Die Verknüpfung von Geschäftsstrategie und Personalbedarf
Am 19. Ostschweizer Personaltag, der am 28. September 2023 in St.Gallen stattfand war die Frage «Wie gestaltet man Personalmanagement in Zeiten des Fachkräftemangels?» die meist diskutierende frage, genauso wie viele andere. Im Zentrum stand der Fach- und Arbeitskräftemangel, diesmal allerdings weniger aus Rekrutierungs-Sicht. Der Ostschweizer Personaltag ist eine der bedeutendsten Personalfachtagungen in der Ostschweiz.
Der Saal in der St.Galler Olma-Halle 9.1 war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Beleg genug, dass das Thema des diesjährigen Ostschweizer Personaltags das Interesse der HR-Fachleute weckte: «Wenn das Personal fehlt und die Arbeit bleibt. Personalentwicklung im Fokus». Denn wenn es um die Bindung bestehender Mitarbeitender und deren Entwicklung gehe, hätten viele Unternehmen noch Nachholbedarf. Darauf wies Sibylle Olbert-Bock von der Fachhochschule OST in ihrer Einführung zur Tagung hin und verwies auf eine kürzlich durchgeführte Studie.
Im ersten Referat hielt Kai Berendes, Experte für strategisches Personalmanagement fest, dass in Organisationen die Lücke zwischen Personalbestand und Personalbedarf zu wenig erkannt werde. Die geschäftliche Dynamik, neue Geschäftsmodelle, Fokus auf neue Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit und die Personaldynamik halten zu wenig Schritt. Es ist daher ratsam, die Gestaltung der Geschäftsstrategie und die Personalplanung als eng miteinander verbundene Prozesse anzugehen. Dies erfordert die Betrachtung verschiedener Szenarien sowie die mögliche Einbeziehung von Daten zur besseren Entscheidungsfindung.
Leadership-Experte Matthias Mölleney hatte aber eine andere Meinung zu dem Thema. Er ergänzte, dass es eine neue Art von Führung braucht. Er plädierte für ein «Next Generation Leadership», das weniger auf Hierarchien, dafür auf Netzwerken beruht, weniger die Aufgaben und Ergebnisse ins Zentrum stellt, sondern Emotionen und Inspiration. Führung müsse weniger «von vorne», sondern mehr auch «von hinten» erfolgen. Die Gewährleistung von psychologischer Sicherheit sowie Respekt, Vertrauen und Wertschätzung sah Mölleney deshalb als stärkste Faktoren für den Team-Erfolg.
Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigten zwei Beispiele. Barbara Ehrbar-Sutter, Inhaberin und Geschäftsführerin von Breitenmoser Appenzeller Fleischspezialitäten AG, betonte «Man muss Menschen mögen» als ihr wichtigstes Credo für eine gewinnende Unternehmenskultur. Die Gesundheits- und Logistikunternehmensgruppe Galenica AG wiederum steht mitten in einem Transformationsprozess weg von patriarchaler Führung hin zu Servant Leadership. Zusammen mit Coach André Langenegger berichtete Chief Transformation Officer Jürg Pauli über die ersten Schritte dieser Veränderung, die viel Fingerspitzengefühl und einen langen Atem braucht.
Dass es nie zu spät ist, Neues zu lernen, erläuterte zum Schluss Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Neurowissenschafter und Buchautor. Dank der «Neuroplastizität» unseres Gehirns könne es gar «nicht nicht lernen». Voraussetzung ist aber, dass man es das ganze Leben trainiert: Je mehr schon drin sei, desto mehr könne es aufnehmen, «wenn nix drin ist, passt auch nix mehr rein», so Spitzer und warnte davor, schon in der Vorschulbildung zu sehr auf Digitalisierung und künstliche Intelligenz zu setzen.
Unternehmen können ihre Personalpolitik wirksam gestalten, indem sie den Fokus auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter legen, aktiv auf deren Anliegen hören und lebenslanges Lernen fördern.
Quelle: www.personaltag.ch