Schweizer KMU blicken deutlich positiver nach vorne als der europäische Durchschnitt

Am 29. Mai hat Intrum den European Payment Report 2018 (EPR2018) veröffentlicht. Als repräsentative Studie bei rund 10‘000 Unternehmen in 29 Ländern veranschaulicht sie auch den Schweizer Blick auf die Zahlungsmoral im Länderreport klar – fast jedes fünfte Unternehmen (19%) hierzulande schaut positiv in die Zukunft und prognostiziert ein sinkendes Ausfallrisiko ihrer Kunden. Auch dem Brexit gewinnen Schweizer Unternehmen deutlich mehr ab als der europäische Schnitt: 13% gegenüber nur 1 von 20 Unternehmen im Rest Europas.

In Sachen Zahlungsmoral zeigen sich Schweizer KMU optimistischer als ihre europäischen Kollegen. (Bild: Fotolia.com)

Sinkende Debitorenrisiken und keine Angst vor dem Brexit: So positiv sehen Schweizer KMU die nähere Zukunft. Schweizer Unternehmen sind zudem auch hinsichtlich der Risikominimierung weit vorne im europäischen Vergleich: Mehr als die Hälfte aller befragten Schweizer Unternehmen (55 Prozent) sagen, dass sie eine Art von Bonitätsprüfung einsetzen – verglichen mit nur jedem vierten Unternehmen im sonstigen Europa, das auf dieses Sicherungsmittel zurückgreift. Dies sind – kurz zusammengefasst – die wichtigsten Befunde des European Payment Reports von Intrum, der die Auswirkung von Zahlungsverzügen auf die Entwicklung und das Wachstum europäischer Unternehmen beschreibt.

Finanzielle Engpässe, Unachtsamkeit und Vorsatz – als Gründe für Zahlungsverzug

Hintergründe für den Zahlungsverzug ihrer Kunden sehen befragte Schweizer Unternehmen zwar noch immer grösstenteils in finanziellen Schwierigkeiten (81%, -4%), aber Unachtsamkeit oder allgemeine administrative Herausforderungen haben nach letztem Jahr als Risikofaktor nochmals zugelegt: um 4 auf 74%. Auch absichtliche Verzögerung sehen Unternehmen nach wie vor als einen der Hauptgründe für unpünktliche Bezahlung (68%, +/-0%). Beim Bezahlen haben Schweizer Unternehmen den europäischen Schnitt – nach Aufwind im Vorjahr – tendenziell wieder aufholen lassen. Im letzten Jahr hatte die Schweiz bei vergleichsweise langen durchschnittlichen Zahlungsfristen noch schneller bezahlt als der EU-Schnitt. Beide Werte sind im Vergleich zum Vorjahr jetzt aber wieder gestiegen – das heisst also: Schweizer Unternehmen gewähren längere Zahlungsfristen und werden tatsächlich auch wieder langsamer bezahlt.

 

Zahlungsfrist in Tagen (2017) Zahlung nach Tagen (2017)
CH Europa CH Europa
B2C 27 (26) 23 (24) 30 (30) 22 (24)
B2B 28 (27) 32 (32) 34 (34) 34 (37)
Öffentliche Hand 33 (31) 34 (33) 44 (39) 40 (41)

 

Liquidität, Einbussen und hohe Zinskosten – als Risiken nach Zahlungsverzug

Jedes dritte Unternehmen sieht sich aufgrund zu spät bezahlter Forderungen mit Liquiditätsengpässen konfrontiert und ein Viertel der befragten Firmen in der Schweiz gibt an, Umsatzeinbussen in Kauf nehmen zu müssen. Und während die Angst vor höheren Zinskosten sich fast verdoppelt hat, befürchtet weiterhin jedes fünfte Unternehmen auch schwächeres Wachstum.

Der Blick von Schweizer KMU aufs nächste Jahr ist optimistischer

Jedes fünfte KMU geht hierzulande davon aus, dass ihre Kunden in den nächsten zwölf Monaten mit besserer Zahlungsmoral bezahlen werden als zum Zeitpunkt der Befragung. Eine optimistische Sicht, die nur jedes zehnte Unternehmen in unseren europäischen Nachbarsländern teilt – die Hälfte weniger als in der Schweiz. 7 von 10 der befragten Schweizer Unternehmen haben schon einmal Zahlungsfristen akzeptiert, die länger waren, als sie es sich gewünscht hätten. Vor allem die öffentliche Hand scheint im letzten Jahr verstärkt um längere Zahlungsfristen gebeten (27%, +8%) und diese laut Studie auch erhalten (29%, +9%) zu haben. „Zahlungsverzug und -ausfall führen in eine Negativspirale – es können Umsatzeinbussen, Liquiditätsengpässe und damit Wachstumsblockaden die Folge sein. Vor allem bei KMU – dem Rückgrat unserer Wirtschaft – die am stärksten betroffen sind. Hier setzt Intrum an und stützt die Zahlungsbereitschaft an KMU bei Konsumenten“, sagt dazu Thomas Hutter, Managing Director Intrum AG. Vor diesen steigenden Risiken von Zahlungsverzügen und -ausfällen versuchen sich Unternehmen nach wie vor hauptsächlich durch Bonitätsprüfungen und Inkassomassnahmen zu schützen.

Und die Europäische DSGVO?

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt die wichtigste Änderung von Datenschutzbestimmungen der vergangenen 20 Jahre dar und hat zum Ziel, die Datenschutzgesetze in Europa zu harmonisieren. In der Schweiz hat die zuständige Kommission des Nationalrats die Totalrevision der Schweizer Datenschutzregeln zweigeteilt. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass nur 8% der befragten Unternehmen hierzulande überhaupt Auswirkungen auf Zahlungsprozesse sehen. Auch sehen Firmen hierzulande sowohl die Auswirkungen auf ihr Geschäft als sehr gering an – sowohl die eher positiven (4%), wie auch die eher negativen Auswirkungen (6%).

Die schwächelnde EU und der Brexit – Auswirkungen auf Schweizer KMU

Den Herausforderungen in der EU sehen die meisten Schweizer Unternehmen gelassen entgegen. Jedoch erachtet immer noch fast jedes achte Unternehmen (13%) eine schwächelnde EU eher als Chance denn als Gefahr – und liegt damit im europäischen Vergleich (5%) ganz vorne, direkt hinter Grossbritannien (25%).

Quelle: Intrum AG

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