CFO-Umfrage: Schweiz gerüstet für rasches Wachstum nach Lockdown
Die Resultate der halbjährlichen CFO-Umfrage von Deloitte Schweiz waren weder bei der Euro-Krise noch beim Franken-Schock vergleichbar negativ, eine Rezession ist unvermeidlich Allerdings scheinen die Unternehmen in der Schweiz besser gerüstet für die Krise als anderswo.
Die Diskussionen um die Folgen des Lockdowns für Schweizer Unternehmen nehmen zu. Verschiedene Konjunkturdaten deuten auf eine Rezession nach der Corona-Krise hin. In die gleiche Kerbe schlägt die regelmässig von Deloitte durchgeführte CFO-Umfrage.
CFO-Umfrage zeigt deutlich negative Erwartungen…
Die zentralen Daten der im März durchgeführten Befragung zeigen zwar schon seit knapp zwei Jahren eine Abkühlung an, nun sind sie aber regelrecht abgestürzt. Die Ergebnisse liegen so tief wie noch nie in der über zehnjährigen Geschichte der CFO-Umfrage: 97 Prozent der nach Mitte März Befragten rechnen mit einer negativen Entwicklung der Wirtschaft über die kommenden 12 Monate – gut zwei Fünftel (41%) davon sogar mit einer stark negativen Dynamik. Gut zwei Drittel (67%) sehen eine negative finanzielle Entwicklung auf ihr Unternehmen zukommen, nur gerade 15 Prozent eine positive. 93 Prozent schätzen die Zukunft ihres Unternehmens als weniger rosig als noch vor drei Monaten. Gut drei Viertel (78%) rechnen mit einem Umsatzrückgang und über die Hälfte (52%) Prozent mit einem Sinken des Personalbestandes innert Jahresfrist. Der Unterschied dieser Ergebnisse zu denjenigen aus der zweiten Monatshälfte – nach den Schulschliessungen und der Erklärung der ausserordentlichen Lage – ist frappant, aber auch die Daten für alle 90 befragten Finanzchefs sind stark rückläufig.
… aber etwas weniger pessimistisch als in Deutschland
Im Blick auf die ebenfalls im März durchgeführte Umfrage unter CFOs aus Deutschland wird ersichtlich, dass in der Schweiz etwas weniger Pessimismus herrscht: Zwei Drittel aller befragten Schweizer CFOs sehen die Zukunft ihres Unternehmens negativer als vor drei Monaten, in Deutschland sind es drei Viertel. Die Schweizer CFOs schätzen zudem die eigene Volkswirtschaft als tendenziell robuster ein als andere grosse Volkswirtschaften. So rechnen zwar 89 Prozent mit einer Rezession in der Schweiz innerhalb der kommenden zwei Jahre, für die USA und Grossbritannien sind es allerdings 96 Prozent und für die Eurozone 93 Prozent.
Rekordhohe Verunsicherung
Auch über die gesamte Befragungsdauer hinweg gesehen zeigt sich die rekordhohe Verunsicherung bei den CFOs. 90 Prozent von Ihnen bewerten die Unsicherheit als hoch, vor sechs Monaten waren es noch 67 Prozent. Bei der Rangliste der Risiken für ihr eigenes Unternehmen ist ein Neueinsteiger direkt und unangefochten auf dem ersten Platz gelandet: COVID-19. Auch das zweitplatzierte Risiko Nachfrageschwäche hängt direkt mit der Coronakrise zusammen. Die Finanzchefs stufen auch ihre Lieferkette als grösseres Risiko ein als vor einem halben Jahr.
«Unsere Zahlen belegen die von vielen Experten herangezogenen historischen Vergleiche: Der wirtschaftliche Einbruch ist global, umfassend und kam sehr schnell. Er wird auch bei den Schweizer Unternehmen tiefe Einschnitte hinterlassen und Veränderungsprozesse stark beschleunigen. Aktuell deutet zumindest für die Schweiz aber einiges auf eine rasche Erholung und eine Gegenbewegung hin, sobald der Lockdown zeitnah aufgehoben wird. Der gesunde Staatshaushalt und die durch den starken Franken laufend zu Optimierungen gezwungenen Unternehmen sind in einer Position der Stärke von der Coronakrise erfasst worden. Die Entwicklung ist aber noch unsicher und hängt stark von der Dauer des Lockdown ab», sagt Michael Grampp, Chefökonom von Deloitte Schweiz. Er ist zudem der Ansicht, dass sich der Arbeitsplatzabbau in der Schweiz wohl dank der grosszügigen Massnahmen zur Kurzarbeit vorerst in Grenzen halten werde.
Ein weiteres Ergebnis der CFO-Umfrage: Ein Digitalisierungsschub wird erwartet
Die Schweizer CFOs begegnen der Krise aktiv: In 91 Prozent der Unternehmen laufen Massnahmen zur Eindämmung der Wachstumsschwäche, am häufigsten werden Kosteneinsparungen und Umsatzgenerierung genannt. Umsätze von vielen Unternehmen sind in der Krise gefährdet oder brechen einfach weg, gleichzeitig bleibt eine grosse Kostenbasis bestehen. Die Geschwindigkeit des Einbruchs verlangt nach einer schnellen Reaktion. Unternehmen müssen definieren, welche Tätigkeiten sie sofort einstellen, welche Backoffice-Aktivitäten sie noch benötigen oder welche langfristigen Engagements sie gezielt herunterfahren.
Die allermeisten Unternehmen haben nun Massnahmen ergriffen und arbeiten im Krisenmodus, um weiterhin im Geschäft zu bleiben. «Jetzt geht es darum, rasch Szenarien für das eigene Unternehmen zu erarbeiten und diese regelmässig wieder an die wirtschaftlichen, geopolitischen und epidemiologischen Rahmenbedingungen anzupassen. Massnahmen zur Sicherung des Fortbestands des Unternehmens, wie zum Beispiel staatliche Unterstützungen und die Bewirtschaftung der Liquidität müssen genau geprüft werden. Die wirklich erfolgrei-chen Unternehmen setzen sich aber bereits heute mit der Zeit nach der Krise auseinander: Sie prüfen mögliche Käufe oder Verkäufe von Unternehmensteilen und setzen nötige interne Veränderungen zielgerichtet um. Ich rechne mit einem grossen Digitalisierungsschub als Folge der Coronakrise», erläutert Alessandro Miolo, Managing Partner Audit & Assurance und Verantwortlicher für das CFO-Programm bei Deloitte.
Quelle: Deloitte