Was bedeutet eigentlich… «Brutalism»?

Wer hippe Websites besucht und sich fragt, wieso einem die Navigation so schwer gemacht wird und einen grosse und fette Worte anbrüllen, der versteht nicht, was grad abgeht im UI/UX-Design. Brutalism nennt sich das, und gemeint ist, «grad z’leid»-Websites nicht so zu gestalten, wie die gemeinen User es eben erst gelernt haben. Vorbei die Zeit […]

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BrutalismWer hippe Websites besucht und sich fragt, wieso einem die Navigation so schwer gemacht wird und einen grosse und fette Worte anbrüllen, der versteht nicht, was grad abgeht im UI/UX-Design. Brutalism nennt sich das, und gemeint ist, «grad z’leid»-Websites nicht so zu gestalten, wie die gemeinen User es eben erst gelernt haben. Vorbei die Zeit der horizontalen oder vertikalen Navigation und auch Hamburger ist sowas von Nullerjahre-Design. Brutalism oder «brutales Design» nämlich ist voller roher Interaktionen, die gepaart mit Mikrointeraktionen bewusst mit unseren Sehgewohnheiten brechen. Schluss also mit Benutzerfreundlichkeit! Hello, gestalterischer Mut und Widerstand gegen Nutzer-Gewohnheiten.

Gestalterische Betonmischer sind gefragt

Hiess es früher im Marketing «Brick & Mortar vs. Online», also reale Welt gegen digitale Welt, so heisst das heute Omni-Channel-Marketing. Das Digitale wie das Analoge müssen zusammenspielen. Deshalb vielleicht bediente sich die UI-/UX-Gemeinde einem aus der analogen Welt stammenden und etwas in die Jahre gekommenen Wort: dem Brutalismus. In der Architektur wurde er einst entweder als Vorbild der modernen Architektur gefeiert oder als Betonbunker abgestempelt. Kein Wunder, leitet sich der Begriff doch von eben diesem Baumaterial ab: «béton brut», zu Deutsch Sichtbeton. Vorreiter dieser Stilrichtung ist Le Corbusier, der ab 1947 als sein Spätwerk das Stadtbild von Marseille mit seinen grauen Wohnklötzen Unité d’Habitation nachhaltig veränderte und damit den Weg für einen neuen Baustil gleich selbst zementierte. UI-/UX-Designerinnen und -Designer hingegen setzen bei ihrer Interpretation des Brutalism auf eine einfache Navigation und machen handcodiertes HTML zum digitalen Beton. Hoffen wir mal, dass die Online-Le-Corbusiers neben seinem Nonkonformismus und seiner Experimentierfreudigkeit auch seine Genialität übernehmen. Dann akzeptieren die Benutzerinnen und Benutzer solcher Websites vielleicht die damit verbundenen Unannehmlichkeiten – mit Respekt auf die Kunst.
Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können. The post Was bedeutet eigentlich… «Brutalism»? appeared first on Werbewoche m&k.

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