Luftverschmutzung: Halbierung der vorzeitigen Todesfälle möglich
Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Luftverschmutzung kann bis 2030 im Vergleich zu 2005 um etwa 55 Prozent gesenkt werden, wenn die EU-Mitgliedstaaten alle Massnahmen im Rahmen der EU-Gesetzgebung umsetzen würden. Ein Problem stellt insbesondere der Landwirtschaftssektor dar.
Der soeben veröffentlichte Bericht zu den Aussichten über die Luftverschmutzung in der Europäischen Union lässt aufhorchen. Das Fazit des Berichts lautet: «Würden alle bis 2018 verabschiedeten Rechtsvorschriften ihren vollen Nutzen entfalten und würden die Mitgliedstaaten die in ihren nationalen Luftreinhalteprogrammen angekündigten Massnahmen umsetzen, so wäre die EU insgesamt in der Lage, die Luftschadstoffemissionen entsprechend den Verpflichtungen gemäss der NEC-Richtlinie (nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe) für 2030 zu verringern.»
400 000 vorzeitige Todesfälle
Aus dem im November 2020 veröffentlichten Bericht der EUA über die Luftqualität in Europa 2020 («Air quality in Europe – 2020 report») geht hervor, dass die Emissionen der meisten Luftschadstoffe in der EU in den letzten Jahrzehnten zwar zurückgegangen sind, die Luftverschmutzung jedoch nach wie vor ein erhebliches Problem darstellt, wie es im Bericht heisst. Und weiter: Als Folge der Luftverschmutzung werden in der EU insgesamt rund 400 000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verzeichnet und sind etwa zwei Drittel der Ökosystemfläche in der EU der Eutrophierung ausgesetzt. Darüber hinaus verursacht Luftverschmutzung erhebliche wirtschaftliche Kosten, da sie höhere Ausgaben im medizinischen Bereich, verminderte Produktivität, beispielsweise durch Fehlzeiten am Arbeitsplatz, und geringere landwirtschaftliche Erträge zur Folge hat.
Ammoniakproblematik
In der Landwirtschaft jedoch müsse mehr getan werden, forderte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius. Denn der Bericht zeigt klar, dass die bisherigen Massnahmen nicht ausreichen, um die Ammoniakemissionen, die zu 90 Prozent aus dem landwirtschaftlichen Sektor stammen, auf die maximal zulässigen Werte zu reduzieren. «Die strategischen Pläne im Rahmen der neuen gemeinsamen Agrarpolitik müssen diese Notwendigkeit widerspiegeln», so der Kommissar.
Der Bericht zeigt, dass bei vollständiger Umsetzung aller bestehenden Rechtsvorschriften die meisten Mitgliedstaaten auf dem richtigen Weg wären, um die Reduktionsverpflichtungen für 2030 für vier der fünf Luftschadstoffe zu erfüllen, die in der Richtlinie über nationale Emissionsreduktionsverpflichtungen geregelt sind.
Die zusätzlichen Massnahmen zur Luftreinhaltung, die in den nationalen Luftreinhalteprogrammen angekündigt wurden, würden die prognostizierten Verbesserungen weiter beschleunigen, heisst es in der EU-Mitteilung.
Quelle: Europäische Kommission