«AI-Race»: Die Schweiz muss Gas geben
Effiziente Ausbildung und eine faire Besteuerung der digitalen Wertschöpfung sind für die ICT-Branche wichtige Pfeiler, damit die Schweiz im globalen Digitalisierungswettlauf ihre momentan gute Position nicht nur halten, sondern auch ausbauen kann.
An einem Mediengespräch anlässlich des 38. swissICT Symposiums, das 2018 erstmals in Basel mit über 100 Fachleuten stattfand, zeigte sich swissICT-Präsident Thomas Flatt überzeugt, dass die ICT-Branche selbst gut gerüstet ist. Die Wirtschaft müsse sich aber noch stärker bewusst werden, dass die Digitalisierung heute die Kernstrategie eines Unternehmens massiv beeinflusse.
Fokus auf die Bildung
Politiker und Unternehmen würden die Digitalisierung nicht verschlafen, sagte Thomas Flatt auf die Feststellung, dass viele Unternehmen der Entwicklung noch zu wenig Aufmerksamkeit schenken würden. In der Diskussion mit Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz und Vorstandsmitglied der FDP Schweiz, dem IT- und Marketing-Spezialisten Thomas Hutter und dem Topspezialisten für Künstliche Intelligenz (AI), Pascal Kaufmann, war man sich einig, dass der Fokus für eine erfolgreiche Zukunft auf die Bildung gesetzt werden müsse.
Silberschmidt sichtete ausserdem Handlungsbedarf bei den Steuern, im Arbeitsrecht und bei der Raumplanung. Gemäss Thomas Flatt brauche es allerdings kein neues Steuermodell für Startups sondern einfach eine «Debatte, wie digitale Wertschöpfung über das bestehende Steuersystem besteuert werden soll».
Führungsrolle bei der künstlichen Intelligenz
AI-Pionier Pascal Kaufmann betonte, dass die Schweiz europaweit im Bereich der Forschung zur künstlichen Intelligenz die Nummer Eins sei und eine ideale Ausgangslage habe, um eine Führungsrolle im «AI-Race» zu übernehmen. Nur mit namhaften Investitionen – Pascal Kaufmann spricht von Milliarden – könnte man diese Rolle längerfristig sichern. Er rechnete damit, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein grosser Durchbruch bei der künstlichen Intelligenz erfolgen wird. «Die Karten werden weltweit neu gemischt», sagt Kaufmann.
Fachkräftemangel das grössere Problem als Roboter
Deshalb setzte auch Kaufmann auf eine Neuorientierung bei der Ausbildung. Jobs, bei denen der Mensch eine wichtige Rolle einnehme, sahen die vier Fachleute nicht in Gefahr. Viel mehr laufe es darauf hinaus, dass viele Stellen in den nächsten Jahren nicht besetzt werden können, unter anderem, weil die Babyboomer Generation pensioniert wird.
IT-Spezialist Thomas Hutter war denn auch überzeugt, dass neue Jobs entstehen werden. Nach seiner Erfahrung brauche es aber in vielen Schweizer Unternehmen noch viel Überzeugungsarbeit und Investitionen. Es sei immer noch eine grosse Zurückhaltung bei digitalen Themen spürbar, sagte Hutter.