Die Schweiz hat das Potenzial zum globalen FinTech-Zentrum

Gemäss des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern sind die Rahmenbedingungen für FinTech-Unternehmen in der Schweiz im internationalen Vergleich ausgezeichnet. Dies veranschaulicht auch das beachtliche Wachstum von 17 Prozent auf 190 Unternehmen 2016. Es gibt jedoch noch technologischen Aufholbedarf.

Zürich katapultiert sich immer mehr an die Spitze in Sachen FinTech Hub. (Bild: depositphotos)

Gemäss des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern sind die Rahmenbedingungen für FinTech-Unternehmen in der Schweiz im internationalen Vergleich ausgezeichnet. Dies veranschaulicht auch das beachtliche Wachstum von 17 Prozent auf 190 Unternehmen 2016. Es gibt jedoch noch technologischen Aufholbedarf.

Ein Projektteam der IFZ untersuchte die Potentiale für ein Schweizer FinTech-Zentrum im Vergleich zum internationalen Kontext. So genannte Hubs wurden in einem Ranking für FinTech-Zentren erstellt. Daraus geht hervor, dass die Branche hierzulande sehr gute Rahmenbedingungen vorfindet: Von 27 untersuchten Städten liegen Zürich und Genf auf Platz 2 und 3 hinter dem erstplatzierten Singapur. Die beiden Städte haben gegenüber Singapur vor allem in der ökonomischen und technologischen Dimension noch Aufholbedarf.

Wichtige Treiber

Das Ranking basiert auf 68 Indikatoren, welche die Rahmenbedingungen bezüglich des politischen und rechtlichen, ökonomischen, sozialen sowie technologischen Umfelds zeigen. So wurden unter anderem die politische Stabilität, die Effizienz der Behörden, der Zugang zu Krediten und Venture Capital, die Anzahl Studienabgänger in den Bereichen Wissenschaft und Technik sowie der Zugang und der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie berücksichtigt.

Zürich goes FinTech

Die guten Rahmenbedingungen zahlen sich aus: „Die Schweizer FinTech-Szene ist 2016 weiter gewachsen“, sagt Thomas Ankenbrand, Projektleiter der „IFZ FinTech Study 2017“. Im vergangenen Jahr waren hierzulande 190 Firmen tätig, wie die eigens von der Hochschule Luzern erarbeitete Datenbank, in der FinTech-Unternehmen mit Geschäftssitz in der Schweiz aufgeführt sind, veranschaulicht. Im Vergleich zu 2015 entspricht das einem Zuwachs von 17 Prozent.

In Bezug auf die Anzahl domizilierter Unternehmen konnte Zürich mit nun 84 (plus 12) FinTech-Firmen die Spitzenposition ausbauen, gefolgt von Zug mit 29 (plus 8) und Genf mit 19 (plus 6). „Trotz der steigenden Zahl von FinTech Unternehmen, von Branchenvereinigungen und Unterstützungsprogrammen konnte dieses Wachstum noch nicht vollumfänglich in neue Arbeitsplätze oder höhere Unternehmensbewertungen umgesetzt werden. Die FinTech-Branche in der Schweiz hat also noch viel Wachstumspotenzial“, sagt Ankenbrand.

Ausrichtung bleibt international

Der Schweizer Markt alleine ist zu klein für die meisten FinTech-Geschäftsmodelle. Als Konsequenz hat die globale Ausrichtung und Spezialisierung der Schweizer FinTech Unternehmen im vergangenen Jahr weiter zugenommen, wie die Studie zeigt. Rund 60 Prozent der Firmen verfolgen ein internationales Business-to-Business-Geschäftsmodell. Das heisst, sie sind oft spezialisierte globale Zulieferer von etablierten Finanzdienstleistungsunternehmen. Auch die Inkubatoren/Akzeleratoren und Venture Kapitalgeber agieren international.

Daher wird es für das weitere Wachstum der Schweizer FinTech-Industrie wichtig sein, dass einerseits die Produkte und Dienstleistungen global exportiert werden können, andererseits ein globaler Zugriff auf talentierte Mitarbeitende und Venture Kapital gewährleistet ist. Des Weiteren muss das regulatorische Umfeld weiterhin dynamisch auf kommende Entwicklungen angepasst werden. „Ansonsten werden vielen Unternehmen den globalen Markt nicht mehr von der Schweiz aus bearbeiten“, sagt Ankenbrand.

FinTech-Unternehmen keine Banken

Schliesslich hat das Projektteam die allgemeine Annahme untersucht, dass FinTech-Unternehmen Banken grundsätzlich konkurrenzieren würden. Die Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass die Firmen in den meisten Fällen mit den Banken kooperieren oder deren Zulieferer sind. Zudem haben sich die Ertragsmodelle der FinTech-Betriebe im vergangenen Jahr in Richtung Lizenzgebühren und SaaS (Software-as-a-Service), wie üblich für technologiegetriebene Geschäftsmodelle, verschoben.

Die typischen Ertragsmodelle der etablierten Finanzunternehmen haben für die FinTech-Unternehmen eine geringe Bedeutung (Zins- und Handelsgeschäfte) oder verlieren an Relevanz (Kommissionsgeschäfte). „Die Firmen unterstützen also die Banken in ihren Digitalisierungsbemühungen als innovative Speerspitze, statt diese direkt zu konkurrenzieren“, so Ankenbrand. (Quelle: HSLU)

Weitere Resultate aus der „IFZ FinTech Study 2017“ finden Sie in diesem Link

 

Die gesamte 125-seitige Studie (auf Englisch) kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden.

 

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