Durch flexible Arbeitsmodelle Anreize schaffen

Offene und flexible Arbeitsmärkte sind das Herz einer Volkswirtschaft. Andererseits stösst die unbeschränkte Zuwanderung auf politischen Widerstand. Und immer noch besteht in vielen Branchen erheblicher Mangel an Fachkräften. Vor diesem Hintergrund wird am Europa Forum Luzern vom 14. November, dem Gipfeltreffen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Zukunft der Schweiz in Europa diskutiert. Im Vorfeld unterhielten wir uns mit Hans C. Werner, Leiter Human Resources bei Swisscom und Mitglied der Konzernleitung.

Hans C. Werner, Leiter HR bei Swisscom

Im Zusammenhang mit dem Schweizer Arbeitsmarkt spricht man oft von Fachkräftemangel. Welches sind die diesbezüglichen Ausprägungen in Ihrer Branche?

Hans C. Werner: Swisscom als führendes ICT-Unternehmen in der Schweiz agiert in einer äusserst dynamischen Branche. Diese Dynamik beeinflusst insbesondere auch die Jobprofile und Berufsbilder in unserer Unternehmung, in dem Sinne, dass sich die Anforderungen ebenfalls in einem permanenten Wandel befinden. Der Fachkräftemangel akzentuiert sich dementsprechend dort, wo in kürzester Zeit neue Profile entstehen und diese auf dem noch knappen Arbeitsmarkt beschafft werden müssen.

Die digitale Transformation wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Kann die Branche den Arbeitskräftebedarf überhaupt decken in Zukunft – wenn ja, wie?

Die digitale Transformation zeichnet sich durch ein hohes Tempo aus. Wir reagieren auf den sich laufend verändernden Arbeitskräftebedarf auf  zwei Ebenen. Einerseits ist es uns wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch permanente skill-basierte Aus- und Weiterbildung mit der digitalen Transformation mitwachsen und ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhalten. Auf der anderen Seite engagieren wir uns sehr stark in der Berufsbildung, um eigene Talente zu fördern. So ist Swisscom Spitzenreiterin, was die ICT-Ausbildung angeht. Wir bilden rund 870 Lernende aus, darunter rund 450 ICT-Lernende. Swisscom bildet damit einen Gutteil ihrer Fachleute im Informatikbereich selber aus und leistet ihren Beitrag an den Nachwuchs in der ICT-Branche.

Welche Strategie verfolgt Swisscom, um die richtigen Menschen zu finden?

Neben der fachlichen Anforderung ist es uns vor allem wichtig, dass Menschen sich in unserer Kultur wohlfühlen und entsprechend einbringen können. Daher achten wir auch darauf unsere Kultur und Werte offen und transparent im Arbeitsmarkt zu positionieren und schenken diesem Aspekt bei der Rekrutierung ebenso viel Bedeutung wie den fachlichen Anforderungen. Denn nur mit Mitarbeitenden, die sich voll und ganz mit unserer Unternehmenskultur identifizieren, sind wir am Markt erfolgreich.

Wird Ihre Branche bzw. Ihre Firma durch die Regelung der Zuwanderung in die Schweiz (vor bzw. nach der Umsetzung der Zuwanderungsinitiative) vor besondere Probleme gestellt, und wie meistern Sie diese?

Eine Einschränkung der Zuwanderung würde den Zugriff auf den gesamten ICT-Arbeitsmarkt massgeblich einschränken. Auch wenn wir auf den schweizerischen Markt fokussiert sind, ist die ICT-Branche stark international geprägt und der Erfolg ist dementsprechend vom Zugang auf den gesamten Arbeitsmarkt abhängig.

Deshalb engagiert sich Swisscom bereits heute stark in der Berufsbildung und investiert in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch vielfältige On- und Off-the-Job-Entwicklungsangebote, Aufbau von Nachfolge und Talentprogrammen und internen Trainings zu Fach-, Führungs- und Projektmanagementthemen. Durch attraktive Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel flexible Arbeitsmodelle schaffen wir zudem verschiedene positive Anreize, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Dass Swisscom hier bereits sehr erfolgreich unterwegs ist, zeigt eine sehr gute interne Besetzungsquote von deutlich über 60 Prozent in den letzten Jahren.

Welche Auswirkungen hätte ein Verlust der Personenfreizügigkeit mit der EU?

Der Verlust der Personenfreizügigkeit würde wie angesprochen den ganzen Arbeitsmarkt, die ICT-Branche und somit auch Swisscom in ihrer Wettbewerbsfähigkeit einschränken.

Welche Auswirkungen hat der BREXIT für Ihr Unternehmen?

Es ist noch zu früh die Auswirkung bereits abzusehen.

31. internationales Europa Forum Luzern

Thema: Spannungsfeld Arbeitsmarkt & Zuwanderung. Strategien für Wirtschaft und Politik

14. November 2016 | KKL Luzern

Wirtschaftssymposium 13.00 bis 17.30 Uhr

CHF 550.00 – inkl. Imbiss und Netzwerk-Apéro

öffentliche Veranstaltung 18.45 bis 20.30 Uhr

Eintritt frei, Anmeldung erforderlich

Information und Anmeldung: www.europaforum.ch

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