Ethische Probleme bei KI, Robotik & Co. werden zu wenig angegangen
Unternehmenslenker sehen mehrheitlich ethische Probleme bei KI, Robotik & Co. Aus diesem Grund gewinnt Digital Ethics im Management und bei Verwaltungsräten schneller an Bedeutung als IT-Sicherheit, wie eine neue Untersuchung zeigt.
Unternehmen müssen schnell handeln, um die ethischen Herausforderungen anzugehen, die sich aus Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI), Robotik & Co. ergeben. Das zeigen aktuelle Untersuchungen von Avanade, einem nach eigenen Angaben führenden digitalen Innovator im Microsoft-Ökosystem. Entsprechende Informationen aus dem neuen „Trendlines“-Bericht des Unternehmens besagen, dass die Missachtung ethischer Verantwortlichkeiten das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern gefährden kann – samt Warnung vor daraus resultierenden Umsatzeinbussen und Wettbewerbsnachteilen. Damit bergen ethische Herausforderungen auch volkswirtschaftlichen Sprengstoff.
Ethische Probleme werden gesehen
Befragt wurden in zwölf Ländern insgesamt 1.200 sogenannte „C-Levels“ aus grossen Unternehmen, also hochrangige IT- und Business-Entscheider. Die Mehrheit der Rückmeldungen (82 Prozent) ergab, dass digitale Ethik zwar als Grundlage für die erfolgreiche KI-Nutzung erforderlich ist. Gleichzeitig gaben jedoch 81 Prozent der Interviewten an, dass ihnen das uneingeschränkte Vertrauen in ihre Organisationen fehlt, angemessene Vorbereitungen zu treffen. Somit sehen vier von fünf Teilnehmern Defizite, ethische Probleme im Zusammenhang mit KI, Robotik und ähnlichen Technologien anzugehen.
Andreas Schindler, Geschäftsführer der Avanade Schweiz GmbH, sagt, dass digitale Ethik als Thema auf der Agenda der Vorstandsetagen noch schneller an Bedeutung gewänne als IT-Sicherheit: „Zunehmend kommen Kunden auf uns zu, um entsprechende geschäftskritischen Diskussionen zu führen. Eine belastbare Ethik-Rahmenordnung spielt für den Aufbau langfristiger, vertrauenswürdiger Beziehungen zu Kunden, Mitarbeitern und anderen Interessengruppen eine zunehmend wichtige Rolle.“
Berufsbild Ethik-Beauftragte
Während Compliance-Beauftragte heute in den Unternehmen üblich sind, ist das bei Ethik-Beauftragten derzeit noch nicht der Fall. Das wird sich ändern: Avanade prognostiziert hier mit Blick auf digitale Ethik in den nächsten ein bis drei Jahren einen deutlichen Anstieg entsprechender Positionen. Diese Rollen könnten über weitreichende Querschnittsfunktionen in die meisten anderen Geschäftsbereiche verfügen, einschliesslich Compliance, Risikomanagement, Produktentwicklung, Marketing, Marken- und Reputationsmanagement sowie Corporate Citizenship und mehr.
Folgerichtig hat Avanade innerhalb des eigenen Unternehmens eine globale, funktionsübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet. Sie ist für die Entwicklung und Steuerung des entsprechenden internen Ethikrahmens verantwortlich. Dieses Framework umfasst vier Komponenten: Fairness und Inklusion, menschliche Verantwortlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Anpassungsfähigkeit. Daraus abgeleitete Entscheidungen trifft letztendlich das „Ethics and Compliance Council“ des Unternehmens.
„Digitale Ethik wird immer mehr Diskussionsthema im Vorstand. Es liegt jedoch in der Verantwortung aller, dass ihr Unternehmen die ethischen Folgen des Handelns berücksichtigt“, meint Schindler. „Handeln bedeutet, Leitsätze festzulegen, diese nach innen und aussen transparent zu machen und Schulungen anzubieten. Auch der Einsatz von Ethik-Hackern für unangekündigte Überprüfungen ist empfehlenswert, ebenso die Beteiligung an der öffentlichen Diskussionen. Am wichtigsten ist jedoch, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl Best Practices als auch Werkzeuge erhalten, um ‚Ethik by Design‘ in ihre Arbeit einzubauen.“