Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsbranche und die wirtschaftlichen Herausforderungen
Rund 600 Teilnehmende trafen sich an einem der grössten Wirtschaftsevents der Schweiz: Der EXPERTsuisse Jahrestagung in Bern. Zusammen mit Bundesrat Ueli Maurer und weiteren hochkarätigen Referenten aus Politik und Wirtschaft wurden Themen wie die Mindestbesteuerung von Unternehmen oder die neusten Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit erörtert sowie auf die hohe Bedeutung der Prüfungs- und Beratungsbranche für einen starken Wirtschaftsstandort Schweiz hingewiesen.
Bundesrat Ueli Maurer sprach in seiner Grussbotschaft an die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsbranche über die unumgängliche Notwendigkeit der OECD-Steuerreform und deren Umsetzung in der Schweiz, zudem präsentierte er eine Auslegeordnung der aktuellen finanzpolitischen Herausforderungen des Bundes. Die Bundesparlamentarier Judith Bellaiche und Erich Ettlin betonten in einem Podiumsgespräch, dass Inflation, Energiekrise und generell die Entwicklung der Bundesfinanzen uns weiter intensiv beschäftigen werden. Sie wiesen auch darauf hin, dass auch bezüglich Digitalisierung und neuen Arbeitsformen die Schweiz gefordert ist, den Anschluss nicht zu verlieren. Alle Vertreter aus Bundesbern waren sich zudem einig, dass für einen starken Schweizer Wirtschaftsstandort das Steuersystem eine wichtige Rolle spielt.
Verrechnungssteuerreform gescheitert – Reformen hinsichtlich der OECD-Mindeststeuer zwingend
Die nicht erfolgreiche Abstimmung zur Teilabschaffung der Verrechnungssteuer vom 25. September 2022 wurde als eine verpasste Chance zur Stärkung des Schweizer Wirtschaftsstandorts im Vergleich zum Ausland bezeichnet. Eine nochmalige Abstimmungsniederlage – bei dem viel gewichtigeren Thema der internationalen Steuerkompatibilität bei möglichst grosser Schweizer Standortattraktivität – könne sich die Schweiz nicht leisten, so der Tenor an der Veranstaltung. EXPERTsuisse-Fachbereichspräsident Steuern, Daniel Gentsch, brachte es wie folgt auf den Punkt: «Es gibt viele Steueranliegen im Raum, jetzt gilt es mit Blick auf Standortattraktivität, Mehrheitsfähigkeit und Finanzierbarkeit die Prioritäten richtig zu setzen.»
Nachhaltigkeitsentwicklungen betreffen Unternehmen wie auch Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsbranche
Prof. Thomas Berndt wies auf die internationalen Entwicklungen hin und führte aus, dass das Thema der Nachhaltigkeit in Berichterstattung und Prüfung zunehmend auch die Schweizer Wirtschaft erreichen wird. EXPERTsuisse-Fachbereichspräsident Wirtschaftsprüfung, Alessandro Miolo, zeigte in der Paneldiskussion auf, dass neben multinationalen Unternehmen mit den verschiedenen Aspekten der Lieferketten, auch Schweizer KMU sich über die nächsten Jahre intensiv mit diesem Thema beschäftigen werden. Thomas Koller, Fachbereichspräsident Wirtschaftsberatung und Treuhand, sah dies als grosse Chance auch für kleine und mittelgrosse Mitgliedunternehmen von EXPERTsuisse, hier eine wichtige Multiplikatoren-Rolle wahrzunehmen. Dabei dürfte die an der Jahrestagung bekanntgegebene Branchenpartnerschaft mit «Digitaler KMU Checkup Nachhaltigkeit» (by tfy-consult) unterstützend beitragen.
Fachkräftegewinnung und Dienstleistungsqualität erfordern Multidisziplinarität
Verbandspräsident Peter Ritter zeigte auf, dass alle Grössenklassen von Mitgliedunternehmen relevante Umsätze in den Fachgebieten «Audit & Assurance», «Tax & Legal» sowie «Consulting & Business Services» erzielen: «Beratung ist für alle Grössenklassen heute bereits ein wichtiges Geschäftsfeld, welches wir als Verband verstärkt unterstützen möchten». Marius Klauser, Direktor und VR-Delegierter von EXPERTsuisse, ergänzte: «Generell zeigt sich, dass das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen eine notwendige Bedingung ist für hohe Qualität in Prüfungs- und Beratungsmandaten und darüber hinaus ein wichtiger Aspekt der Arbeitgeberattraktivität, wenn es darum geht neue Leute zu gewinnen.» Top-Absolventen in Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand standen auch auf der Bühne der Jahrestagung im Rahmen der Verleihung des Newcomer-Awards.
Integration von ASCO in EXPERTsuisse per 1. Januar 2023
Der Schweizer Verband der Managementberater ASCO wird per 1. Januar 2023 vollständig in EXPERTsuisse integriert. Marius Klauser zeigte auf, wie die so genannte «Transformation 2025» – bis zum 100-jährigen Jubiläum von des Verbands und darüber hinaus – aussehen wird. Um die grossen Trends der Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Branche und für die Wirtschaft optimal nutzen zu können, braucht es ergänzende Kompetenzen. «Da kundenorientierte Beratung und ganzheitliche Führung dabei an Bedeutung gewinnen, ist die Integration von ASCO in EXPERTsuisse ein wichtiger Schritt in der Verbandsentwicklung», sagt Marius Klauser. Aus der bisherigen Kooperation mit ASCO wird eine vollständige Integration, womit Beraterinnen und Berater von EXPERTsuisse und von ASCO Mitgliedunternehmen eine Integrations- und Weiterbildungsplattform bei EXPERTsuisse (Consulting & Business Services) erhalten und sich schweizweit als Berufsstand stärken können.
Neben der Integration von ASCO geht EXPERTsuisse zudem eine Kooperation mit dem Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge (CHDU) ein, bei der es um die Bildung und Zertifizierung von Kompetenzen im Bereich der ganzheitlichen Nachfolgeberatung geht. Dadurch wird das Beratungs-Ökosystem weiter gestärkt, wie die Verbände mitteilen.
Quelle: EXPERTsuisse