beziehungsweise nur im äussersten Notfall und unter Einbezug der Wirtschaft/Unternehmen umgesetzt werden, und dann auch nur zeitlich befristet», unterstreicht Verbandsdirektor Jürg Marti. Er weist zudem auf die Gefahr eines schleichenden Ausbaus des Staatsapparates hin, im Schlepptau von Meldepflichten, Kontroll- und Sanktionierungsmassnahmen.
Forderung: Überteuerte Netznutzung anpassen
Zur Entschärfung der Versorgungslage erwartet Swissmechanic freiwillige Sparbemühungen von Unternehmen wie von Privathaushalten. Sollten diese nicht ausreichen, unterstützt der Verband den Vorschlag des Schweizerischen Gewerbeverbandes, wonach Wertschöpfungsketten und Branchen mit der wirtschaftlichen Landesversorgung Energiespar-Vereinbarungen eingehen, mit selbst erarbeiteten Plänen.
Weiter sieht Swissmechanic in den Netzkosten und Abgaben an die Gemeinwesen einen Hebel gegen die steigenden Strompreise und fordert, dass der Bundesrat die überteuerte Netznutzung anpasst.
Eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung ist seit weit über hundert Jahren die Basis für den Werkplatz Schweiz. Swissmechanic fordert vom Bundesrat und Parlament eine verlässliche Energiepolitik, die kurz-, mittel- und langfristig solide Stromproduktionskapazitäten schafft.
Quelle: Swissmechanic