Schweizer Handel muss bis 2030 rund 9 Mrd. investieren

Handel Schweiz, der Dachverband des Handels, hat einen Blick in die Zukunft des Handels bis 2030 gewagt. Die Themen Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Abfallbewirtschaftung zählen zu den zentralen Herausforderungen. Sie lassen sich nur mit noch smarterer Digitalisierung und besserer Logistik bewältigen. Dafür müssen die Händler in den kommenden Jahren rund CHF 9 Mrd. investieren.

Der Schweizer Handel steht vor grossen Herausforderungen, etwa hinsichtlich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Wie diese Themen angegangen werden können, demonstriert etwa Bio Partner Schweiz. Das Bild zeigt Alina Müller, die gerade ihre Lehre abgeschlossen hat und neu Assistentin im Product Management von Bio Partner ist. Der führende Anbieter von Bioprodukten hat gerade den ersten Schweizer Bio-Haferdrink lanciert und bietet Cashew-Fondue aus Bruchnüssen.

Seit Jahrtausenden gelten im Handel ähnliche Abläufe: Jemand produziert eine Ware und findet einen Käufer bzw. jemanden, mit dem man tauschen kann. Liegen zwischen A und B Distanzen, so kommt ein Händler ins Spiel. Immer wieder werden dafür die Spielregeln neu erfunden. Das ist aktuell wieder der Fall, wie Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, anlässlich eines Mediengesprächs erklärte: «Bis 2030 hat der Schweizer Handel einige grosse Herausforderungen zu bewältigen.»

Geschäftslage hellt sich auf

Angesicht der Coronakrise könnten die Voraussetzungen schlechter sein. Immerhin gaben bei der letzten KOF-Umfrage von Handel Schweiz 92% der befragten 500 Schweizer Grosshändler an, dass die Geschäftslage gut oder befriedigend sei. Sorgen bereiten bekanntlich die zum Teil gestörten Lieferketten. Diese haben die Kosten für neue Container verzehnfacht. Das verlangsamt den Transport und verteuert die Waren – für den Grosshandel wie auch für den Konsumenten.

Eine verbesserte Geschäftslage melden auch die im Aussenhandel tätigen Firmen. Das hat eine weitere Umfrage von Handel Schweiz ergeben. 40% der Befragten rechnen für 2021 gegenüber dem Vorjahr mit mehr Umsatz. Dabei spielen Freihandelsverträge eine sehr wichtige Rolle, wie 84% der Aussenhandels-Spezialisten bestätigen. Dies gilt unabhängig von der Firmengrösse. Gemäss SECO profitieren die kleinen und mittleren Unternehmen am meisten vom Freihandel. Während 2019 – dank den Freihandelsabkommen – Schweizer Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern rund CHF 728 Mio. an Zöllen auf Importen einsparten, schnitten die KMU mit insgesamt CHF 1.134 Mrd. noch besser ab.

Veränderungen bis 2030

Dieses Geld wird dringend benötigt, denn den Schweizer Handelsfirmen stehen grosse Veränderungen ins Haus. Diese gilt es zu finanzieren. Bis 2030 erwarten die Aussenhandelsspezialisten die wichtigen Veränderungen in den Vertriebskanälen und Märkten (26%), bei der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft (24%), in der Digitalisierung (23%) sowie bei Transport und Logistik (19%). Dem Thema Kreislaufwirtschaft räumten 48% der Befragten einen hohen Stellenwert ein. Doch fehlt dafür noch eine wichtige Ressource: Wissen. Gemäss Umfrage haben viele Firmen und Lieferanten noch nicht das notwendige Wissen zur Kreislaufwirtschaft. Ausserdem besteht ein Mangel an entsprechenden Fachkräften. Know-how und Fachkompetenz sind jedoch erforderlich, um Prozesse neu zu konzipieren, (18%), neue Lieferanten zu finden (11%), Verträge zu verändern (8%) und mit den steigenden Kosten umzugehen (8%).

Schweizer Handel vor komplexen Herausforderungen

Für Handelsunternehmen werden die Herausforderungen zunehmend komplexer. Der Digitalisierung kommt nach wie vor eine Schlüsselrolle zu, denn manche Veränderungen in der Kreislaufwirtschaft und in der Logistik lassen sich überhaupt nur auf dieser Basis umsetzen. Kaspar Engeli betont, dass die Schweizer Händler in der Digitalisierung enorme Fortschritte gemacht und bereits in den vergangenen Jahren hohe Investitionen getätigt haben. Doch damit ist es nicht getan, wie der Direktor des Dachverbands ausführt: «Um die nächste Entwicklungsstufe zu stemmen, werden jetzt die Budgets massiv hochgefahren. Wenn wir davon ausgehen, dass die rund 35’000 Handelsbetriebe in den nächsten Jahren im Durchschnitt CHF 250’000 investieren, so sprechen wir von rund CHF 9 Mrd. Investitionen in Bereiche wie smarte Schnittstellen, Big Data, Security sowie Rückverfolgbarkeit und Kreislaufwirtschaft.» Zudem leidet die digitale Vernetzung noch unter nicht kompatiblen Systemen. Im Grosshandel tätige KMU befinden sich oft in der Sandwich-Position zwischen Kundschaft und Lieferanten. Beide haben eigene digitale System, die das KMU nutzen soll bzw. die mit dem eigenen System kompatibel sein sollen. Dies ist für die KMU mit zusätzlichen Aufwänden verbunden. Kaspar Engeli: «Handel Schweiz fordert Fortschritte bei der Kompatibilität der digitalen Systeme. Dies würde die flächendeckende Digitalisierung im Handel stark vereinfachen und beschleunigen.» Um diese und ähnliche Prozesse zu fördern, wird sich Handel Schweiz in Zukunft vermehrt mit Forschung und Hochschulen vernetzen.

Quelle: Handel Schweiz

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