Export-Aussichten nähern sich dem langfristigen Trend an

Mit überdurchschnittlichen Export-Aussichten dürfte es vorbei sein: Nach grossem Optimismus durch die «Wiedereröffnung» der Weltwirtschaft im letzten Jahr, erschüttert die russische Invasion in die Ukraine das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten. Die Schweizer Wirtschaft profitiert allerdings noch vom positiven Trend der Pandemie-Bewältigung.

Die Schweizer Wirtschaft profitiert zwar noch vom positiven Trend der Pandemie-Bewältigung, doch auch hierzulande trüben sich die Export-Aussichten ein. (Bild: Pixabay.com)

Der Allianz Trade Export Forecast steht im Mai 2022 auf 0.33 Punkten. Noch im Februar notierte er 0.69 Punkte. Langsam nähert sich der Indikator damit dem langfristigen Trendwachstum an. Noch stehen die Signale zwar auf überdurchschnittliches Exportwachstum, wie die Analyse zeigt. Lässt allerdings eine Entspannung der Krisenherde länger auf sich warten, droht im Jahresverlauf eine schärfere Gegenbewegung bei den Export-Aussichten. Die Wachstumsprognosen für den Welthandel wurden bereits nach unten angepasst.

Export-Aussichten: Optimismus weicht Realismus

Nachdem die «Wiedereröffnung» der Weltwirtschaft im letzten Jahr für viel Optimismus unter Exporteuren gesorgt hat, dürfte die Entwicklung des Welthandels 2022 nun doch deutlich verhaltener ausfallen als erwartet. Die russische Invasion in die Ukraine hat das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher erschüttert, die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben und den coronabedingten Lieferkettenstress – zuletzt befeuert vor allem durch Chinas Null-Covid-Strategie – nochmals verstärkt. «Unsere Prognose für den Welthandel 2022 haben wir dementsprechend nach unten korrigiert von 6 % auf 4 %», erläutert Allianz Trade Europa-Ökonomin Katharina Utermöhl. Für die Schweiz rechnet Allianz Trade für 2022 mit einem Wachstum des BIP von 2.2 % (2023: +1.3 %) und einem Exportzuwachs von 4 % (2023: +3 %).

Schweizer Aussenhandel: Wachstum im ersten Quartal

Der schweizerische Aussenhandel wuchs auch im ersten Quartal des Jahres 2022 und erreichte einen neuen Höchststand. Während die Importe weiter an Fahrt gewannen, verloren die Exporte leicht an Schwung. Der Handelsbilanzüberschuss ging deutlich zurück, um 2.8 Mrd. Franken. Gegenüber dem 4. Quartal 2021 legten die Exporte nominal 1.2 % zu. Real – das heisst inflationsbereinigt – resultierte ein Plus von 2.4 %. Den grössten Beitrag zum Quartalsplus leisteten die Exporte von Uhren, welche um 5.3 % zulegten. Es folgten die Metalle mit 6.3 % sowie die Maschinen und Elektronik mit 2.4 %. Die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten stiegen um 4.2 %. Derweil verringerten sich die Exporte von chemisch-pharmazeutischen Produkten leicht (-0.7 %). Trotz des Anstiegs bei den immunologischen Produkten (+7.1 %) drückte der Exportrückgang bei den pharmazeutischen Wirkstoffen (-10 %) das Gruppenergebnis ins Minus. Hier sind die hohen Ausgangsniveaus bzw. Basiseffekte zu berücksichtigen.

Stark steigende Kosten bei den Energieträgern

Im ersten Quartal wurden gegenüber dem Vorquartal um 6.7 % mehr Güter importiert (real betrug das Plus 2.7 %). Abgesehen von Bijouterie und Juwelierwaren (-15,1 %), Textilien, Bekleidung und Schuhe (-3.7 %) sowie Präzisionsinstrumenten (-0.5 %) verzeichneten die übrigen Warengruppen einen Importanstieg. Den grössten Beitrag lieferten mit +1.8 Mrd. Franken die Energieträger (+46 %). Dieser Anstieg ist allerdings nicht auf höhere Volumen, sondern ausschliesslich auf steigende Preise zurückzuführen (real +0.8 %). Stark zugelegt haben ebenfalls die Importe von chemisch-pharmazeutischen Produkten, welche um 11.8 % wuchsen. Auch die Importe von Metallen notierten höher (+4,2 %) und setzten damit ihren seit sieben Quartalen anhaltenden Wachstumstrend fort.

Schweizer Exporteure behaupten sich besser als ihre EU-Kollegen

Die Schweizer Exporteure werden die gedämpfte globale Nachfrage auch zu spüren bekommen. Insbesondere die deutliche Konjunkturabkühlung in wichtigen Handelspartnerländern wie Deutschland, Grossbritannien und Frankreich, die zusammen 30 % der Schweizer Exporte absorbieren. Allerdings werden sich wohl die Schweizer Exporteure besser behaupten als ihre EU-Kollegen. Zum einen ist die Schweizer Wirtschaft weniger abhängig von Vorprodukten aus Übersee, so dass die Industrie nicht so stark von Lieferengpässen betroffen sein dürfte. Zum anderen sollten die weniger konjunktursensitiven Exporte der Sektoren Chemie und Pharma – welche zusammen rund 40 % der Schweizer Gesamtexporte ausmachen – erneut eine verlässliche Stütze sein. Allerdings beobachten die Analysten mit Spannung die Auswirkungen des Zusammentreffens von steigenden Preisen und sinkender Konjunktur. Diese Konstellation birgt das Risiko eines „Perfect Storm“, der eine Normalisierung nachhaltig stören würde.

Quelle: Allianz Trade

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