Arbeitswelt der Zukunft: Es gibt noch viel zu tun
Am 17. Juni 2019 fand in Neuhausen am Rheinfall der 62. ITS Techno-Apéro statt. Das Thema lautete: «Digitale Arbeitswelt – Wie tickt die Wirtschaft von morgen?» Am Anlass nahmen rund 60 Personen teil, hauptsächlich Unternehmer und Führungskräfte aus der Region Schaffhausen.
Im Rahmen eines Impulsreferats zum Thema «Arbeitswelt 4.0 im Umfeld der digitalen Transformation» stellte Prof. Dr. Marc K. Peter von der FHNW Olten erste Ergebnisse einer Studie vor, die 2019 durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um eine Vertiefungsstudie zur bereits 2017 vom Referenten herausgegebenen Untersuchung «KMU-Transformation». Mit rund 1200 Teilnehmenden ist nun die Studie «Arbeitswelt 4.0» die schweizweit bisher grösste Untersuchung zu diesem Thema. Sie fokussiert auf das Handlungsfeld «Digital Leadership & Culture» unter der Betrachtung neuer Ansätze in Führung, Kultur und Arbeit – alles Bereiche, die innerhalb der digitalen Transformation einer Rolle spielen. Das Team rund um Prof. Dr. Marc K. Peter geht von der These aus, wonach im Zentrum einer erfolgreichen Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft der Dreiklang «People – Place – Technology» stehe. Es gehe dabei vor allem um ein sinn- und wirkungsvolles Zusammenspiel dieser drei Bereiche. Unter diesem Aspekt wurde ein Fragekatalog erstellt und die Befragung im Frühling 2019 durchgeführt.
Arbeitswelt der Zukunft entwickeln: Mitarbeitende zu wenig eingebunden
Wie verstehen die Befragten die Arbeitswelt 4.0? Die dominanten Begriffe aus den Antworten sind Digitalisierung, neue Arbeitsformen, aber auch Assoziationen wie Flexibilität bezüglich Arbeitszeit und Arbeitsort, Vernetzung und die Veränderung ganz allgemein. Die Arbeitgeber sagen von sich, sie stünden entweder «ganze am Anfang» (43 %) der Arbeitswelt 4.0 oder «mitten drin» (45 %). «Es gibt also noch viel zu tun», so ein Fazit von Marc K. Peter.
Dies zeigt auch die Antwort auf die Frage nach der Einbindung der Mitarbeitenden in die Umsetzung der Arbeitswelt 4.0: Nur 27 Prozent der Befragten antworteten hier mit «Ja». Das heisst: 73 Prozent der Arbeitnehmenden werden nicht in den Veränderungsprozess eingebunden – oder aber das Unternehmen erachtet dies als nicht nötig! Ein Befund, der zu denken geben sollte.
Generationenübergreifende Zusammenarbeit
Als massgebliche Treiber der Arbeitswelt der Zukunft sehen die Befragten die Innovation (66 %) und die Kommunikation (64 Prozent). Als grösste Barrieren werden fehlendes Know-how (42 %) und eine nicht mehr zeitgemässe Führung bzw. Organisations-Struktur (41 Prozent) gesehen. Aus diesem Ergebnis ist deutlich erkennbar, wie notwendig ein Kulturwandel ist, um die Arbeitswelt 4.0 überhaupt realisieren zu können. Als Handlungsempfehlung nennen die Studienautoren etwa das bewusste und proaktive Einbeziehen der Generation Z in diesen Prozess. Es gelte, ihr Potenzial zu nutzen, um eine generationsübergreifende Akzeptanz und Zusammenarbeit zu fördern.
Stressfaktor Digitalisierung
Neben den Studienresultaten wies Marc K. Peter auf weitere Herausforderungen im Zusammenhang mit der Arbeitswelt 4.0 hin: Die fortschreitende Digitalisierung führt zu mehr Stress. Gemäss dem Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz befindet sich derzeit knapp die Hälfte der Erwerbstätigen hinsichtlich Stress im sensiblen Bereich. Nicht nur ist da die Unternehmensführung gefordert, gezielte Präventionsmassnahmen zu ergreifen, sondern auch die Arbeitswelt 4.0 kann hier einen positiven Beitrag leisten, etwa durch Stärkung von Flexibilität und Zusammenarbeit. Indes: Neue Spannungsfelder und neue Anforderungen an die Unternehmenskultur sind auch da nicht zu vermeiden.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie sowie ein Praxisleitfaden stehen ab Herbst 2019 der Schweizer Wirtschaft zur Verfügung. Weitere Informationen