Schweizer Banken treiben Kunden ins Pfandhaus

Privatpersonen und Kleinunternehmer geraten immer häufiger in finanzielle Schwierigkeiten, weil sich ihre Banken gegen sie stellen. Bereits freigegebene Zahlungseingänge werden ohne Begründung monatelang gesperrt. Vielen bleibt dann kein anderer Ausweg, als Wertgegenstände zu verpfänden.

Gerade nicht liquide, dafür einen schönen Bentley in der Garage? Dieser lässt sich notfalls im Pfandhaus zu Bargeld machen, um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass zu überbrücken. (Symbolbild / Pixabay.com)

Cedric Domeniconi von Auto-Pfandhaus.ch stellt eine Zunahme bei Verpfändungen von Wertgegenständen fest und sieht die Kreditklemme von Banken als Ursache: «Waren früher Einkommensengpässe oder familiäre Notfälle die klassischen Gründe für einen Pfandkredit, sind es in den letzten Jahren immer häufiger massive Probleme mit den Schweizer Banken, weshalb Kunden in finanzielle Notlagen geraten und sich in ihrer Verzweiflung an uns wenden.» Dabei sind strenger gewordene Richtlinien bei der Kreditvergabe nur ein Grund.

Auftrag verloren wegen blockierter Gelder

Oftmals sperren Banken sogar als unbedenklich bestätigte Kundengelder monatelang und ohne ersichtlichen Grund. «Immer wieder begegnen wir Fällen, bei denen Bankkunden nicht mal an ihr eigenes Geld kommen, etwa wenn es aus dem Ausland einbezahlt wurde.» Dies betreffe Private genauso wie Unternehmer. Beispielhaft nennt Domeniconi einen Hausverkauf in Frankreich und eine Anzahlung für eine Industrie-Installation aus Deutschland. «Die Banken hatten ihren Kunden gegenüber die Unbedenklichkeit der Gelder bereits lange im Vorfeld anerkannt und die Freigabe der Beträge schriftlich bestätigt. Als die Zahlungen aber eintrafen, wurden die Gelder dennoch ohne Begründung monatelang gesperrt.» Dies führte dazu, dass eines respektive mehrere Autos verpfändet werden mussten. In einem Fall habe ein Unternehmer gar einen grossen Auftrag verloren und die Anzahlung seines Kunden – mit entsprechenden weiteren bürokratischen Widrigkeiten – wieder zurückzahlen müssen.

Restriktivere Haltung von Banken

«Die Schweiz ist ein KMU-Land und lebt vom Export. Wenn Unternehmen ihre Geschäfte nicht mehr wahrnehmen können, weil sich die Banken explizit gegen sie stellen, kann dies für den Einzelnen das Aus bedeuten – insbesondere für kleinere Firmen», so Domeniconi. «Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind der Motor unserer Wirtschaft. Trotzdem legen ihnen die Banken immer häufiger Steine in den Weg.» Dabei sind die immer unpersönlicher werdende Beziehung zu den Kunden – persönliche Ansprechpartner weichen Callcenter-Agenten – und die steigende Bürokratie längst nicht die einzigen Gründe für die Schwierigkeiten. Gerade selbstständig Erwerbende und KMU erhalten immer seltener Kredite, weil man die relevanten Sicherheiten restriktiver bewertet. «Eine langjährige Kundenbeziehung und ein guter Geschäftsgang verlieren zunehmend an Bedeutung», sagt Domeniconi. «Dazu beigetragen haben auch die strenger werdenden regulatorischen Vorschriften» Dabei wäre das Geld vorhanden und die Zinsen tief.

Der Gang ins Pfandhaus als Alternative?

Die Banken wälzen bei hohen Einlagen denn auch das Problem mit den Negativzinsen immer häufiger auf ihre Kunden ab. Aber selbst vor den eigenen Mitarbeitenden machen sie nicht halt: «Immer mehr Banken verpflichten ihre eigenen Mitarbeitenden, allfällige Kredite nur beim Arbeitgeber aufzunehmen. Viele haben aber Bedenken, ein persönliches Finanzproblem offenzulegen oder einen zweiten Kredit bei ihrem Arbeitgeber zu beantragen. Sie fürchten um ihren Ruf innerhalb der Bank und bei Kollegen. Zu einer anderen Bank zu gehen, ist indes keine Lösung: Die Banken haben dank ZEK, der Melde- und Auskunftsorganisation über Kredit-, Leasing- und Kreditkarteninteressenten sowie über Verpflichtungen und Bonität von Kreditnehmern, Leasingnehmern und Karteninhabern, die volle  Kontrolle über Kreditvergaben und würden das sofort merken. «Der Umgang mit dem Geldverleih nimmt teilweise absurde Züge an», sagt Domeniconi. «Die Banken wollen zwar wegen der andauernden tiefen Zinsen das Geld möglichst lukrativ verleihen und schrecken dabei selbst vor vertraglichen Bindungen ihrer eigenen Mitarbeitenden nicht zurück. Auf der anderen Seite werden sie immer knausriger beim Kreditgeschäft.» Selbstverständlich sind auch strengere Gesetze wie das 2016 revidierte Konsumkreditgesetz ein Grund dafür. Allein schon die Wartefrist von zwei Wochen verhindert es, schnell Geld zu erhalten. «Aber der Amtsschimmel sollte nicht dazu führen, dass Kunden nicht einmal über das eigene Geld verfügen können und stattdessen ihre Autos bei uns verpfänden müssen», gibt der Mitgründer von Auto-Pfandhaus.ch zu bedenken.

Weitere Informationen: www.auto-pfandhaus.ch

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