Digitale Buchhaltung? – Schweizer KMU sind weit davon entfernt

Eine gemeinsame Umfrage der beiden Unternehmen Run my Accounts und GRYPS zeigt, wie es um die Buchführung in Schweizer KMU steht. Ergebnis: Die Buchhaltung ist dort weder digital noch ein essenzielles Führungsinstrument.

Sieht so die digitale Buchhaltung in Schweizer KMU aus? Die Realität ist: Noch herrscht viel Papier vor und lokal installierte Software. (Bild: Pixabay.com)

Als “digital” kann die Buchhaltung in Schweizer KMU nicht bezeichnet werden, wie die Ergebnisse einer Umfrage von Run my Accounts und dem Offertenportal GRYPS zeigen. Die Befragung fand zwischen dem 25. Juni bis 8. Juli 2020 statt; 109 KMU haben online daran teilgenommen.

Digitale Buchhaltung noch längst nicht Standard

Eines der wichtigsten Resultate vorweg: Belege in Papierform sind noch immer Standard. Auch Online-Buchhaltungsprogramme gehören in der KMU-Landschaft nicht zur Norm. Welche Vorteile eine digitale Buchhaltung hat, etwa tiefe Kosten und aktuelle und aussagekräftige Bücher, werden von Schweizer KMU noch nicht erkannt.

Auf einer Skala von 0-4 schätzen sich Schweizer KMU lediglich bei einer 2.8 ein, wenn es darum geht, die Buchhaltung für unternehmerische Entscheidungen (z.B. Einstellung neuer Mitarbeiter, Entscheid über Investitionen) zu nutzen. Besonders kleine KMU nutzen das strategische Potenzial der Bücher nicht, der Blick aufs Bankkonto muss oft genügen. Definieren KMU ohne Blick in die Buchhaltung wichtige Unternehmensprozesse, erhöht dies unmittelbar das Risiko eines Konkurses.

Buchhaltung: Am liebsten günstig – und geführt durch den Geschäftsführer

Eine Buchhaltungslösung muss für Schweizer KMU in erster Linie billig sein: Als wichtigsten Faktor nennen KMU “Tiefe Kosten”. Qualität und Gesetzeskonformität werden erst an zweiter Stelle genannt. So verwundert es denn auch nicht, dass die Schweizer KMU die Qualität ihrer eigenen Buchhaltung als mittelmässig einschätzen: Auf der Skala von 1-5 vergeben sich die Unternehmen lediglich eine 3.3 bei der Qualität der eigenen Buchhaltung.

Beschäftigen sich KMU-Geschäftsführer lieber mit der Buchhaltung als mit ihren Kunden? Dies scheint in der Tat zuzutreffen. In 47% der befragten KMU führt nämlich der Geschäftsführer die Finanzbuchhaltung höchst persönlich. Ein externer Treuhandprofi übernimmt lediglich in 19% der befragten KMU die Buchhaltung.

Weitere Resultate in der Umfrage

Über die Hälfte der Befragten (55%) schätzen den Anteil der Belege in Papierform in ihrem KMU noch immer auf mindestens 60%. Das heisst: Digitale Belege sind in Schweizer KMU noch nicht angekommen. Ferner führen nach wie vor 60% der befragten Unternehmen ihre Buchhaltung auf einer lokal installierten Software. Besonders kleine KMU mit bis zu 10 Mitarbeitern und grosse KMU ab 51 Mitarbeitern führen die Buchhaltung zudem bevorzugt intern. Outsourcing ist eher bei den mittleren KMU verbreitet. Erst bei zunehmender Komplexität und Formalismus in der Buchhaltung werden Treuhandexperten hinzugezogen, z.B. bei Mehrwertsteuer (33%), Jahresabschluss (42%) oder Steuern (45%).

Fazit: Schweizer KMU müssen die Vorteile einer digitalen Buchführung erst noch erkennen. Statt der Buchhaltung nutzen sie das KMU-Bankkonto, um unternehmerische Entscheidungen zu fällen. Dieses ist im Gegensatz zur Buchhaltung nicht aussagekräftig genug: Nur eine saubere Buchführung erkennt und vermeidet Liquiditätsengpässe und Konkurse auf lange Sicht.

Quelle: www.gryps.ch und www.runmyaccounts.ch

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