E-Learning in der Aus- und Weiterbildung

Der klassische Präsenzunterricht wird immer mehr durch digitale Lehr- und Lernformen ergänzt. Auch am Campus Sursee hat E-Learning Einzug gehalten. Theoretisches Fachwissen wird dort seit Kurzem über die Plattform «Konvink» vermittelt.

<li class="artikel_legende">Nicht mehr nur Frontalunterricht: Der Laptop gehört für angehende Baufachleute am Campus Sursee zu den wichtigsten Utensilien im Unterricht.</li>
Nicht mehr nur Frontalunterricht, sondern auch E-Learning: Der Laptop gehört für angehende Baufachleute am Campus Sursee zu den wichtigsten Utensilien im Unterricht. (Bild: zVg)

Angehende Strassenbaupoliere brauchen in ihrer Ausbildung ihre Hände nicht mehr nur zum Bedienen von Maschinen oder für den Umgang mit Pickel und Schaufel: Auf Laptops loggen sie sich am Campus Sursee – schweizweit die wohl grösste zentrale Bildungsstätte für angehende Baufach­kräfte – in die E-Learning-Plattform Konvink ein und absolvieren dort einzelne Lernsequenzen. Darüber hinaus kontrollieren sie dort ihre Trainingseinheiten und überprüfen das erworbene Wissen gleich selbst. Die Lernenden entscheiden dann in eigener Kompetenz, ob sie für die Abschlussprüfung ge­nügend vorbereitet sind. Sie müssen also eine aktive Rolle in der Wissens- und Kompetenzaneignung spielen, da nunmehr nicht mehr nur der Lehrer doziert. Vielmehr fungiert dieser verstärkt als Lerncoach.

Lernen mit Selbstverantwortung

Die am Campus Sursee angesiedelte Polierschule setzt damit auf selbstorganisiertes Lernen. Das gesamte Konzept trägt nach wie vor einen hohen Praxisbezug. «Die Module werden noch umfassender nach Arbeitstätigkeiten gegliedert, was die Vernetzung von verschiedenen Fächern fördert», schreibt dazu Campus Sursee. Die moderne Unterrichtsform des Blended Learnings ist dabei nicht trivial: Da die Schüler ihr Lerntempo selbst be­stimmen, wird von ihnen eine hohe Selbstverantwortung verlangt. Die Lernplattform steht 24 Stunden zur Verfügung. Die Lernenden könnten im Prinzip auch mitten in der Nacht weiterbüffeln – die Infrastruktur des Campus mit seinen ­Gastro- und Hotelanlagen lässt dies durchaus zu.

«Was wir hier machen, ist zeitgemäss und bereitet unsere Schüler auf die digitale Zukunft vor», sagt Adrian Häfeli, Leiter der Ausbildungen für das Baustellenkader, während er seine Lernplattform präsentiert. Künftig sind ganzheitliche Kompetenzen gefragt, um dem rasanten Tempo Paroli zu bieten, in welchem sich das Berufsbild des Poliers bewegt. Wissen wird zum Trostpreis, wenn die Methoden- und Sozialkompetenzen fehlen, um dieses Wissen anzuwenden und umzusetzen. «Unser Modell rüstet die Lernenden besser für die moderne Arbeitswelt aus, weil sie selbstständiger werden, zuverlässiger und initiativer», sagt Häfeli.

Positives Fazit

Der Campus Sursee ist mit der E-Learning-Plattform Konvink einen entscheidenden Schritt in die Zukunft gegangen. 2017 wurden die ersten Module eingerichtet. Ab August 2018 wird auch in den Bereichen Hoch-, Tiefbau und Bauwerktrenner mit der neuen Unterrichtsform gearbeitet. Auch andere Schulen und bildungsnahe Organisationen interessieren sich verstärkt für die von Campus Sursee entwickelten Ausbildungen, wie es heisst. Und die Unterstützung der Branche ist ebenfalls gewährleistet: «Ich habe gestaunt, wie gut Blended Learning auch von jenen Bauleuten akzeptiert wird, die bis anhin wenig bis gar nichts mit Computern am Hut hatten», sagt dazu Matthias Forster, Geschäftsführer von Infra Suisse, der Branchenorganisation der im Infrastrukturbau tätigen Unternehmen. «Man muss sich jedoch bewusst sein, dass mit dieser Entwicklung auch die Anforderungen an die Lese- und Sprachkompetenzen der Auszubildenden steigen. Das gilt es im Auge zu behalten.»

Andere Schulen sollen mitziehen

Marc Aurel Hunziker, Vizedirektor und Leiter Berufsbildung beim Schweizerischen Baumeisterverband, weist auf einen nicht zu unterschätzenden Umstand hin: «Blended Learning fordert vom Lernenden viel Aufmerksamkeit für den eigenen Lernprozess und vom Lehrenden besondere Achtsamkeit für die vielfältigen Bedürfnisse der Lernenden. Treffen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit aufeinander, ist dies eine optimale Voraussetzung für den gewünschten Lern- und Lehrerfolg.» Methoden wie Blended Learning sind also noch keine Ga­rantien dafür, dass Lehren und Lernen allen nun leichter fällt. Die Erfahrungen zeigen, dass sich etwa Schüler, die in ihrer Vor­bildung noch starren Frontalunterricht gewohnt waren, mit der verlangten Selbstorganisation noch schwer tun.

Weitere Informationen: Campus Sursee

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