Studie zur Führung psychisch kranker Mitarbeitender

Erstmals wurde eine repräsentative Studie über die Führung psychisch kranker Mitarbeitenden publiziert. Das Departement Soziale Arbeit der Hochschule Luzern und die Psychiatrie Baselland haben hierfür Leitungspersonen befragt. In Zentrum standen Fragen, wie psychische Probleme von den Vorgesetzten wahrgenommen werden, wie sie sich auswirken und wie die Führungskräfte intervenieren.

Die Studie „Der tägliche Wahnsinn“ unterstreicht, dass rund 20 Prozent der Mitarbeitenden betroffen sind. (Bild: Depositphotos_SIphotography)

Die Studie weist ebenso auf Probleme und Belastungen am Arbeitsplatz hin. Häufig wüssten betroffene Mitarbeitenden, Kollegen und Vorgesetzten nicht, wie man mit psychischen Problemen umgeht. In Verlaufe eines Jahres, betont die Studie, hätten rund 20 Prozent der Mitarbeitenden eine (meist leichtere) psychische Krankheit. Rund 75 Prozent der Betroffenen sagen, ihre Produktivität am Arbeitsplatz sei gesundheitsbedingt reduziert.

Die Hochschule Luzern und die Psychiatrie Baselland haben untersucht, wie sich aus Sicht von Deutschschweizer Führungskräften psychische Probleme bei Mitarbeitenden am Arbeitsplatz auswirken.

Die Studie kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

– Führungskräfte sind für psychische Problemsituationen nicht vorbereitet

 – Wiederkehrende schwere Probleme werden häufig nicht angesprochen

 – In den meisten Fällen wird das Arbeitsverhältnis aufgelöst

 – Kleine Betriebe und Industriebetriebe sind besonders gefordert

 – Führungskräfte handeln oft erst bei akuten Problemen

 – Unterstützungsmassnahmen sollten nicht an Absenzen gekoppelt sein.

 – Die Probleme spielen sich im engsten Kreis ab

 – Sind Psychiater oder Psychiaterinnen einbezogen, geht es vorwä

Forschungsteam formuliert Empfehlungen:

1.) Sensibilisierung

Die Studie zeigt Schulungsbedarf auf allen Seiten auf, nicht nur bei den Führungskräften, sondern auch bei den Personalverantwortlichen, den betriebsinternen Stabsdiensten, den Fachpersonen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, dem Arbeitsinspektorat, den Case Manager/innen der Privatversicherungen usw. Deshalb sollten Betriebe unter anderem verpflichtet werden, ihre Führungskräfte im Umgang mit psychisch auffälligen Mitarbeitenden geeignet und nachhaltig zu schulen.

2.) Geeignete Leitlinien

Alle Unternehmen sollten unter anderem über geeignete und allenfalls je nach Betriebsgrösse etc. angepasste Leitlinien zum konkreten Umgang mit psychisch auffälligen Mitarbeitenden verfügen – die über präventive und gesundheitsfördernde Massnahmen hinausgehen.

3.) Vorgaben und Strukturen

Erfahrungsgemäss genügen ein verbessertes Know-how, Leitlinien und Kooperationsabsichten nicht (so wichtig sie sind), um das Verhalten der Akteure nachhaltig zu verändern. Begleitend braucht es einen Rahmen aus gesetzlichen Vorgaben und Anreizen für alle Akteure.

Studie „Der tägliche Wahnsinn“

Die Forschungsresultate und die Empfehlungen im Detail sind in der Zusammenfassung sowie im Schlussbericht der Studie „Der tägliche Wahnsinn – Psychisch auffällige Mitarbeiter und ihr Problemverlauf aus Sicht von Deutschschweizer Führungskräften“ nachzulesen.

Auf der Website der Hochschule Luzern können Sie zudem die komplette Studie herunterladen.

 

 

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