„Altersdiskriminierung ist der neue Sexismus“

Am 20. März 2023 fand zum zweiten Mal der Think Tank von Swiss Diversity statt. Die Denkfabrik mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft, Religion und Wissenschaft hatte dieses Jahr die Diskriminierung aufgrund des Alters zum Thema.

Ellen Kocher, Peter Haerle und Ines Hartmann (v.l.n.r.), Die Gastsprecher zum Thema „Altersdiskriminierung“ am Think Tank 2023 (Bild: (c) Andre Grimm)

Haben es Frauen prinzipiell schlechter im Alter? Gibt es soziale Strukturen für alte Menschen aus der LGBTQ+ Community? Und werden alte Menschen am Arbeitsplatz strukturell benachteiligt, ja sogar aufgrund ihres Alters diskriminiert? Der Themenkatalog des Think Tanks ”Age is just a number… wirklich?” des gemeinnützigen Vereins Swiss Diversity ist umfangreich: „Altersdiskriminierung ist der neue Sexismus”, sagt Ellen Kocher, Gastrednerin am Think Tank und Autorin eines Buches zur Generation 50+ in der Schweiz.

An diesem Think Tank haben sich am 20. März weitere namhafte Personen in der Universität Bern getroffen, um Probleme, Trends und Lösungsansätze rund um die Altersdiskriminierung zu diskutieren. Die Teilnehmenden kommen aus den verschiedensten Branchen: Mit dabei waren beispielsweise Stefan Gal, Co-Lead Diversity bei der Swisscom, Michael Hoekstra, Ratspräsident der Stadt Bern oder Ines Hartmann, Co-Director des Competence Centre for D&I University of St. Gallen.

Wenn das Geschlecht oder die Vergangenheit die Zukunft bestimmt

“Noch immer haftet alten Menschen das Vorurteil an, sie würden Neues blockieren und somit Innovationen verunmöglichen”, sagt Christiane Bisanzio, Jury-Präsidentin von Swiss Diversity und Mitgründerin des Think Tank. Doch nicht nur mit Vorurteilen haben ältere Menschen zu kämpfen. Frauen beispielsweise haben oftmals im Alter eine schlechtere Rente, da sie einerseits durch den Gender-Pay-Gap benachteiligt sind und auch nach wie vor vermehrt für die Kinderbetreuung und den Haushalt zuständig sind. Arbeit, die gesellschaftlich sehr wertvoll ist, jedoch keine Beiträge in die 2. Säule mit sich bringt.

Meistens lohnt sich jedoch ein Blick in die sozioökonomische und kulturelle Vergangenheit der Menschen, um die Diskriminierung im Alter zu verstehen. Personen aus finanziell schwachen Haushalten sind tendenziell schlechter gebildet und finden später eher schlecht bezahlte und körperlich anstrengende Anstellungen, etwa in der Pflege oder im Handwerk. Die Konsequenz: Im Alter sind die Körper durch die physische Anstrengung kaputt und die Rente reicht für viele nur knapp zum Leben.

Die 4-Tage-Woche: eine Lösung für alle Generationen?

Nebst all den Problemfeldern standen am Think Tank vor allem Lösungsansätze im Vordergrund. Ein prominentes Beispiel: die kontroverse 4-Tage-Woche. “Wir sind davon überzeugt, dass von einer 4-Tage-Woche alle Generationen profitieren würden”, zeigt sich Bisanzio überzeugt. Auch in der Wirtschaft ist man dem neuen Arbeitszeitmodell nicht gänzlich abgeneigt: “Insbesondere die Gesundheit der Beschäftigten würde von einer 4-Tage-Woche profitieren – egal, aus welcher Generation sie stammen”, sagt Bisanzio. Gesunde Mitarbeitende fehlten seltener am Arbeitsplatz. Für Unternehmen sei jedoch zentral, dass unter einer 4-Tage-Woche die Produktivität nicht leidet.

Welche Lösung es schliesslich sei, ist für den Verein jedoch nicht allzu entscheidend und so beendete Stephan Lendi, Co-Gründer von Swiss Diversity und Moderator des Think Tanks den Abend mit den Worten: “Wichtig ist, dass die verschiedenen Problemfelder von Altersdiskriminierung vermehrt in den Diskurs rücken. Das diesjährige Thema “Alter” eignet sich dafür ideal, da es intersektional ist und somit eine breite Zielgruppe auch innerhalb der verschiedenen Diversity-Bereiche anspricht.”

Quelle und weitere Informationen: Swiss Diversity

(Visited 321 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema