Gegensätze spornen Teams an

Sowohl Kultur als auch Technologie spielen eine Rolle – Zusammen­arbeit ist nicht gleich Harmonie.

Adrienne Gormley von Dropbox ist überzeugt, dass Gegensätze in Teams anspornend wirken. (Bild: zVg / Dropbox)

Trotz der Investitionen von Unternehmen in Kollaborationstools und -technologien lassen unabhängige Untersuchungen vermuten, dass Teamwork sich noch nicht durchgesetzt hat – weniger als 50% der Berufstätigen in Grossbritannien geben etwa an, gerne im Team zu arbeiten. Philosophen von The School of Life und Dropbox geben in der gemeinsamen Studie «The Vices and Virtues of Collaboration » verschiedene Gründe dafür an. Diese reichen von «Mitläufern, die von den Leistungen anderer profitieren, ohne selbst etwas beizutragen» über «durch andere in den Hintergrund gedrängt werden» bis hin zum Aufeinandertreffen zu vieler Egos im Team. Die passenden Tools sind offenbar für eine effektive Zusammenarbeit im Team nur ein Faktor von mehreren. Die Vorgehensweise ist entscheidend – und hier kann die weit verbreitete Vorstellung von Zusammenarbeit irreführend sein.

Harmonischer Prozess?

Bei der Online-Bildersuche zum Thema «Zusammenarbeit » sieht man reihenweise Menschen, die lächeln, die sich die Hände reichen, die Puzzleteile aneinanderfügen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Also lautet die logische Schlussfolgerung: Zusammenarbeit ist ein reibungsloser, harmonischer Prozess, bei dem sich alle Beteiligten schnell einig sind und zum selben Schluss kommen. Der Irrglaube, dass sich gute Zusammenarbeit innerhalb eines Teams durch allgemeine Einigkeit auszeichnen muss, hält Unternehmen davon ab, die Art von dynamischer Zusammenarbeit zu erreichen, die zu wirklich bahnbrechenden Ideen führt.

Wenn Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten und individuellen Stärken zusammenkommen, sollten völlig neue Lösungen entstehen. Unterschiede und Individualität sind Faktoren, die zu unterschiedlichen Betrachtungsweisen führen. Bestehen Sie nicht auf einem harmonischen Vorgehen, sondern lassen Sie Konflikte zu! So können Sie Scheuklappendenken und aus Gruppenzwang geborene Sichtweisen vermeiden.

Unterschiedliche Meinungen aufeinander prallen lassen

Wir leben in einer Zeit, in der neue Ideen althergebrachte Vorstellungen vom Thron stossen und sich zu Vorhaben entwickeln können, die die Welt verändern. Konformismus kann da den Untergang jedes Unternehmens bedeuten. Es muss nur ein anderes Unternehmen an seine Stelle treten, das keine Scheu vor internen Auseinandersetzungen hat, um die nächste bahnbrechende Idee umzusetzen und den Markt im Sturm zu erobern. Zusammenarbeit funktioniert am besten, wenn unterschiedlichen Meinungen aufeinanderprallen und die Funken stieben – denn diese Funken führen zu neuen Ideen und Denkweisen. Und dieses Ziel erreichen Sie nur, indem Sie die Meinungsverschiedenheiten der Teammitglieder ans Licht bringen.

Räume für Gegensätze schaffen

Welche Basis für Zusammenarbeit stellt den idealen Nährboden für diese Art konstruktiver Meinungsverschiedenheiten dar? Zunächst müssen Sie dafür sorgen, dass Ihre Mitarbeiter ihre Arbeit nicht mit ihrer Persönlichkeit gleichsetzen. Sie müssen sicher sein, riskante und ungewöhnliche Vorschläge äussern zu können, ohne dabei ihr Selbstwertgefühl aufs Spiel zu setzen. Ausserdem ist es wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der die Teammitglieder auf professioneller Ebene unterschiedlicher Meinung sein können, ohne persönlich zu werden. Zusammenarbeit sollte die Form einer lebhaften Diskussion annehmen, statt in ein wildes Gerangel um das grösste Ego auszuarten. Vorgesetzte müssen einen «sicheren Ort» schaffen, an dem die Kollegen verschiedene Ideen völlig unabhängig davon analysieren können, wer sie ursprünglich eingebracht hat. Dabei handelt es sich nicht um reine philosophische Mutmassungen. Digitale Umbrüche verändern derzeit ganze Branchen, also muss auch Ihr Unternehmen in der Lage sein, die kritischen Schachzüge zu erkennen und umzusetzen, die einen neuen Markt oder eine bevorstehende technologische Entwicklung erschliessen. Ansonsten könnte Ihr Geschäftsmodell angreifbar sein.

Adrienne Gormley ist VP Customer Experience und Head of EMEA der Kollaborationsplattform und des Filehosting-Dienstleisters Dropbox. www.dropbox.com.

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