Was bedeutet eigentlich… «Drinking List»?
Es wird vornehmlich zum Jahresbeginn gerne über die «Wirtschaftlichkeit» von Agenturen nachgedacht. In diesem Jahr wird sie an der allgegenwärtigen Teamfähigkeit gemessen. Also so: Je teamfähiger sich Agenturen und Kunden erweisen, desto wirtschaftlicher (und damit günstiger) sind sie. Doch wie kriegt man «teamfähig» hin? Am schnellsten entsteht Teamgeist aus der Zuhilfenahme des Flaschengeists, also beim […]
Es wird vornehmlich zum Jahresbeginn gerne über die «Wirtschaftlichkeit» von Agenturen nachgedacht. In diesem Jahr wird sie an der allgegenwärtigen Teamfähigkeit gemessen. Also so: Je teamfähiger sich Agenturen und Kunden erweisen, desto wirtschaftlicher (und damit günstiger) sind sie.
Doch wie kriegt man «teamfähig» hin? Am schnellsten entsteht Teamgeist aus der Zuhilfenahme des Flaschengeists, also beim gemeinsamen Trinken nach Feierabend.
Wer mit dabei sein soll, wird auf der «Drinking List» festgehalten. Wenn jemand zu Ihnen sagt, dass Sie auf seiner/ihrer «Drinking List» sind, dann ist das natürlich ein Kompliment. Die Person will sich mit Ihnen betrinken! Oder fühlt sich durch Sie zumindest nicht dabei gestört. «You’re on my drinking list» ist aber nicht zu verwechseln mit «Schöntrinken», das im Moment aus anderen Gründen ein bisschen zu oft auf Twitter zu lesen war… zweiteres ist im Gegensatz zur «Drinking List» definitiv kein Kompliment, sondern bestenfalls eine Therapieform.
Prüfstein für den «Dry January»
Auf der «Drinking List» zu sein ist fast so begehrt, wie damals bei Clubhouse dabei zu sein. Wer drauf ist, bildet sich etwas darauf ein. Wer nicht drauf ist, zählt leider zum gemeinen Volk. Aufgepoppt sind die ersten Listen in der Schweiz letzten Sommer – doch ausgerechnet im «Dry January» verbreiten sie sich rasant (Achtung, Inflation!). Das birgt die Frage, was nun das Rennen machen wird: «Dry January» oder «Drinking List»?
Das ist natürlich eine rhetorische Frage, denn wer sich heutzutage Sorge trägt, trinkt sowieso wenig oder ist ganz abstinent. Und wenn Bewegungen wie der «Dry January» vom Bundesamt für Gesundheit gesponsert werden, dann gelten sie definitiv nicht mehr als cool. Ein «Dry January» ist also nur noch ein Relikt für die armen Seelen, die sich nicht so recht entscheiden können und es wohl auch nie werden. Denn es ist so: Früher wurde in den Agenturen und den naheliegenden Restaurants und Bars ganz «Mad Men»-mässig deutlich mehr Alkohol konsumiert (und geraucht) – und die aktuelle Workforce ist im Vergleich dazu fast schon mit Spitzensportlern gleichzusetzen. Aber heute sind «Drinking lists» trotzdem in, weil sie eben den Teamgeist fördern.
Es braucht nämlich nicht gleich über Feuer zu laufen sein, um diesen Geist zu beschwören. Es reicht, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man auch gerne am Feierabend zum Trinken trifft, denn das macht einfach mehr Spass. Und wenn dazu sogar Kunden zählen, ist das erst noch wirtschaftlich.