Schweizer Unternehmen schlechter auf den Wandel eingestellt

Die Schweizer Firmen sind von der Dynamik des technologischen und wirtschaftlichen Wandels überrascht worden – und noch immer überschätzen sie ihre Wandlungsfähigkeit markant. Dabei sind derzeit ein Rückfall in starre Organisationsstrukturen und ein Revival der hierarchischen Führungskultur zu beobachten.

Alles redet von Change, doch Schweizer Unternehmen sind schlechter auf den Wandel eingestellt als vor zwei Jahren. (Bild: Pixabay.com)

Die Fähigkeit der Schweizer Unternehmen zum Wandel ist in den letzten zwei Jahren überraschend gesunken. Dies ist das Ergebnis des zweiten Swiss Change Readiness Index (CRI), der im Rahmen der kürzlich publizierten Studie «Erfolg im Wandel» der Unternehmensberatung Staufen.Inova veröffentlicht wurde. Der CRI wurde vor zwei Jahren zum ersten Mal erhoben und gibt – auf einer Skala von 1 bis 100 – Aufschluss über das Veränderungsvermögen hiesiger Firmen. Er erfasst dabei die Handlungsfelder Strukturen, Prozesse, Führungs- und Unternehmenskultur sowie Mitarbeitende und Qualifikationen und überführt so komplexe Zusammenhänge und vielschichtige Informationen in einen abstrakten und damit vergleichbaren Wert.

Weniger gut auf den Wandel eingestellt

Seit der ersten Erhebung ist der Index nun von 63 auf 59 Punkte gesunken. Dieser leichte Rückgang zeigt deutlich, dass die Unternehmen Mühe mit dem technologischen und wirtschaftlichen Wandel bekunden und noch immer einen weiten Weg vor sich haben bei der Vorbereitung auf die Herausforderungen von morgen. Ein Grund für den überraschenden Rückgang der Wandlungsfähigkeit liegt in der unvorhergesehenen Vehemenz und Dynamik, mit der der Wandel im vergangenen Zweijahreszeitraum erfolgt ist. Hatten bei der letzten Befragung erst knapp über die Hälfte der Unternehmen damit gerechnet, dass sie sich in den nächsten zwei Jahren stark oder sehr stark verändern werden, mussten nun im Rückblick über drei Viertel erkennen, dass sie sich in dieser Zeit stark oder sehr stark verändert hatten.

Selbstüberschätzung, Rückschritte und Potenzial

Die befragten Unternehmen schätzen ihre Anstrengungen in allen erfassten Handlungsfeldern nach wie vor sehr hoch ein – und tendieren dabei zur Selbstüberschätzung. Besonders auffällig ist diese Wahrnehmungslücke bei der Führungskultur: Die Unternehmen schätzen sich hier mit 72 Punkten deutlich besser ein, als die von der Studie erhobene tatsächliche Wandlungsfähigkeit ausfällt (56 Punkte). Vielen Unternehmen fällt es offensichtlich nach wie vor schwer, moderne Führungsmethoden im Alltag wirklich umzusetzen. Aber auch in den Feldern Strukturen, Prozesse sowie Mitarbeitende und Qualifikationen bestehen vergleichbare Lücken.

Die überraschend starke Dynamik des Wandels hat nun dazu geführt, dass seit der letzten Erhebung viele gute Vorsätze auf der Strecke blieben: Statt auf agile und flache Organisationen wird wieder auf die alten hierarchischen, kennzahlengetriebenen Strukturen gesetzt, statt auf Kreativität und Eigenverantwortung auf Kontrolle. Diese Entwicklung birgt ein gewisses Gefahrenpotenzial, da sie die dringend nötige Transformation der Unternehmen zusätzlich behindert.

Mehrheit auf einem gutem Weg

Noch ist allerdings eine Mehrheit der befragten Unternehmen auf einem guten Weg in Richtung zu einer offenen Organisationsstruktur. Die Studienergebnisse zeigen denn auch enorme Unterschiede zwischen den Unternehmen, zwischen Vorreitern und Zögerern. Luft nach oben haben trotzdem alle. Der beste Weg, um dieses Potenzial zu heben, so das eindeutige Ergebnis dieser Studie, ist die Umsetzung von Lean Management: Diese Methode steigert die Wandlungsfähigkeit eines Unternehmens sichtbar. Im Vergleich mit der 2017er-Studie hat sich dieser positive Effekt 2019 sogar noch spürbar verstärkt.

Quelle: Staufen.Inova

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