Fracking und Erdöl auf dem Vormarsch

Im Jahr 2015 wurden weltweit erneut mehr Erdöl und Erdgas gefördert. Die Kohleförderung ist hingegen im zweiten aufeinanderfolgenden Jahr rückläufig. Dies zeigen die Energiezahlen, die der Energiekonzern BP jährlich publiziert.

Fracking ist weiter im Aufwind, hier im US-Bundesstaat Wyoming
Fracking ist weiter im Aufwind, hier im US-Bundesstaat Wyoming

Der weltweite Energiekonsum wächst auch im Jahr 2015 wieder an, allerdings um vergleichsweise geringe 0,4%.

Die Zahlen des Energiekonzerns BP zeigen auf, dass die Erdölförderung weiter ansteigt, 2015 um 3,2% oder 133 Millionen Tonnen. Die Zunahme ist hauptsächlich auf Erdöl zurückzuführen, das mit Frackingverfahren und der umweltbelastenden Ausbeutung der Kanadischen Ölsande gewonnen wird. An diesem Wachstum partizipierten insbesondere die USA, der Irak, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Weil in den USA der Erdölverbrauch im Jahre 2015 ebenfalls weiter angestiegen ist, bleibt dieses Land nach wie vor der grösste Erdölimporteur.

Die Welt-Erdgasförderung wurde ebenfalls gesteigert; leicht grösser als im Vorjahr mit 2,2% bzw. 69.3 Mio. t Öläquivalenten. Für mehr als die Hälfte dieser Zunahme war das Fracking-Gas der USA verantwortlich (+ 36,2 Mio. t); auch der Iran legte erheblich zu. Beim Erdgas zeichnet sich noch kein Ende des Fracking-Booms ab.

Kohle rückläufig

Seit mehr als 20 Jahren, bis 2013, hatte die Förderung von Kohle sehr stark zugenommen, getrieben vor allem durch den forcierten Abbau von China, das für rund die Hälfte der weltweiten Förderung und des weltweiten Verbrauchs verantwortlich ist. Ein erster signifikanter Rückgang der Kohleproduktion war bereits im Jahre 2014 im Ausmass von 27,9 Mio. t Öl-Äquivalenten zu verzeichnen.

Im Jahre 2015 belief sich nun die Minderproduktion auf 158.8 Mio. t ( – 4.0%), was vor allem auf Förderrückgänge in den USA, Indonesien und China zurückzuführen ist. Auch der Verbrauch von Kohle war in China im Jahre 2015 rückläufig, dennoch konsumiert China 50% des Weltanteils und weist Fördermengen aus, die unter dem Verbrauch liegen. Dieses Land ist offenbar bemüht, aus Umweltgründen die Kohleproduktion etwas zurückzufahren, dafür steigert es seine Erdöl- und Erdgasproduktion und steht auch bei der Produktion von Solarenergie weltweit an der Spitze.

Sollte der bereits verschiedentlich prognostizierte Rückgang des Frackings in den USA sich tastsächlich einstellen, so steht zu befürchten, dass als Kompensation die Kohleproduktion erneut hochgefahren wird.

Die Entwicklung der prozentualen Anteile der einzelnen Energieträger an der Welt-Gesamtproduktion hat sich im Jahre 2015 nur im Rahmen der bereits erwähnten Tendenzen leicht modifiziert. Der Anteil der fossilen Energieträger (Produktionszahlen) hat sich dabei um 0.4% zurückentwickelt.

Ungebrochener Trend: Die Kohleförderung schrumpft, während Erdgas und Erdöl weiter ansteigen. (Grafik: Jenni Energietechnik)
Ungebrochener Trend: Die Kohleförderung schrumpft, während Erdgas und Erdöl weiter ansteigen. (Grafik: Jenni Energietechnik)

Peak Gas droht

Josef Jenni, Geschäftsführer bei Jenni Energietechnik, hat gemeinsam mit Politologe Christian Moser die Zahlen analysiert. Wie sie in ihrer Medienmitteilung schreiben, sollen die neuen Produktionsmaxima keineswegs den Schluss zulassen, dass fossile Energieträger weiterhin ungefährdet zu Verfügung stehen. Die Experten nennen dafür vier Gründe:

  • der Peak Oil ist nicht zu vermeiden, seine Herauszögerung durch Fracking und durchforcierte, auch politisch bedingte Förderung einzelner Produzentenstaaten wird nichtvon Dauer sein;
  • auch der Peak Gas droht mittelfristig, denn es ist sehr fraglich, ob die Produktionszunahme der USA, bedingt durch den Fracking-Boom, lange anhalten wird, weil dieneuen Bohrlöcher sich sehr schnell erschöpfen könnten;
  • die ausgewiesenen Reserven bei den fossilen Brennstoffen haben sich nur unwesentlich geändert;
  • trotz grösseren Reserven wird auch eine wieder steigende Kohleförderung nicht in derLage sein, allfällige Förderrückgänge bei den anderen fossilen Energieträgern zukompensieren und zusätzlich eine weiterhin steigende Nachfrage zu befriedigen.

Gleichzeitig sehen Jenni und Moser eine künftig schrumpfende Rolle der fossilen Energieträger. Dies aufgrund der zu hohen Preise der Frackingtechnolgie, einer kaum mehr steigerbaren Fördermenge und des zunehmenden CO2-Eintrags in die Atmosphäre.

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