Ungerechtigkeit spaltet die Schweiz: Gerechtigkeits-Barometer liefert Einblicke
Was empfinden die Menschen in der Schweiz als ungerecht? Eine neue Studie des Beobachters zeigt: Besonders stören sich viele an der mangelnden Ausschaffung straffälliger Ausländer. Doch auch die wirtschaftliche Entwicklung sorgt für Unmut.
Gesellschaftliche Spannungen im Fokus
Das erstmals erhobene Gerechtigkeits-Barometer des Beobachters, durchgeführt in Zusammenarbeit mit Coop Rechtsschutz, bietet Einblicke in das subjektive Empfinden von Ungerechtigkeit in der Schweiz. Befragt wurden 5500 Personen ab 16 Jahren. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Während eine knappe Mehrheit das Leben in der Schweiz als eher gerecht bewertet, empfindet jeder Achte die Situation als «überhaupt nicht gerecht». Besonders im Fokus der Kritik stehen das Asylwesen und die wirtschaftliche Entwicklung. Rund die Hälfte der Befragten stört sich daran, dass straffällige Ausländer zu selten ausgeschafft werden. Fast ebenso viele klagen über steigende Lebenshaltungskosten, mit denen die Löhne kaum mehr Schritt halten.
Ein schwindendes Vertrauen in die Elite
Das Barometer zeigt auch: Das Vertrauen in Staat, Politik und Wirtschaft erodiert. Viele befürchten, dass die Interessen der Allgemeinheit von der Elite nicht mehr ausreichend vertreten werden. Gleichzeitig beleuchten die Ergebnisse eine Vielzahl systematischer Ungerechtigkeiten, die stark von individuellen Wahrnehmungen und politischen Haltungen geprägt sind. Politikwissenschaftlerin Cloé Jans bringt es wie folgt auf den Punkt: «Wir leben in polarisierten Zeiten, das sieht man deutlich.»
Jährliche Analyse geplant
Um gesellschaftliche Entwicklungen kontinuierlich zu beobachten, soll das Gerechtigkeits-Barometer künftig jährlich erhoben werden. Verantwortlich für die wissenschaftliche Durchführung ist das Meinungsforschungsinstitut GFS Bern.