Lean – Voraussetzung für Industrie 4.0 und eine zielführende Digitalisierung
FACHARTIKEL Die Schlagwörter Industrie 4.0, Internet of Things und Big Data sind allgegenwärtig. In unserem Alltag besitzen wir immer mehr Geräte und Gegenstände, welche sich über das Internet vernetzen und kommunizieren, z.B. Hausbeleuchtungen, Kaffeemaschinen, Rasenmäher und auch Produktionsanlagen.
Die Vorteile der jüngsten technologischen Entwicklungen liegen auf der Hand: Noch nie standen uns so umfangreiche Informationen zur Verfügung, um Entscheidungen zu treffen. Bei dieser Ausgangslage steht bei vielen Firmen die Erweiterung des eigenen Geschäftsmodells als erstes im Vordergrund. Dabei ist es wichtig, «über den Tellerrand hinaus zu denken», um durch die Vernetzung echte Potenziale für ein Unternehmen zu generieren.
Die digitale Transformation eines Unternehmens hat das Ziel, mit der Benutzung von digitalen Technologien und Geschäftsmodellen sich dem verändernden Markt anzupassen und die Leistung des Unternehmens weiter zu steigern. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Grundlage für den Erfolg die Unternehmenskultur und der Einbezug der Mitarbeitenden sind. Die Mitarbeitenden müssen verstehen, warum diese Veränderungen anstehen und was ihre Rolle in der Zukunft ist.
Business-Agilität
Die Kundenorientierung wird auch in der digitalen Welt Ausgangspunkt aller Aktivitäten sein. Die Kunden sind heute besser informiert denn je zuvor – lange vor dem Kauf. Sie werden auch vermehrt in die Wertschöpfungskette eingebunden mit dem Resultat von zunehmenden Individualfertigungen und höheren Erwartungen an den Lieferservice. Die digitale Business-Agilität wird somit zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil, welche nach Michael Wades Modell (IMD, Juni 2015) auf folgenden drei Säulen beruht:
- Hyperawareness (Verfügbarkeit Daten und Informationen)
- Informed Decision Making (informierte Entscheidungsfällung)
- Fast Execution (schnelle Umsetzung)
Dezentral getroffene Entscheide
Prozesse zu digitalisieren und Systeme zu vernetzen, macht nur Sinn, wenn diese aktuell, optimiert, effizient und Lean – frei von Verschwendung – sind. Um die Unternehmensagilität stetig den Marktbedingungen anzupassen und zu verbessern, ist es notwendig übergreifende Prozesse mit der Wertstromanalyse abzubilden, zu analysieren und Verschwendung zu eliminieren. Der Informationsfluss wird jedoch im Zuge der Vernetzung neue, direkte Wege zwischen intelligenten Akteuren ermöglichen und Entscheidungen können vermehrt dezentral getroffen werden. In Zukunft werden Verbesserungen neben dem Menschen auch von intelligenten Maschinen vorgeschlagen und die schlanke Produktion wird so zum selbstlernenden System.
Lean-Ansatz nutzen
Lean mit dem Ansatz von schlanken und verschwendungsfreien Prozessen ist die Grundlage und Voraussetzung für Industrie 4.0 und eine zielführende Digitalisierung. Die Digitalisierung der Produktion verspricht neue Möglichkeiten, die Produktion effizienter zu gestalten oder gar zu revolutionieren. Nur wenige Unternehmen können jedoch eine Produktion von Grund auf neu planen und dabei alle Möglichkeiten von Industrie 4.0 berücksichtigen. Vor allem für Unternehmen, die eine bestehende Produktion digital aufrüsten wollen, gilt es, einen Ansatz aufzuzeigen, welcher den bewährten Lean-Ansatz nutzt und gleichzeitig die Möglichkeiten der Digitalisierung integriert.
Autor: Christoph Lustenberger, Dr. sc. techn., dipl. Lebensmittel-Ing. ETH, ist Senior Consultant bei der Wertfabrik AG. www.wertfabrik.ch / www.wertblog.ch