Schweiz weist Glyphosat-Spuren auf Feldern und in Esswaren auf

In der Schweiz enthalten rund 40 Prozent der Lebensmittel messbare Spuren des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. Allerdings in geringen Mengen, die unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen. Dies zeigen erste Ergebnisse einer Untersuchung des Bundes. Trotzdem möchte das Bundesamt für Umwelt den Grenzwert erhöhen.

Erste Resultate zeigen, dass in der Schweiz etwa 40 Prozent der Lebensmittel Spuren des Unkrautvernichters Glyphosat enthalten – allerdings in kleinen Mengen. (Depositphtos_Symbolbild)

Den Auftrag zu einer ersten Glyphosat Untersuchung hatte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) 2016 aufgrund eines Postulats aus dem Nationalrat erhalten. Die Resultate sollen „in einigen Wochen“ in Form eines Berichts publiziert werden, wie das Amt Anfang November verlauten liess.

Allerdings sind auf der Internet-Seite des BLV bereits erste Schlussfolgerungen des Lebensmittelmonitorings aufgeschaltet. Darauf machte dieses Wochenende der „SonntagsBlick“ aufmerksam. Über 230 Lebensmittelproben wurden im Rahmen des Monitorings auf Rückstände des Pflanzenschutzmittels Glyphosat hin untersucht, das auch in der Schweiz eingesetzt wird. Unter die Lupe genommen wurde etwa Honig, Wein, Brot, Kartoffeln oder Gemüse.

Pasta und Müsli-Flocken

Die ersten Ergebnisse zeigten, dass ungefähr 40 Prozent der Lebensmittel messbare Spuren von Glyphosat enthalten, schreibt das BLV auf seiner Internetseite. Die höchsten Konzentrationen seien in Teigwaren, Frühstücksflocken und Hülsenfrüchten gefunden worden. Allerdings lägen die gemessenen Mengen von Glyphosat alle unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte.

Das Monitoring sei noch nicht abgeschlossen, aber diese erste Beurteilung bestätige, dass die Glyphosat-Rückstände in den Lebensmitteln keine Gefahr für die Gesundheit darstellen, heisst es weiter. Um die Ungefährlichkeit des Verzehrs von Lebensmitteln mit Glyphosat-Spuren zu illustrieren, ziehen die Autoren das Beispiel der Teigwaren heran. Denn diese stellen die am höchsten belastete Lebensmittelkategorie dar. Eine erwachsene Person müsste pro Tag 71 Kilogramm der am stärksten kontaminierten Probe verzehren, um die maximal akzeptable Tagesdosis von 30 Milligramm aufzunehmen, schreibt das BLV. Schweizer konsumieren im Jahr aber durchschnittlich 10 Kilogramm Teigwaren, also deutlich weniger als an einem einzigen Tag verzehrt werden dürfte.

Laut WHO krebserregend

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid. In der Schweiz werden schätzungsweise 300 Tonnen pro Jahr eingesetzt. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen ein. Die EU-Lebensmittelbehörden EFSA und die EU-Chemikalienagentur ECHA hingegen kamen zum Schluss, dass die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine solche Einstufung nicht ausreichten. Derzeit wird die Zulassung von Glyphosat in der EU überprüft. Bisher ist keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um

Bundesamt möchte Grenzwert erhöhen

Das Bundesamt für Umwelt will den Grenzwert für Glyphosat in Bächen, Flüssen und Seen um das 3600-fache erhöhen. Aktuell steht der Grenzwert bei 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser, in rund fünf Jahren vielleicht bei 360. Sollte es soweit kommen, dürften die Schweizer Bauern ein Vielfaches an Glyhosat in die Landschaft spritzen, als sie es heute tun.

Der Bundesrat ist gegen ein Verbot von Glyphosat in der Schweiz. Ein Glyphosatverbot wäre aus verschiedenen Gründen problematisch, schrieb die Regierung in der am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf eine Motion der Grünen Fraktion. Für zahlreiche Anwendungsbereiche gebe es zurzeit als einzige Alternative die mechanische oder thermische Vernichtung. Diese Bekämpfungsmethoden erforderten mehr Energie und Arbeitsaufwand, heisst es bei sda.

Unterdessen versucht die Volksinitiative „Für sauberes Trinkwasser und gesunde Ernährung“ diese Ziele zu unterbinden. Mitte Oktober 2017 sind 10000-Unterschriften gesammelt worden, damit kommt die Initiative fürs Erste zustande.

www.blv.admin.ch

 

 

 

 

 

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