Best of Swiss Apps: Ein Gold-Hattrick und eine vierfache Software-Kür
An der diesjährigen Award-Night von Best of Swiss Apps wurden erstmals auch im Rahmen von «Best of Swiss Software» vier Individualsoftware- und Systemintegrations-Projekte ausgezeichnet. Mit drei Goldmedaillen und dem Mastertitel war die «Helion One App» der Abräumer des Abends.
Best of Swiss Apps hat zum zwölften Mal gezeigt, wer in der Schweizer App-Szene den Ton angibt. Die Branche traf sich am Dienstag im Zürcher Kongresshaus, um die besten App-Projekte des Jahres zu feiern. Dieses Jahr verzeichnete die Trägerschaft eine Rekordteilnahme: 241 Einreichungen buhlten um die Gunst der Jurys und der Gäste im Saal.
Auf dem Programm stand auch eine Premiere: Best of Swiss Software zeichnete erstmals Individualsoftware- und Systemintegrations-Projekte in vier Kategorien aus. In einem zweistufigen Prozess hatten zuvor die Universität Bern und die Fachjurys alle Einreichungen auf ihre Qualität und Innovationskraft geprüft und 25 Projekte nominiert.
Vier Trophäen für Enterprise Software
In der Kategorie Data & AI Solutions überzeugte das Projekt «InsightLoop». Die Datenanalyse-Software von Coresystems kombiniert grosse Sprachmodelle mit RAG-Technologie und beeindruckte die Jury mit Effizienzgewinnen von bis zu 20 Prozent für Fertigungsunternehmen.
Die «Apriko»-Plattform des gleichnamigen Zürcher Softwareherstellers setzte sich in der Kategorie Business Solutions durch. Die Plattform setze Massstäbe in der Digitalisierung des Personalverleihs und glänze durch Benutzerfreundlichkeit und einem breiten Funktionsumfang, lautete das Urteil der Jury.
Mit dem Projekt «Service Portal 2.0» brachte die Krankenkasse Sanitas eine businesskritische Kernapplikation, die auch heikle Daten der Kundschaft beinhaltet, in die Cloud – und holte sich damit den Preis für die beste Cloud Native Solution. Valtech setzte das Projekt im Auftrag der Sanitas um.
Im Bereich Core Business Integration ging die Trophäe an die Baloise Bank und an den Umsetzungspartner TI&M für das Projekt «Neues E- und Mobile-Banking». Mit höchsten Sicherheitsstandards und innovativen Funktionen wie Push-TAN und QR-Rechnungen biete die Plattform eine zukunftsfähige, benutzerzentrierte Lösung, befand die Jury.
Ein Master mit drei Goldmedaillen
Der grosse Sieger des Abends war die «Helion One App», die den Titel Master of Swiss Apps 2024 für sich beanspruchte. Die App fürs Energiemanagement von Solaranlagen wurde von Dept und Solar Manager im Auftrag von Helion Energy entwickelt. Abgesehen vom Master-Titel gewann das Projekt auch dreimal Gold, und zwar in den Kategorien Customer Experience, Design und Functionality.
Punkto Customer Experience überzeuge die App, weil sie Nutzer:innen mit cleveren Micro Animations für ein komplexes Thema begeistern könne, lobte die Jury. Zudem gefiel ihr das durchgehend stimmige Design der App wie auch der darin enthaltenen Infografiken. Und in Sachen Funktionalität zeigten sich die Juror:innen beeindruckt vom gelungenen Spagat, sowohl End-User wie auch Profis anzusprechen.
Hilfe für Verschüttete und bituminöse VR
Bei der Wahl des Masters of Swiss Apps holte die Barryvox-App am zweitmeisten Stimmen. Die App dient zur Vorbereitung für die Suche nach Lawinenverschütteten mit dem gleichnamigen Suchgerät der Marke Mammut. User können damit anhand verschiedener Szenarien für den Ernstfall trainieren – mit Live-Feedback via Bluetooth.
Die drittmeisten Stimmen erhielt die App «Bitumen VR», die auch Gold in der Kategorie Extended Reality gewann. Die Trainings-App soll die Schulung von Spengler-Auszubildenden unterstützen. Dank VR vermittle die Anwendung nicht nur ein gutes Grundverständnis, sondern auch ein solides Handling der Werkzeuge. Darüber hinaus ist das Training mit der App sicherer als das Live-Training – und es spart 25 Tonnen Bitumen pro Jahr ein, wie die Jury anmerkte.
Doppelgold für eine Arbeitsschutz-App
Gleich zweimal Gold ging an die App Uepaa des gleichnamigen ETH-Spin-offs, das sich auf Lösungen zum Arbeitsschutz für Alleinarbeitende spezialisiert hat. Die App brillierte in der Kategorie Innovation, wobei die Jury insbesondere die lebensrettenden Funktionen wie eine digitale Totmannfunktion beziehungsweise ein Bewegungslosmelder, 24/7-Notruf, Ersthelfer-Suche und präzise Ortung hervorhob.
