Die Schweiz als europäisches KI-Epizentrum
Beim Expertentreffen in der Schweizer Botschaft in Berlin glaubt man nicht an das maschinelle Superhirn, sondern konzentriert sich auf das wirtschaftlich Sinnvolle – Experte: „Wer in IT investiert, verschläft die Zukunft“
„Ich glaube nicht an Science-Fiction, ich glaube an Lösungen, die das Leben der Menschen besser machen und sich wirtschaftlich sinnvoll ins Business integrieren lassen“, sagt Andy Fitze. Der Pionier in Sachen Künstliche Intelligenz (KI) und Mitgründer der Firma SwissCognitive, die sich als globaler KI-Hub definiert und Unternehmen rund um dieses wichtige Zukunftsthema zusammenbringt, war Hauptredner beim Swiss Business Lunch in der Schweizer Botschaft in Berlin. Dort haben sich knapp 100 Experten versammelt, um über die Zukunft der KI und die Perspektiven des Standortes Schweiz zu sprechen. Das einhellige Fazit: Die Schweiz ist ein europäisches KI-Epizentrum und Vorbild für den Rest Europas.
Als KI-Epizentrum auf Augenhöhe mit Israel, China und den USA
„In der Schweiz agieren hunderte Startups, die die Zukunft gestalten“, informiert Britta Thiele-Klapproth die anwesenden Unternehmer. Thiele-Klapproth ist die Leiterin des Swiss Hub Germany, die offizielle Wirtschaftsförderung der Schweiz in Deutschland. Weltweit führende Hochschulen, Anziehungskraft für Fachkräfte aus der ganzen Welt und eine sehr wirtschafts- und innovationsfreundliche Verwaltung von der Kommune bis zum Bundesrat werden den Eigenossen bescheinigt – auch von den KI- und IT-Experten, die den Swiss Business Lunch als Forum für ihre neuen Geschäftsideen besucht haben. Man sei beim Thema KI auf Augenhöhe mit London, Israel, China und den USA, in Europa führend. Kooperationen mit schweizerischen Unternehmen und Universitäten, eigene Projekte oder Labore sowie die Investition in einen Standort in der Schweiz seien meist lohnenswert. „Die Schweiz generiert Wettbewerbsvorteile und neue Märkte“, so Thiele-Klapproth, die jährlich Dutzende Unternehmen auf ihrem Weg in die Schweiz begleitet und vor Ort wertvolle Kontakte herstellt.
Keine Science-Fiction, sondern praktische Anwendungen
Neben technologischen Fragen und Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Praxis, etwa in der Industrie, in den Bereichen Verkehr, Transport und Logistik oder bei sozialen Dienstleistungen ging es beim Swiss Business Lunch auch um Ethik. „Wir müssen KI nicht fürchten. Technologischen Wandel hat es immer gegeben, schon seit Erfindung der Dampfmaschine. Immer haben einige Menschen befürchtet, nicht mehr gebraucht zu werden. Und immer wuchsen stattdessen die Lebensqualität und der Bedarf an Fachkräften. KI macht das Leben der Menschen besser, auch derer, die bislang wirtschaftlich oder regional eher Nachteile in Kauf nehmen mussten. Die meisten Ängste sind unbegründet“, so Fitze. Natürlich müsse sich der Einzelne anpassen und neue Fähigkeiten erlernen. Aber auch das sei immer schon so gewesen. Fakt sei, dass sich der Mensch dank KI von lästigen Routinearbeiten befreien könne und sich stattdessen auf das konzentrieren wird, was ihn ausmacht: Kreativität, Potenzialentfaltung und Menschlichkeit. „Vom maschinellen Superhirn sind wir heute weit entfernt. Es ist nicht im Ansatz absehbar, dass wir irgendwann von selbstlernenden Maschinen gelenkt und bestimmt werden. Daran forscht auch niemand. Es ist schlicht nicht sinnvoll“, so der schweizerische Unternehmer und KI-Profi.
Vielmehr würden ständig neue KI-Lösungen entwickelt, die den Menschen dienten. Als Beispiele nannte er die Diagnose von Krankheiten und deren Heilung, eine humanere Landwirtschaft oder Assistenzsysteme, die sich auch von behinderten Menschen bedienen lassen und diese mobiler machten. „Wir werden KI in allen industriellen und kaufmännischen Bereichen erleben“, ist sich Andy Fitze sicher. Sie werde unser aller Alltag verändern, vereinfachen und optimieren – entsprechend der individuellen Wünsche des Einzelnen. Nur dann nämlich würde die Technologie akzeptiert und nur dann rechne sie sich auch. „Ohne Nachfrage kein Angebot. Wir sind es, die entscheiden, welche Lösungen kommen und welche nicht“, ist er überzeugt.
IT ist Vergangenheit…
Den Unternehmen schreibt Fitze ins Stammbuch: „Hört auf in IT zu investieren!“ IT sei Vergangenheit. Leider steckten noch immer die meisten Firmen viel Geld in eine IT-Abteilung, die zur „eierlegenden Wollmilchsau verklärt wird“. Die IT-Abteilung sei für alles verantwortlich vom E-Mail-Server bis hin zum Netzwerk, die Telefonie, den Support, Enterprise-Applikationen, Technologien, die Unternehmensarchitektur und Best Practice in der Projektleitung. „Das ist alles nur Verwaltung. Vergangenheit. Bewahrung.“ Die hausinterne IT könne den modernen Ansprüchen doch gar nicht mehr gerecht werden. Stattdessen sei es dringend notwendig in externe Lösungen und Anwendungen zu investieren, in professionelle Dienstleister und Entwickler, die sich mit der Zukunft auskennen. „Die Zukunft ist KI, Blockchain, Automatisierung und vieles mehr“, sagt er und stellt fest: „In der Schweiz hat diese Zukunft an sehr vielen Stellen schon begonnen.“
Davon ist auch Britta Thiele-Klapproth überzeugt: „Die KI-Landschaft in der Schweiz entwickelt Lösungen für Menschen. Die Unternehmen und ihre Innovationen haben das Potenzial, die Welt positiv zu verändern.“ Humanität und Business, Marktpotenziale und Lebensqualität seien die Markenzeichen der Schweiz. Diese Kombination ziehe Unternehmen und Fachkräfte an und bilde die ökonomische und ethische Basis für den Erfolg des KI-Standortes Schweiz.
Quelle: https://www.s-ge.com/de