KMU Swiss Podium 2020: «Kultur ist keine Projektarbeit»
Ein weiterer Wirtschaftsanlass unter «Corona-Bedingungen» fand am 3. September 2020 im Campussaal Brugg/Windisch statt: Das KMU Swiss Podium 2020. Referenten aus Wirtschaft, Politik und Showbusiness gestalteten einen gleichermassen informativen wie unterhaltenden Nachmittag und Abend.
Es war sowohl Veranstalter Armin Baumann von KMU SWISS AG wie auch vielen Gästen anzumerken: Man genoss es, sich wieder einmal von Angesicht zu Angesicht zu treffen und Gespräche zu führen abseits von Homeoffice und Videokonferenzen. Die Organisatoren unternahmen alles, um die Hygienevorschriften, Abstandsregeln und das Contact Tracing zu gewährleisten, die damit verbundenen «Abstriche» an der Spontaneität waren aber überschaubar. Der Beweis wurde erbracht, dass grössere Live-Veranstaltungen wieder mehr oder weniger problemlos durchgeführt werden können – und deren Besuch eigentlich kein Risiko darstellen sollte.
Dass Anlässe wie das KMU Swiss Podium 2020 einem Bedürfnis entsprechen, zeigte sich an der Anwesenheit von rund 250 Gästen. «Die Leute wollen zusammenkommen», sagte Armin Baumann einleitend. Die digitale Welt sei eben nicht alles, sie habe sich aber gleichwohl «ein bisschen» durchgesetzt, so Baumann weiter. Ersetzen könne sie den persönlichen Kontakt aber niemals. So gesehen passte auch das Tagungsmotto «Kult und Kultur», denn persönliche Gespräche gehören schliesslich zu unserer Kultur.
Innovation – auch eine Frage der Kultur
Im ersten Referat ging es dann aber um eine andere Facette: «Innovationsmanagement als Kulturwandel» lautete das Thema von Dr. Harald Brodbeck (Fernfachhochschule Schweiz FFHS) und Sabrina Ernst (Neosight AG). Sie betonten, dass man Kultur einem Unternehmen nicht einfach über Projektarbeit vermitteln kann. Erst recht nicht, wenn daraus eine Innovationskultur entstehen soll. Idealerweise ermöglicht aber Kultur erst Innovation, und Innovation formt wiederum Kultur. Diesen Kreislauf gilt es anders zu aktivieren. Die Referenten zeigten dies anhand von vier Stellhebeln: Innovationsstrategie (es braucht Klarheit über Ziele), Innovationsstrukturen, Innovationsprozesse und Innovationswerkzeuge. Letzteres benötige auch die Existenz einer Fehlerkultur – etwas, womit sich in der Erfahrung der beiden Referenten noch viele Unternehmen schwer tun.
Thomas Matter, SVP-Nationalrat und Gründungspartner der Helvetischen Bank, machte sich anschliessend Gedanken zum Thema «Konzern- versus KMU-Kultur». Er betonte, dass die Wirtschaft, indem sie Arbeitsplätze schafft und vielen Menschen damit eine Existenz ermöglicht, eine enorme kulturelle Leistung erbringe. Er zog eine klare Linie zwischen den Unternehmern, die ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und Arbeitsplätze schaffen und Managern, die sich «üppig beim Geld bedienen, das ihnen nicht gehört». Und keinen Hehl machte er aus seiner Meinung zur Beziehung unseres Landes mit der EU und der Personenfreizügigkeit, womit er aber nicht das ganze Publikum abzuholen vermochte.
Auch am KMU Swiss Podium 2020 ein Thema: Künstliche Intelligenz
Kein Anlass ohne das Thema «Künstliche Intelligenz»: Das war auch am KMU Swiss Podium 2020 nicht anders. Nino Weingart von BSI Business Systems Integration AG erläuterte, wie und wo KMU künstliche Intelligenz einsetzen können. Vier Voraussetzungen müssten dabei erfüllt sein: Erstens muss ein geeigneter Business Case vorliegen, den man als Unternehmen perfekt kennen müsse. «Nie ein KI-Projekt machen, wenn es auch ohne gehen würde», so der Tipp des Experten. Zweitens geht es um Daten bzw. deren Verfügbarkeit und Qualität, drittens um das richtige Team und viertens das Budget. Die wenigsten KMU verfügen aber über entsprechende Ressourcen, deshalb biete sich als Ansatz «AI as a service» an.
Viele KMU sind international tätig und damit erfolgreich. Dass der Weg zum Erfolg im Ausland durchaus auch steinig sein kann, zeigte Simone Wyss Fedele, CEO von Switzerland Globale Enterprise (S-GE). Sie wies darauf hin, dass Kulturunterschiede zwischen Ländern besonders am Anfang noch häufig unterschätzt würden. Anhand von Beispielen aus den USA, China, Südkorea und dem Mittleren Osten zeigte sie, worauf es zu achten gilt, wenn man in diesen Ländern erfolgreich Geschäfte machen will.
Und zum Schluss ein Stargast
Den letzten Teil des Nachmittags leitete der Aargauer Regierungsrat Urs Hoffmann mit seinen Ausführungen zu «Innovative Frauen und Männer im Aargau» ein. Anschliessend bildete die von Moderator Michael Sokoll geführte Podiumsdiskussion mit ihm und dem eigentlichen «Stargast», der Schauspielerin, Moderatorin («RTL Samstagnacht») und Regisseurin Esther Schweins, den abschliessenden Höhepunkt. Ebenfalls für spektakuläre Unterhaltung zwischen den einzelnen Referateblöcken sorgte das Duo «inmot!on» mit seinen Showeinlagen mit Jojos, Leuchtstäben und anderen «Spielzeugen».