Zweite Swiss Cyber Security Days (SCSD) stiessen auf grosses Interesse

Fast 2’700 Personen nahmen an den Swiss Cyber Security Days 2020 (SCSD) teil, die am 12. und 13. Februar im Forum Fribourg stattfanden. Mit einer Steigerung der Besucherzahl um 20 % gegenüber dem Vorjahr, 70 hochkarätigen Referenten und 120 Ausstellern übertraf das Ergebnis die Erwartungen der Organisatoren, wie es heisst.

Cyber-Bedrohungen betreffen uns alle: Podium an den Swiss Cyber Security Days 2020. V.l.n.r.: Monique J. Morrow, Jean-Marc Rickli, Daniel Nussbaumer, Nicolas Mayencourt. (Bild: Thomas Berner)

Mit ihrer zweiten Ausgabe haben sich die Swiss Cyber Security Days als die Referenzplattform für Cybersicherheit in der Schweiz etabliert. «Abgesehen von den internationalen Teilnehmern spiegelt die Herkunft der Besucher – 50 % aus der Deutschschweiz, 40 % aus der Westschweiz und 10 % aus der italienischsprachigen Schweiz – den nationalen Charakter unserer Veranstaltung wider», sagt Béat Kunz, CEO der SCSD. «Wieder einmal ist es uns gelungen, Brücken über den Cyberröstigraben zu bauen.»

Cyber-Bedrohungen lauern überall

In nahezu allen Studien, die nach den grössten Risiken für Gesellschaft und Wirtschaft fragen, rangieren die Cyber-Bedrohungen neben Klimawandel und geopolitischen Bedrohungen in den Top-3. Der rasante digitale Wandel hat neben vielen neuen willkommenen Errungenschaften auch zu einer enormen Vielfalt an Bedrohungsszenarien geführt. In einer Welt, in der immer mehr Objekte miteinander verbunden sind, wird die Informatik zu einer kritischen Infrastruktur. Die SCSD wollen zur kontrollierten und sicheren Entwicklung der Digitalisierung beitragen, so das Ziel der Organisatoren. Bei den Referaten des Forum-Programmes sprachen national und international renommierte Experten über ein breites Spektrum von Themen wie Hyperconnectivity, 5G, den Zug der Zukunft und das Internet der Dinge.

Entscheidender Faktor Mensch

Wie gut sind Schweizer Unternehmen gegen Cyberangriffe gewappnet? Daniel Nussbaumer, Leiter der Abteilung Cybercrime der Kantonspolizei Zürich, stellt den Firmen kein grundsätzlich schlechtes Zeugnis auf. Dennoch würden Unternehmen immer noch zu oft überrascht durch Cybervorfälle. „Wenn Angreifer in ein Unternehmen reinkommen wollen, schaffen sie es in der Regel“, so Nussbaumer. Nicolas Mayencourt von Dreamlab Technologies weist darauf hin, dass bei immer perfekteren Fälschungen, etwa von E-Mails, alle Sensibilisierung nichts mehr nütze. Gefordert werde da immer mehr der gesunde Menschenverstand. Also: Wenn einem eine E-Mail des Chefs – obwohl sehr real scheinend – nicht ganz „koscher“ vorkommt, lieber einmal zuviel nachfragen…

Wenn man mögliche Bedrohungsszenarien der Zukunft anschaut, könnte einem schon mal angst und bange werden. KI-gesteuerte Gesichtserkennung gekoppelt mit automatisierter Entscheidung über „gut“ und „böse“ mit entsprechenden Konsequenzen: Nicht auszudenken, wenn da eine Maschine plötzlich einen Tötungsbefehl geben kann. Idealerweise müsse da immer noch ein Mensch als letzte moralische Instanz erhalten bleiben, so die Forderung.

Swiss Cyber Security Days für Erfahrungsaustausch

Spannend für die Besucher der SCSD war der Erfahrungsaustausch mit Unternehmen, die selbst schon grosse Cyber-Angriffe erlebt haben. Eines davon war der globale Logistik-Dienstleister Maersk, der 2017 von der Malware „notpety“ betroffen wurde. Während Tagen und Wochen musste in mühsamer Handarbeit wieder eruiert werden, wo sich welcher Schiffscontainer gerade befand und was er enthielt. Weltweit – rund 25 Prozent der globalen Warenströme stehen in irgendeiner Form mit Maersk in Verbindung – war der Warenverkehr durch diesen Angriff beeinträchtigt. Oder auch das Beispiel des Spitals Wetzikon, das durch die Malware „emotet“ betroffen war, zeigte, wie Cyberangriffe nicht mehr einfach nur die IT-Infrastruktur schädigen, sondern zu einer direkten Bedrohung für Leib und Leben werden können. Der Austausch solcher Informationen zwischen Unternehmen, Blaulichtorganisationen, Armee und politischen Behörden stand denn auch an der diesjährigen Ausgabe der SCSD im Vordergrund.

120 Aussteller stellten ihre Lösungen zum Schutz vor Cyber-Bedrohungen vor. (Bild: Thomas Berner)

Ausbildung der Cyberspezialisten von morgen

Als wichtigste Neuerung der Ausgabe 2020 legten die SCSD einen besonderen Fokus auf Ausbildung und Innovation. In der Schweiz herrscht derzeit ein Mangel an rund 40’000 Cybersicherheitsexperten. «Die Schaffung angemessener Ausbildungsgänge ist von entscheidender Bedeutung», erklärt Doris Fiala, Präsidentin der SCSD. «Die Cyberkriminalität hat in der Schweiz bereits einen finanziellen Schaden von 5 Milliarden Franken verursacht, und das Risiko nimmt täglich zu.» Béat Kunz fügt hinzu: «Dieses Jahr haben wir einen speziellen Education- und Innovation-Pavillon angeboten. Indem wir junge Menschen und Hochschulen zusammenbringen, hoffen wir, einen Beitrag zur Ausbildung junger Schweizer Talente zu leisten.» Die erwähnten Beispiele zeigten, dass die durch Cyberangriffe geschaffenen Probleme nur mit hohem Personalaufwand zu lösen waren. Im Rahmen des kostenlosen Programms für Studierende nutzten nun 300 Personen die Gelegenheit, die verschiedenen Schweizer Universitäten und Fachhochschulen auf der Cyber Education Stage zu entdecken und im Swiss Pavillon for Cyber Innovation, der in Zusammenarbeit mit innosuisse organisiert wurde, mit innovativen Start-ups in Kontakt zu treten.

Bekämpfung von Cyber-Risiken ist international

Ein Blick auf die internationale Perspektive beschloss die SCSD. Ein hochrangiges internationales Panel in Zusammenarbeit mit dem Centre for Cybersecurity (C4C) des World Economic Forum brachte Sir Rob Wainwright, Senior Partner bei Deloitte und ehemaliger Direktor von Europol, Andy Powell, CISO bei MAERSK, Alois Zwinggi, Geschäftsführer des World Economic Forum und Leiter des Centre for Cybersecurity (C4C), Monique J. Morrow, Präsidentin von The Humanized Internet und der Stiftung VETRI, sowie SCSD-Präsidentin Doris Fiala zusammen. Die Referenten erörterten die Möglichkeiten für eine globale Zusammenarbeit im Bereich der Cybersicherheit sowie die Chancen und Risiken der internationalen digitalen Konnektivität.

Die nächsten Swiss Cyber Security Days finden am 10. und 11. März 2021 wiederum im Forum Fribourg statt.

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