Spannende Voten und Diskussionen an der Expertsuisse Jahrestagung

Die digitale Transformation, verbunden mit künstlicher Intelligenz, nimmt immer mehr Fahrt auf und muss auch in Wirtschaftsprüfung, Steuerwesen und Treuhand vorangetrieben werden. Dabei darf die Bedeutung der gesellschaftlichen Verantwortung jedoch nicht ausser Acht gelassen werden. Diese Fragen bildeten den Kern der Diskussionen und Referate an der diesjährigen Jahrestagung von Expertsuisse, dem Expertenverband für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand.

Bundesrat Beat Jans setzte mit seiner Rede einen Höhepunkt an der diesjährigen Jahrestagung von Expertsuisse. (Bild: zVg/Expertsuisse)

Rund 600 Teilnehmende folgten gespannt den Referaten und Paneldiskussionen an der diesjährigen Jahrestagung von Expertsuisse, die sich «Künstliche Intelligenz – Werden Wirtschaftsprüfung, Steuerwesen und Treuhand revolutioniert?» als Thema gesetzt hatte. Einen Höhepunkt setzte Bundesrat Beat Jans, der im Dezember in den Bundesrat gewählt wurde und Anfang Jahr die Verantwortung für das Justiz- und Polizeidepartement von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider übernommen hatte. In seinem Gastwort betonte er die Unternehmensverantwortung und gab einen Ausblick auf die Herausforderungen, mit denen unser Staat und unsere Wirtschaft konfrontiert sein werden.

Dass die künstliche Intelligenz wie Elektrizität sei, die überall sein werde und die Welt verändere – eine Aussage der Stanford-Professorin Fei-Fei Li –, darüber waren sich Referierende und Plenum einig. Wie aber gehen wir mit ihr um und wie wird sie unsere Welt und unsere Arbeit verändern?

Der Einsatz künstlicher Intelligenz kann zu Nachlässigkeiten führen

Sabine Bienefeld, Arbeits- und Organisationspsychologin und Dozentin an der ETH Zürich, wies auf die Verantwortung hin, die Experten heute wie morgen tragen und die einer Kontrolle unterworfen sein muss. Eine effektive Kontrolle erfordert, dass in diesem System stets Personen mit umfassendem Prozessverständnis eingebunden sind. Der Einsatz künstlicher Intelligenz kann in Verbindung mit kognitiver Überlastung zu Nachlässigkeiten führen. Gefahren sieht sie sowohl im Verlust von Kontextwissen und Expertenintuition als auch in der Zerstückelung der Arbeit, die zu Demotivation und Erschöpfung führen kann.

Dass künstliche Intelligenz die Wirtschaftsprüfung revolutionieren wird, davon ist auch Frank Eilers, Experte für Digitalisierung und neue Arbeit, überzeugt. Sie wird menschliche Fehler reduzieren und die Effizienz steigern können. Die grösste Herausforderung für Prüfunternehmen wird jedoch nicht die Implementierung von KI sein, sondern die Anpassung der Unternehmenskultur an diese neue Realität. Wirtschaftsprüfer werden nicht überflüssig, jedoch wird sich ihre Rolle drastisch verändern.

Die künstliche Intelligenz steht erst am Anfang

Im Podium zur Verwendung der künstlichen Intelligenz in der Wirtschaftsprüfung gab Florian Häller als Director, Audit Corporates, einen Einblick in konkrete Anwendungsbeispiele bei KPMG und diskutierte im Anschluss mit Max Schmolke, Transformation Manager bei DataSnipper, und Alexander Grimm, Co-Founder und CEO von aspaara, was es braucht, damit es nicht bei der Idee bleibt, sondern diese in die erfolgreiche Umsetzung kommen.

Neue Blickwinkel in die Diskussion um die Frage, ob Mensch oder Maschine die Kontrolle übernehmen werde, brachte Kevin Schawinski, CEO von Modulos und Dozent an der ETH Zürich ein, der bei der künstlichen Intelligenz eine gewisse Ernüchterung feststellt. Er betonte aber, dass sie erst am Anfang steht und mit ihr verbundene Ängste unbegründet seien. Zurzeit werde die Entwicklung stark von der Geopolitik beeinflusst. Bei der Frage um die Kontrolle der KI sieht er ein Wettrennen zwischen den USA und China. Dass die künstliche Intelligenz gewissen Regulierungen unterworfen sein müsse, sei unbestritten. Dabei gehe es aber weniger um den Konsumentenschutz als um strategische Dimensionen.

«Als Kind musste ich in der Primarschule einen Aufsatz zum Thema «Wie sieht die Welt im Jahr 2000 aus?» schreiben. Vieles von dem, was mein Lehrer damals als Resultat meiner überbordenden kindlichen Fantasie abgetan hat, ist heute – ein Vierteljahrhundert nach der Jahrtausendwende – Realität. An der diesjährigen Expertsuisse Jahrestagung haben uns die verschiedenen Referentinnen und Referenten aufgezeigt, wohin der weitere Weg führen wird. Die Diskussionen haben aber klar gemacht: Expertenwissen und Expertenintuition werden auch in Zeiten der künstlichen Intelligenz unentbehrlich bleiben», sagt Peter Ritter, Präsident von Expertsuisse.

Quelle: www.expertsuisse.ch

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