Die Branche um Kryptowährungen und ICOs wird erwachsen

In der zweiten Hälfte 2018 nahmen Anzahl und Volumen von ICOs bzw. STOs stark ab, was sowohl auf die Refokussierung von ICO auf STO als auch auf den sogenannten «Krypto-Winter» zurückzuführen ist. Experten bewerten die Entwicklung positiv. Mit dem Aufkommen regulierter STOs verlässt die Fundraising-Methode ICO eine Grauzone. Rechtssysteme und Infrastruktur gehen global mit diesem Trend mit. Die Schweiz nimmt nach wie vor eine Vorreiterrolle ein.

Kryptowährungen und ICOs: Nach dem Hype bewegen sie sich allmählich wieder in ruhigerem Fahrwasser. (Bild: QuinceMedia on Pixabay)

Im Jahr 2018 wurden 1‘132 Initial Coin Offerings (ICOs) bzw. Security Token Offerings (STOs) erfolgreich abgewickelt, doppelt so viele wie 2017 (insgesamt 552). Das zeigt der vierte ICO/STO-Report von PwC Strategy& in Zusammenarbeit mit der Crypto Valley Association (CVA). Nachdem das Krypto-Crowdfunding seinen Wachstumskurs Anfang 2018 fortsetzte und bereits im März 2018 das Gesamtvolumen vom Vorjahr erreichte, gingen Anzahl und Volumen in der zweiten Jahreshälfte stark zurück. Zwei Startups, EOS und Telegram, haben als sogenannte «Unicorns» zusammen 5.8 Milliarden generiert. Daniel Diemers, Leiter Blockchain EMEA bei PwC Strategy&: «Die Entwicklung zeigt, dass ICOs bzw. STOs aus anlagestrategischer Sicht nach wie vor attraktiv für die Risikokapitalfinanzierung von Investoren bleiben. Sie zeigt aber auch, dass ein Umdenken stattgefunden hat und Investoren mehr Sicherheit und Transparenz fordern.»

Neue Token-Modelle nehmen Fahrt auf

Mit dem anhaltenden Kursfall digitaler Währungen gegen Jahresende hat sich in der Blockchain-Szene das Wort «Krypto-Winter» etabliert. Die rückläufigen Investitionsvolumen sind aber nicht alleine durch letzteren bedingt. STOs gewinnen in der Branche rund um Kryptowährungen an Beliebtheit. Als Token-Angebote für Wertpapiere und dingliche Rechte unterscheiden sich STOs nicht grundlegend von ICOs, sie sind vielmehr eine regulierte Form davon. So kombinieren sie verschiedene Merkmale von ICOs, zum Beispiel niedrige Eintrittsbarrieren für Anleger und traditionelle Venture-Capital bzw. Private-Equity-Fundraising-Eigenschaften. Weiter bringen die zugrundeliegenden Tokens zusätzliche finanzielle Rechte wie Dividenden oder Aktien mit sich und sind an lokale Gesetze und Vorschriften wie KYC und AML gebunden.

Neben Wertschriften ist ein Trend zur Tokenisierung von Rohstoffen wie Gold, Öl etc. bis zur Tokenisierung von immateriellen Gütern (z.B. Musikrechten) erkennbar. Daniel Diemers: «ICOs wurden oft als hochspekulative Vehikel konzipiert und haben die Aufmerksamkeit verschiedener Aufsichtsbehörden auf sich gezogen. Die verbesserte Regulierung durch die Tokenisierung und Anerkennung als Wertschriften ist ein weiterer Schritt in Richtung Maturität. Es ist interessant zu sehen, wie sich eine Branche in so kurzer Zeit gewandelt hat. In Zukunft wird es spannend zu sehen sein, welche neuen Geschäftsmodelle daraus resultieren bzw. welche sich final durchsetzen werden.»

Regulatorisches Umfeld und Infrastruktur müssen mit Wandel mitgehen

Die FINMA hat schon früh begonnen sich mit der Token-Thematik auseinanderzusetzen und unterscheidet zwischen Zahlungs-, Nutzungs- und Anlage-Token. «Das fortschrittliche Regulierungsmodell der Schweiz zusammen mit der stärkeren Anlehnung von STOs an gängige Wertpapiergesetze bilden eine gute Basis für nächste Entwicklungen im Blockchain-Bereich. Wir sind froh zu sehen, dass die Schweiz in einem dynamischen Markt, der sich auf Asset Tokens und Stablecoins verlagert, weiterhin eine Hauptrolle einnimmt», erläutert Daniel Haudenschild, Präsident der Crypto Valley Association.

Neben erhöhtem Schutz verlangen Marktteilnehmer neue Dienstleistungen wie beispielsweise flexible Verwahrungslösungen, Marktdatendienste, zuverlässige Ratingdienste und Research. Mit den steigenden Erwartungen und den erhöhten regulatorischen Anforderungen von STOs muss sich die bestehende Infrastruktur, beispielsweise für Handel und Verwahrung, ebenfalls weiterentwickeln. Diese Chance haben etablierte Börsen und Finanzinstitute erkannt und bauen ihre Dienstleistungen im Krypto-Bereich aus. So hat beispielsweise die Schweizer Börsenbetreiberin SIX im Sommer 2018 eine Plattform für Emission, Handel, Abwicklung und Verwahrung von digitalen Vermögenswerten angekündigt. Eine weitere Schweizer Bank hat seit Januar 2019 die Zulassung, als erste globale Krypto-Depotbank aktiv zu sein.

Quelle: www.pwc.ch

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