Firmenpleiten-Prognose: Anzahl der Insolvenzen steigt weltweit

Die Insolvenzfälle steigen 2017 weltweit um voraussichtlich 1%. Dies markiert gemäss dem Kreditversicherer Euler Hermes eine Trendwende. In der Schweiz stiegen die Unternehmenskonkurse 2016 an, für 2017 wird eine Stagnation erwartet.

Die Zahl der Insolvenzen dürfte 2017 weltweit ansteigen. (Jamrooferpix – Fotolia.com)

Nicht nur in der Schweiz zeichnet sich mit stagnierenden Insolvenzen 2017 voraussichtlich eine Trendwende ab, sondern auch auf dem globalen Firmenparkett: In seiner aktuellen Studie „Insolvencies: The tip of the iceberg“ kommt der Kreditversicherer Euler Hermes zu dem Schluss, dass die Zahl der weltweiten Insolvenzen 2017 um 1% ansteigen dürfte. Haupttreiber dieses Anstiegs sind negative Prognosen für Lateinamerika (+12% Insolvenzen in 2017), Afrika (+9%), Asien-Pazifik (+6%) sowie Nordamerika (+1%), wie es heisst. Beunruhigend sei dabei vor allem der Trend hin zu deutlich steigenden Schäden durch Pleiten, so Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „In den ersten drei Quartalen 2016 haben wir 45% mehr Grossinsolvenzen verzeichnet als im Vorjahreszeitraum. Dies führt zu einem negativen Schneeballeffekt, der sich auch 2017 fortsetzen wird.“ Die Weltwirtschaft wächst zwar um rund 2,8%, aber das Wachstum ist nicht stark genug, um einen Anstieg von Insolvenzen zu verhindern. Auch langfristig wird das Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts unter der 3%-Marke bleiben.

Schweiz: Nach steigender Anzahl Konkurse im 2016, Stagnation im 2017

Mit der Freigabe des Wechselkurses des Schweizer Frankens zum Euro im Januar 2015 und dem daraus resultierenden Aufwertungsschock für die Exportindustrie endete in der Schweiz die Phase rückläufiger Firmenkonkurse. Der Trend steigender Unternehmenskonkurse setzte sich 2016 fort: Nach einem Anstieg um 7% im Jahr 2015 stieg die Zahl der Konkurse bis Ende November 2016 um weitere 5%. Besonders betroffen sind die Romandie, das Tessin und die Ostschweiz. In der Zentralschweiz sind die Zahlen dagegen rückläufig. „Für 2017 erwartet Euler Hermes für die Schweiz eine gleichbleibende Zahl an Konkursen. Nach einer zweijährigen Anpassungs- und Konsolidierungsphase hat sich die Exportwirtschaft besser auf die anhaltende Frankenstärke eingestellt“, sagt Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz. „Auch wirken die Konjunkturaussichten insgesamt stabilisierend auf die Anzahl der Firmenpleiten. Die Entwicklung in den einzelnen Branchen ist allerdings differenziert zu betrachten: Die Bauindustrie ist nach wie vor geprägt von einer hohen Konkursrate. Darüber hinaus stufen wir aber auch die Metallindustrie und den Detailhandel als besonders kritisch ein.“

Steigende Pleite-Gefahr auch bei wichtigen Schweizer Handelspartnern

Bei zwei der fünf wichtigsten Schweizer Handelspartner steigen die Insolvenzen an: in China (+10%) und den USA (+1%). In Deutschland stagnieren sie und in Frankreich (-7%) und Italien (-5%) hingegen sind sie rückläufig. „In den USA erwarten wir trotz der angekündigten Finanzspritzen für die nationale Wirtschaft einen leichten Anstieg der Insolvenzen“, sagt Ludovic Subran. „Nicht alle Branchen werden von den angekündigten Massnahmen profitieren. Die Aufwertung des US-Dollars trifft vor allem die amerikanischen Exporteure. Dabei macht die strengere Geldpolitik allen Branchen zu schaffen, nicht nur denjenigen mit besonders hohem Verschuldungsgrad, wie zum Beispiel dem Maschinenbau. Bei den angekündigten protektionistischen Massnahmen gehört der Metallsektor vermutlich zu den Gewinnern, die Textilbranche hingegen zu den Verlierern mit hohen Importzöllen von bis zu 32%.“

Entwicklung der Insolvenzen weltweit. (Grafik: Euler Hermes)

In den Schwellenländern, in denen Schweizer Exporteure ebenfalls Wachstumschancen wahrnehmen, zeichnen sich auch deutlich steigende Ausfälle ab: Noch vor China (+10%) liegen 2017 Brasilien und Singapur mit je +15%, die beide stark vom chinesischen Markt abhängig sind.

Gründe für Insolvenzen und steigende Schäden variieren lokal und global
Die Gründe für die Trendwende bei Insolvenzen liegen sind gemäss Euler Hermes die schwache Weltwirtschaft, das sinkende Wachstum des Welthandels, starker Preiswettbewerb und volatile Währungen. Umsätze und Margen geraten dadurch zunehmend unter Druck. In einigen Branchen, vor allem im Handel und Einzelhandel, fehlt es deshalb an der notwendigen Finanzkraft für Investitionen, beispielsweise in die Digitalisierung. In anderen Branchen kämpfen Unternehmen mit Überkapazitäten und entsprechendem Preisverfall (z.B. Rohstoffe, Stahl). Und: „Zunehmende protektionistische Massnahmen und Handelsbarrieren machen Exporte vielerorts noch komplexer und teurer“, sagt Ruf. „Dies könnte ein entscheidender Faktor sein, der die Weltwirtschaft 2017 prägt.“

Quelle: www.eulerhermes.ch

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