Was bedeutet eigentlich… «Brag-List»?

Sie haben keine? Dann sind sie entweder eine Frau oder sehr cool. Oder beides. Brag-List ist vom Englischen «to brag» abgeleitet, was zu Deutsch «prahlen», «angeben» oder «wichtig tun» meint. Im (antiquierten) Deutsch spricht man von Prahlhans und nicht von Prahljohanna, denn Männer haben das scheinbar einfach drauf. Für Leute, die unter dem Impostor-Syndrom leiden […]

Brag-ListSie haben keine? Dann sind sie entweder eine Frau oder sehr cool. Oder beides. Brag-List ist vom Englischen «to brag» abgeleitet, was zu Deutsch «prahlen», «angeben» oder «wichtig tun» meint. Im (antiquierten) Deutsch spricht man von Prahlhans und nicht von Prahljohanna, denn Männer haben das scheinbar einfach drauf. Für Leute, die unter dem Impostor-Syndrom leiden und damit die eigenen Fähigkeiten ständig infrage stellen, ist eine Brag-List hilfreich. Leider sind das oft Frauen, denn Prahlerei wird bei Männern eher als attraktives Selbstvertrauen angesehen, bei Frauen jedoch tendenziell als unangebrachtes Rumgezicke und aggressives Verhalten interpretiert. Höchste Zeit, damit aufzuräumen. Nicht bevor aber kurz geklärt wird, warum das so ist. Franziska Schutzbach bringt es in ihrem aktuellen Bestseller «Die Erschöpfung der Frauen» auf den Punkt: Frauen werden bis heute oft dazu erzogen, sich selbst weniger zu profilieren. Die Konsequenz daraus erleben wir täglich in Meetings und Brainstormings, wenn ihre Ideen an einer unbewussten Voreingenommenheit aller (Männer und Frauen) scheitern oder – noch schlimmer – von Männern, Kunden und Chefs ohne Quellenangabe übernommen werden. Das ändert sich, wenn Sie eine Brag-List führen.

Spickzettel zum Angeben

Die Idee ist geschlechtsneutral, aber die Softwareentwicklerin Julia Evans beschreibt die Methode trotzdem als «Karrieregold für Frauen». Sie fügt ihrem Blog sogar ein Template bei, wie eine Brag-List zu erstellen sei. Die Vorstellung, dass gute Arbeit automatisch Anerkennung erntet, ist naiv. Die Praxis ist viel komplizierter und frustrierender. Etwa so: Sie leisten etwas Wichtiges oder Grossartiges, nur um später festzustellen, dass andere dafür belohnt werden. Meist geschieht das, weil die Leute nicht verstanden haben oder sich partout nicht daran erinnern wollen, wer dahintersteckt. Frauen können davon ein Lied singen. Agenturen ebenfalls. Dann nämlich, wenn der Kunde ihre Ideen als die Seinen deklariert. Also lieber braggen statt jammern? Warum nicht. Der erste Schritt dazu ist, zu dokumentieren, was alles geleistet wurde. Auf einer Brag-List eben. Weil es sonst vergessen geht, insbesondere bei jenen Menschen mit einem schlechten Selbstwertgefühl. Statt sich also nachträglich zu ärgern, wenn wieder mal ein Prahlhans die Lorbeeren erhält, lieber im entscheidenden Moment die Liste zücken und bereit sein. Noch cooler aber: keine Liste zu führen und selbstbewusst das eigene Ding einfach so durchziehen.
Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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