Reinigungsbranche: Höhere Mindestlöhne sind kein Ersatz für den Respekt

Der Verband der Schweizer Reinigungs-Unternehmen Allpura erkennt in der fehlenden Wertschätzung für die Reinigungsmitarbeitenden immer noch ein grosses Defizit. Diese drückt sich unter anderem in der unfairen Gestaltung und Honorierung von Aufträgen aus. Der Verband sieht in diesem Punkt Reinigungsbetriebe wie auch ihre Kunden in der Pflicht.

Trotz vieler positiver Veränderungen kämpft die Reinigungsbranche immer noch mit mangelnder Anerkennung. (Bild: Allpura)

Karin Funk, Geschäftsführerin von Allpura, dem Verband der Schweizer Reinigungs-Unternehmen, erklärt faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrages mitsamt Mindestlöhnen für Chefsache: «Allpura und unsere Mitglieder haben keinerlei Interesse an Verstössen gegen den Gesamtarbeitsvertrag. Einzelne schwarze Schafe bringen alle anderen Reinigungsbetriebe immer wieder in Misskredit. Dabei hält sich die überwiegende Mehrheit der Reinigungsfirmen an die Regeln! Sie setzen sich für faire Arbeitsbedingungen und Löhne ein, fördern Mitarbeitende durch Aus- und Weiterbildung und bezahlen oft Löhne, die über dem vereinbarten GAV-Lohn liegen.»

Wandel in der Reinigungsbranche

Tatsächlich hat – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – in der Schweizer Reinigungsbranche seit Jahren ein massiver Wandel stattgefunden. So haben sich die Mindestlöhne um rund 25% erhöht. Aktuell liegen sie für UnterhaltsreinigerInnen ohne Lehre bei CHF 3’422 zuzüglich 13. Monatslohn und Krankentaggeldversicherung. Für GebäudereinigerInnen EFZ, also nach abgeschlossener 3-jähriger Lehre, beläuft sich der Mindestlohn auf CHF 4’500 plus 13. Monatslohn. Zudem wird die Einhaltung der Löhne überwacht. So führt die Paritätische Kommission der Reinigungsbranche regelmässig Lohnkontrollen durch. Verstösse von Firmen werden mit Bussen geahndet. Zudem können Mitarbeitende von Reinigungsbetrieben, Kunden und Aussenstehende jederzeit der PK Reinigung vermutete Verstösse melden.

Faire Stundenansätze für gute Arbeit

«Der Verband Allpura und seine Mitglieder lehnen unfaire Arbeitsbedingungen wie Arbeit auf Abruf strikte ab! Doch zu jedem Auftrag gehören zwei. Im Zuge der Geiz-ist-geil-Mentalität finden manche Auftraggeber einen verrechenbaren Stundenlohn von CHF 30 immer noch angemessen, während für den Gärtner oder Elektriker selbstverständlich CHF 90 verrechnet werden. Mit verrechenbaren Stundenansätzen von CHF 30 kann jedoch kein Reinigungsbetrieb vernünftig haushalten. Wer Reinigungskräften helfen will, sollte sich einmal mit den Ansätzen befassen, die sein Arbeitgeber oder sein eigener Haushalt zahlen», erklärt Karin Funk.

Zusatzverdienst in der Reinigung sichert die Existenz

Prekäre Arbeitsbedingungen herrschen in manchen Branchen. Nur so kann es sich Allpura erklären, dass in der Reinigungsbranche viele Menschen einen Zusatzverdienst suchen – neben ihrem Job in einer anderen Branche. Insofern nimmt die Reinigungsbranche auch eine wichtige soziale und volkswirtschaftliche Aufgabe wahr – viele Menschen können dank ihres Nebenjobs in der Reinigung ihr schlechtes Salär in einer anderen Branche aufbessern und so ihre Existenz sichern. Karin Funk betont zudem die integrierende Rolle, die die Reinigungsbranche mit ihrem Migrationsanteil von 95% spielt: «Für viele Migranten, die noch nicht die Landessprache beherrschen, ist eine Tätigkeit in der Reinigung die erste Stufe für den Eintritt in das Schweizer Berufsleben. Dieser Schritt hilft ihnen, sich in unserem Land besser zu integrieren, soziale Kontakte zu knüpfen und Arbeitserfahrungen zu sammeln.»

Die Reinigung verdient – wie anderes Handwerk – Wertschätzung

Die Allpura-Geschäftsführerin betont, dass Wertschätzung auch in der Reinigungsbranche selbstverständlich sein sollte: «Effiziente, werterhaltende und umweltschonende Reinigung ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Professionelle Reinigung hat nichts Putzen zu tun, wie wir sie alle privat in unseren Haushalten kennen. Ohne Reinigungspersonal müssten Spitäler innert weniger Stunden schliessen. Die modernen Fassaden unserer Städte würden im Nu unansehnlich. Öffentliche Gebäude würden nicht mehr repräsentieren, und wir alle würden uns an unseren Arbeitsplätzen unwohl fühlen. Schon heute können viele davon ein Lied singen, dass ihr Arbeitgeber Kosten spart, indem er die Reinigung von Toiletten und Büros reduziert. Wir von Allpura erfahren zudem immer wieder von Ausschreibungen für Aufträge, die nur das Ziel von immer günstigeren Leistungen verfolgen. Aber das Gleiche immer noch billiger geht einfach nicht,» erklärt Karin Funk dezidiert.

Wertschätzung hängt für Allpura auch mit den Rahmenbedingungen von Aufträgen zusammen. Während wie in anderen Branchen in der Reinigung immer weniger Zeit für die Arbeit zur Verfügung steht, der Preisdruck zunimmt und die Margen schrumpfen, wächst die Herausforderung für die Reinigungsbetriebe. Denn höhere Löhne fordern ist eine Seite der Medaille, dass Kunden sie auch bezahlen, die andere.

Quelle: Allpura

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