«Der Wechsel zwischen den Welten verlangt Empathie und Anpassungsfähigkeit»

Das Gastrounternehmen Tibits holt mit Regula Bührer Fecker eine erfahrene Markenstrategin in den Verwaltungsrat. Im Interview mit m&k spricht sie über ihre neue Rolle, über wirksame Kommunikation in Zeiten des Wandels – und warum Werbeauftraggebende wieder mehr Mut und Selbstvertrauen brauchen.

(Bild: zVg.)

Als erfahrene Verwaltungsrätin und Unternehmerin bringt Bührer Fecker fundiertes Wissen in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie ein tiefes Verständnis für Konsument:innen und gesellschaftliche Trends mit. Ihre Perspektive soll Tibits dabei unterstützen, auch in Zukunft innovativ zu bleiben und neue Chancen im wachsenden Markt für pflanzenbasierte Ernährung zu nutzen.

«Wir freuen uns sehr, mit Regula Bührer Fecker eine herausragende Persönlichkeit mit an Bord zu haben. Ihre Erfahrung und ihr Gespür für zeitgemässe Entwicklungen sind für Tibits von grossem Wert, insbesondere in einer Zeit, in der nachhaltige Ernährung und bewusster Konsum immer mehr an Bedeutung gewinnen», sagt Daniel Frei, Verwaltungsratspräsident von Tibits.

Im folgenden Interview spricht Regula Bührer Fecker über ihren neuen Verwaltungsrats-Mandat, ihre Perspektive auf die Marke Tibits und die Chancen für Unternehmen im Bereich nachhaltiger Gastronomie.

 

m&k: Regula Bührer Fecker, Sie sind neu im Verwaltungsrat bei Tibits. Was hat Sie motiviert, dort Einsitz zu nehmen?

Die Vision von Tibits begeistert mich seit der Gründung: vegetarische und vegane Ernährung nicht nur breitflächig verfügbar, sondern auch genussvoll und selbstverständlich zu machen. Dass ich diese Mission künftig im Verwaltungsrat mit meinen Kolleg:innen mitgestalten darf, freut mich sehr.

 

Bei welchen Herausforderungen können Sie mit Rat und Tat zur Seite stehen?

Bei allem, was Tibits beschäftigt. Die Aufgabe wird sehr vielseitig und spannend.

 

Sie prägen die Schweizer Werbebranche schon seit Jahrzehnten. Was hat Sie dazu motiviert, den Weg der Kommunikationsstrategie einzuschlagen?

Als ich in die Werbung einstieg, wusste ich noch gar nicht, dass es «Strategie» als eigene Disziplin überhaupt gibt. Auch bei einem meiner ersten Arbeitgeber – Jung von Matt, damals noch «Honegger von Matt» – gab es um das Jahr 2000 herum keine dezidierten Strateg:innen. Es waren strategieaffine Berater:innen, die Briefings, Konzepte und Präsentationen entwickelten. Genau dieser Teil hat mich von Anfang an fasziniert. Also habe ich mich darauf fokussiert: mich weitergebildet, Auslandserfahrung gesammelt und das strategische Denken konsequent vertieft.

 

Ihr Ansatz basiert auf menschennahen Insights und innovativen Konzepten. Wie finden Sie die Balance zwischen kreativer Innovation und der Notwendigkeit, die Zielgruppen effektiv anzusprechen?

Für mich ist klar: Die Relevanz für die Zielgruppe ist nicht verhandelbar. Der Spielraum für Kreativität liegt darin, wie wir die Menschen erreichen. Innovation entsteht oft dann, wenn wir genau hinschauen, was Menschen wirklich bewegt – und dann einen überraschenden, neuen Weg finden, darauf zu antworten.

 

In Ihrer Karriere haben Sie zahlreiche Unternehmen unterstützt – von Startups bis zu grossen Konzernen. Welche Herausforderung sehen Sie bei der Entwicklung von Kommunikationsstrategien für unterschiedliche Unternehmensgrössen?

Ich mag den Wechsel zwischen den Welten – aber er verlangt Empathie und Anpassungsfähigkeit. Man muss sich jeweils neu hineindenken: in die Kultur, die Ressourcen, die Zielbilder. Es gibt immer Wettbewerber mit grösseren Budgets oder Branchen mit lauteren Stimmen. Meine Aufgabe ist es, Organisationen zu zeigen, wie viel sie mit ihren Mitteln bewirken können – und wie Mut diese Mittel potenziert.

 

Sie werden als eine der scharfsinnigsten und kreativsten Werberinnen der Schweiz beschrieben. Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht entscheidend für den Erfolg in der Branche?

Den Mut, etwas auf den Punkt zu bringen, der eigenen Meinung zu trauen und sich damit zu exponieren. Ohne gleich beim ersten Gegenwind einzuknicken.

 

Sie betonen immer wieder den Aspekt der Menschlichkeit in der Kommunikation. Wie definieren Sie diesen Begriff – und warum ist er so wichtig für den Erfolg von Marken?

Menschlichkeit heisst, Resonanz auszulösen. Die besten Kampagnen berühren uns – sie bringen eine innere Saite zum Klingen. Dafür braucht es Feingespür für Zeitgeist und Zwischentöne, für echte Bedürfnisse.

 

Ihre Arbeit beinhaltet oft die Begleitung von Transformationsprozessen in Unternehmen. Welche Rolle spielt Kommunikation für einen erfolgreichen Change?

Eine zentrale. Veränderung löst Unsicherheit aus – gute Kommunikation kann Orientierung geben, Vertrauen schaffen und Energie freisetzen. Wenn sie ehrlich, klar und nah an den Menschen ist, wird sie zum Hebel für echte Veränderung.

 

Ihr Unternehmen, La Stratégiste, ist bekannt für massgeschneiderte Lösungen. Können Sie uns bereits ein Beispiel für ein besonders herausforderndes Projekt nennen?

Nein, das ist noch zu früh. Ich bin vor zwei Monaten gestartet.

 

Sie werden als Vorbild für junge Frauen in der Branche gefeiert. Welche Rolle spielt Mentoring in Ihrer Arbeit, und wie fördern Sie junge Talente?

Vielen Dank für die schönen Worte. Ich denke, ich kann gut zuhören und die Dinge auf den Punkt bringen, auch wenn’s vielleicht mal weh tut. Wenn dieser Punkt überwunden ist, geht es darum, gemeinsam in Lösungen zu denken, die zum Gegenüber und zur Herausforderung passen.

 

Sie haben ein feines Gespür für gesellschaftliche Trends. Welche Trends sehen Sie in der Kommunikationsbranche, die Unternehmen in den nächsten Jahren berücksichtigen sollten?

Viele Unternehmen stecken in einem Performance-Korsett fest – alles ist auf kurzfristige KPIs getrimmt, die Gelder zu stark im Silicon Valley gebunden. Dabei bleiben der langfristige Markenaufbau und die Connection zur Schweizer Öffentlichkeit auf der Strecke. Ich glaube, Schweizer Werbeauftraggebende brauchen dringend eine neue Balance zwischen Performance und lokaler Relevanz. Und wieder mehr Selbstvertrauen und Mut.

 

Was sind die Werte, die Sie bei «La Stratégiste» tagtäglich leben und in Ihre Arbeit einbringen – und wie spiegeln sich diese in den Projekten wider?

Es macht mich glücklich, wenn die Kund:innen beim Verabschieden sagen, dass wir gemeinsam etwas lösen konnten und mein Beitrag ihnen spürbar geholfen hat.

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