Generationenwechsel in der Firma: Wie er (nicht) gelingt
Es ist hinlänglich bekannt: Ein Generationenwechsel in der Firma ist mit vielen Fallstricken verbunden. Das weiss Unternehmensberater, Keynote-Speaker und Buchautor Bruno Aregger aus eigener Erfahrung. Gedankenanstösse, wie man als Unternehmer über Generationen erfolgreich sein kann, hat er nun in einer Art Roman verpackt.
Und so beginnt die Geschichte: Marco Maurer kommt auf den Seychellen an. Zunächst deutet nichts auf einen erholsamen Urlaub auf der paradiesischen Inselgruppe im Indischen Ozean hin. Zunächst regt Marco sich über einen älteren Fluggast auf, dann über die Rezeptionistin im Hotel, und auch sonst scheint sich beim Protagonisten einiges an Frust aufgestaut zu haben. Denn er hat ein Problem: Er soll die Firma seines Vaters übernehmen, obwohl er dazu keine Lust hat. Hinzu kommt seine Freundin, die ihn mit Heirats- und Kinderwunsch unter Druck setzt, offensichtlich aber mehr an seinem Geld interessiert ist. Marcos Reise auf die Seychellen entpuppt sich zunächst als Flucht vor der Verantwortung.
Ein Unternehmen «schlüsselfertig» machen
Doch dann tritt Rob – ausgerechnet jener Fluggast, der Marco mit der Aussage, sein Leben bestehe nur aus Ferien, provoziert hat – in sein Leben und gibt diesem eine neue Wende. Denn es stellt sich heraus, dass es sich bei Rob um einen erfolgreichen Unternehmer handelt, der seine Firma eher unkonventionell führt – in jedem Fall anders, als es Marco von seinem patriarchalischen Vater kennt. Bei diesem laufen alle Fäden zusammen, kein Entscheid wird ohne sein letztes Wort gefällt. Und dazu gehört es auch, dass er über die Firmennachfolge bestimmt: Sein Sohn Marco soll es sein. Rob lädt Marco an eine geheimnisvolle Party auf einer Privat-Insel ein. Es stellt sich heraus, dass Robs Firma jährlich die Führungscrew zu einem luxuriösen Anlass einlädt, um «über die aktuelle Situation in unserem Unternehmen zu sprechen», wie Marco dann vor Ort erfährt. Allmählich erliegt Marco der Faszination einer für ihn neuartigen Unternehmenskultur. Dann läuft ihm mit Stefanie auch noch eine ebenso faszinierende Frau über den Weg. Sie verrät ihm erste Geheimnisse hinter Robs erfolgreicher Unternehmensführung und lädt ihn ein, als Gast mehr darüber zu erfahren. Dann beginnt für ihn so etwas wie eine «Lebensschule» für Unternehmer in geraffter Form: Marco macht sich Gedanken über seine Rolle in der Firma seines Vaters, prägt sich Sätze ein wie «mehr AM statt IM Unternehmen arbeiten» oder «mache dich von Beginn an überflüssig» oder «Viel Arbeit bringt nicht unbedingt mehr Geld». Nach und nach erschliesst sich Marco der Weg, wie man ein Unternehmen «schlüsselfertig», d.h. fit für eine Nachfolgeregelung macht. Wie Marcos Entscheid am Schluss aussieht, sei hier nicht verraten, nur so viel: Das Buch endet mit einem Lächeln…
Generationenwechsel in der Firma als Frage optimaler Unternehmensführung
Der Autor Bruno Aregger, der selbst Unternehmer bei der Firmennachfolge begleitet, verarbeitet in diesem «Business-Roman» seine Vorstellungen eines optimal geführten Unternehmens. Die Rahmenhandlung ist geschickt gewählt: Ein frustrierter Unternehmer-Sohn wird aus der «Hölle» einer patriarchalisch geführten Firma quasi zufällig ins «Paradies» einer Unternehmenskultur geworfen, in der alles zu stimmen scheint: Der Umgang der Mitarbeitenden, ein hohes Mass an Selbstverantwortung aller, flache Hierarchien, eine gesunde Mischung von intrinsischer und extrinsischer Motivation der Schlüsselpersonen, die allesamt weniger «Chefs», sondern viel mehr «Coaches» und «Mentoren» sind. Und etwas Romantik und landeskundliche Informationen zu den Seychellen dürfen auch nicht fehlen. Die Figuren sind – manchmal vielleicht etwas klischeehaft – klar gezeichnet: Da der frustrierte Marco, der weiss, dass er eine Firma übernehmen muss, die so gar nicht zu ihm passt, dort der joviale Rob, der zeigt, wie viel Spass Unternehmertum machen kann. Und dann auch Stefanie als «rettender Engel», die Marco an die Hand nimmt, ihm neues Wissen, andere Ansichten und letztlich jene Erkenntnisse vermittelt, die Marco zu seinem Entschluss führen. Marcos Vater, den man als Inbegriff von überholten Vorstellungen, wie man eine Firma zu führen hat, sehen kann, und Marcos Mutter, die sich durch Scheidung und Gründung eines Startups rechtzeitig aus den Sachzwängen eines Familienunternehmens befreit hat, spielen ebenfalls ihre Rollen auf Marcos Weg zu einem «optimalen» Unternehmer.
Ein Roman als Sachbuch
Fazit nach der Lektüre: Bruno Areggers Buch ist ein Ratgeber für Unternehmerinnen und Unternehmer, die selbst vor einem Generationenwechsel in der Firma oder sonst an einem unternehmerischen Scheideweg stehen. Trotz «romantischer» Rahmenhandlung bleibt es ein Sachbuch, das aber gewiss unterhaltsamer zu lesen ist als manch andere Fachliteratur zu Themen wie Unternehmensführung, Nachfolge, Unternehmenskultur usw. Denn in Form einer «Wirtschaftsromanze» lassen sich die emotionalen Aspekte einer Unternehmensnachfolge und wichtige Botschaften für deren Bewältigung auf ideale Weise vermitteln. Ein guter Geist im Unternehmen muss kein Hirngespinst sein, auch keine Utopie; die praktischen Winke für den unternehmerischen Alltag, die Bruno Aregger in eine Rahmenhandlung verpackt, sind praktikabel und umsetzbar – benötigen aber wie bei der Hauptfigur eine Veränderung des persönlichen Mindsets. Das in dieser Form leicht lesbare Buch hätte allerdings noch eine etwas sorgfältigere Textredaktion verdient. Aber das lässt sich ja in einer zweiten Auflage nachholen, denn eine solche hat das Buch durchaus verdient.
Bruno Aregger
Mein Sohn übernimmt meine Firma nicht
Über Generationen erfolgreich sein.
ISBN 978-3-9524975-2-4 (Print)
ISBN 978-3-9524975-3-1 (E-Book)
1. Auflage 2020