Auch in der Kategorie Business Impact ging die App als Siegerin hervor. Ursprünglich als Schutzsystem für Bergsteiger:innen entwickelt, habe Uepaa seine Expertise erfolgreich in den Bereich des betrieblichen Arbeitsschutzes übertragen und sich so in einem neuen, zukunftsträchtigen Markt etabliert, begründete die Jury ihre Wahl.
«Keine Digitalisierung ohne Nachwuchs»
Ein weiteres Highlight des Abends war die Verleihung des «Hack an app»-Awards. Für diese Auszeichnung konnten sich junge Talente im Alter zwischen 11 und 14 Jahren qualifizieren. Gesucht sind die besten Apps, die von Kindern und Jugendlichen im Rahmen von TI&Ms IT-Jugendförderprogramm «Hack an app» entwickelt wurden.
Den Preis gewann die 12-jährige Rahel Panosian aus Bern – mit einer App zum Thema erste Hilfe. Andreas Németh, Direktor der Dienstabteilung Organisation und Informatik der Stadt Zürich, betonte zunächst die Bedeutung des Awards. «Ohne Nachwuchs gibt es keine Digitalisierung», sagte er und würdigte anschliessend die Gewinnerin für ihre Kreativität, Innovationsfreude und besonders für die Fähigkeit, ein ernstes Thema auf eine zugängliche und unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln. «Besonders gelungen ist die Kombination verschiedener Elemente, die nicht nur informativ sind, sondern auch durch Humor und musikalische Akzente das Lernen erleichtern und ansprechender machen.»
Ein Preis für Barrierefreiheit ist ein Gewinn für alle
«Fakt ist, dass jede zweite Person in der Schweiz Mühe hat mit der Digitalisierung», sagte Markus Riesch, Leiter der Geschäftsstelle E-Accessibility des Bundes, zur Einleitung in die Sonderkategorie Accessibility. Mit «Mühe» meinte Riesch nicht etwa Abneigung, sondern Schwierigkeiten mit Hürden beim Zugang zu digitalen Angeboten. Denn barrierefreie Websites und Apps sind nach wie vor noch längst nicht so verbreitet, wie sie es sein sollten. Mit dem Ziel, dies zu ändern, prämierte die Jury in Kooperation mit der Allianz Digitale Inklusion Schweiz (ADIS) Apps, die sich über eine überdurchschnittliche Zugänglichkeit auszeichnen.
Gold in der Sonderkategorie Accessibility ging an SBB Inclusive – eine App, die explizit für Menschen mit Behinderungen konzipiert ist. Live-Funktionen wie die Türknopf-Erkennung seien ein Beweis dafür, dass Mobile Apps und die Anwendung von haptischem Feedback einen Mehrwert für Menschen mit Behinderungen bringen, sagte Jurypräsident Markus Böni von der Stiftung «Zugang für alle» und ergänzte: «Gleichzeitig wird klar, dass wir alle von Accessibility profitieren: Informationen wie Wagennummer, Ausstiegsseite und verschriftlichte Durchsagen sind ein Plus für alle!»
Eine Praxisassistenz-Community, Unihockey auf der Strasse und eine Krankenkassen-App
In der Kategorie Web Apps holte sich die «MyLab-App» Gold. Die App dient der Vernetzung und der beruflichen Weiterbildung von medizinischen Praxisassistent:innen. Die Anwendung sei zwar als Progressive Web App umgesetzt, fühle sich aber an wie eine Native App, sagte Jurypräsident Claes Lennman. «User Engagement durch das Punktesystem, das ansprechende Design und die gute Usability runden dieses Paket für die diesjährige Goldauszeichnung in dieser Kategorie ab.»
Die App «Level Sports» triumphierte in der Kategorie User Engagement. Mit der Anwendung will der Verband Swiss Unihockey die Angebote der Vereine stärker in den Regionen verankern. Die App stifte die User dazu an, sich draussen zu treffen und sich in Spielen zu duellieren. Und dank der praktischen Karte fänden sich auch schnell Plätze, wo Kontrahent:innen aufwarten, sagte Jurypräsident Matthias Sala. «Die hip gestalteten Avatare machen die Sportart Street Floorball für die Zielgruppe sicher auch noch cool.»
In der Kategorie User Experience holte sich «MyCSS» den Sieg. Die App der Luzerner Krankenkasse warte mit einem erfrischenden Layout auf und biete einige Personalisierungsmöglichkeiten, sagte Jurypräsident Nino Cometti. Er lobte unter anderem die Mikro-Animationen und den subtilen Einsatz von Farben und Piktogrammen. «MyCSS vereint sämtliche Touchpoints einer Versicherungs-App und macht dazu noch Spass in der Bedienung.» (Joël Orizet/tme/swi)