Franken-Abwertung: Ende des „sicheren Hafens“?
Seit einiger Zeit verliert der Schweizer Franken gegenüber dem Euro an Wert. Ist das eine Trendwende? Was bedeutet die Franken-Abwertung für das angelaufene Jahr? Im Interview verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury, welche Zukunft er für den Schweizer Franken sieht und gibt Tipps für Unternehmen.
Stimmungsumschwünge der globalen Märkte werden auch 2021 die Währungskurse beeinflussen. Insbesondere Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sollten Währungsschwankungen nicht ausser Acht lassen, da bei mangelnder Absicherung die Kosten rasch in die Höhe schnellen. Das Fintech-Unternehmen Ebury mit Sitz in Zürich unterstützt seine Kunden dabei, sich optimal gegen Währungsverluste abzusichern und belegt bei Bloomberg aufgrund seiner exakten Kursprognosen im vierten Quartal 2020 erneut Platz 1 der besten Forecaster für den Euro/US-Dollar-Kurs.
Franken-Abwertung und weitere Aussichten
Seit einiger Zeit ist eine Franken-Abwertung zu beobachten. Dies, nachdem im letztjährigen Ausnahmezustand rund um COVID-19 der Schweizer Franken seinem Ruf als „sicherer Hafen“ gerecht wurde. Wie es mit dem Schweizer Franken dieses Jahr weitergehen wird, und welche Haltung die Schweizerische Nationalbank (SNB) einnehmen wird, verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury.
Die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz macht den Schweizer Franken international zu einer begehrten Anlage. Zeigt sich dies auch in der aktuell unsicheren Lage aufgrund der Corona-Pandemie?
Fabio Comminot: Währungen, die in Krisenzeiten als sichere Häfen gelten, profitierten nach dem Ausbruch des Coronavirus im ersten Quartal 2020 am stärksten von der herrschenden Unsicherheit. Insbesondere zu Beginn der Krise stieg der Schweizer Franken stark an und wertete sich gegenüber dem Euro und dem US-Dollar auf. Dies, obwohl die Schweizerische Nationalbank (SNB) stark intervenierte, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu bremsen. Als sich die politische Lage nach dem ersten Lockdown im März etwas normalisierte, befand sich das Währungspaar EUR/CHF im Mai auf seinem Tiefpunkt. Denn je geringer die Unsicherheit, desto weniger suchen Anleger weltweit Schutz in der Schweizer Währung.
Die Abwärtsbewegung des Schweizer Frankens hat sich im November 2020 weiter beschleunigt und dies trotz nach wie vor hoher Infektionszahlen. Wieso führte die anhaltende unsichere wirtschaftliche Lage hier nicht wieder zu einer Aufwertung des Frankens?
Fabio Comminot: Realwirtschaftliche Bedingungen sind immer wichtig für die Entwicklung von Währungskursen. Allerdings ist dabei weniger der tatsächliche Zustand einer Volkswirtschaft ausschlaggebend, sondern die Erwartungen der Marktteilnehmer. So verlor der Schweizer Franken nach dem Ausgang der US-Wahlen und den Nachrichten über Fortschritte bei der Entwicklung mehrerer Impfstoffe zusehends an Attraktivität, da viele Anleger vorsichtig optimistisch und somit auch risikofreudiger agierten.
Unsicherheit und Hoffnung prägten auch unseren Start ins Jahr 2021. Wie wird es mit dem Schweizer Franken in diesem Jahr weitergehen?
Fabio Comminot: Da die Schweizer Regierung im internationalen Vergleich im Hinblick auf Pandemie-Eindämmungsmassnahmen eher nachsichtig agiert hat, rechnen wir damit, dass die Schweizer Wirtschaft 2021 weniger von den Lockerungen der Corona-Massnahmen profitieren kann, als andere Länder. Der Schweizer Franken wird sich daher gegenüber dem Euro weiterhin graduell abwerten. Die Rückkehr zu einem “normaleren” Niveau der globalen Wirschaftsakitvität dürfte die Attraktivität von ”sicheren Anlagen” weiter verringern.
Wie zuvor erwähnt, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den früheren Phasen der Corona-Krise stark interveniert und versucht, den Franken zu schwächen. Welche Strategie wird die SNB 2021 verfolgen?
Fabio Comminot: Allein in der ersten Hälfte letzten Jahres hat die SNB schätzungsweise 90 Milliarden Franken ausgegeben, um die Landeswährung zu schwächen. Denn die starke Abhängigkeit der Schweiz vom Export bedeutet, dass eine starke Währung für die Nationalbank ein Problem darstellt. Somit bleibt die Verhinderung einer starken Aufwertung des Frankens das wichtigste politische Instrument der SNB. Wir bei Ebury sind daher der Meinung, dass die SNB weiterhin im Devisenmarkt intervenieren und eine nennenswerte Aufwertung des Frankens verhindern wird. Die optimistische Sicht auf Impfungen und die Weltwirtschaft sorgt zudem dafür, dass Interventionen unserer Meinung nach zunehmend weniger notwendig werden, da die Anleger stattdessen risikoreiche Währungen bevorzugen werden. Wir rechnen bis Ende 2021 damit, dass der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert verlieren wird.
Unterstützung durch Experten
Für Schweizer Unternehmen kann es schwierig sein, für das kommende Jahr im Voraus zu budgetieren, wenn sich die Wechselkurse zwischen dem Zeitpunkt, an dem sie eine Rechnung stellen oder erhalten, und ihrem Fälligkeitsdatum ändern. Experten für Risikolösungen, wie jene von Ebury, können Unternehmen bei der Ausarbeitung eines Plans zum Management von Risiken unterstützen, der auf die jeweiligen Geschäftsziele des Kunden abgestimmt ist, sodass auch künftige Währungsschwankungen ihnen nichts anhaben können. Allgemein hilft aber die Franken-Abwertung der Schweizer Exportwirtschaft.
Weitere Informationen: Ebury