«Wir müssen KI jetzt operationalisieren»

Die Marketing Predictions 2025 bei Publicis in Zürich standen im Zeichen der Künstlichen Intelligenz. Innovationsexperte Maks Giordano hielt als Keynote Speaker einen eindrucksvollen Vortrag über die Entwicklung und Möglichkeiten von KI. Anschliessen bat m&k sowohl Giordano als auch Pascal Winkler, Chief Strategy Officer bei Publicis, zum exklusiven Videointerview.

Maks Giordano: KI als transformative Technologie und Sparringspartner

Maks Giordano, Gründer des Innovationsstudios juuman’okudo, reflektiert in seinem Interview über die aussergewöhnliche Dynamik, die die Künstliche Intelligenz derzeit entfaltet. Diese beschleunigte Entwicklung führt er auf das Zusammenwirken von leistungsfähigen Rechnern, enormen Datenmengen und milliardenschweren Investitionen zurück. Technologien wie ChatGPT haben gezeigt, wie schnell KI neue Standards setzen kann. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich KI von einem aufstrebenden Bereich zu einem festen Bestandteil zahlreicher Branchen entwickelt.

Giordano erklärt den sogenannten Hype-Cycle: Technologien werden zunächst massiv überschätzt, bevor eine Phase der Ernüchterung einsetzt. Langfristig pendelt sich jedoch ein realistisches und nachhaltiges Nutzungsniveau ein. Er warnt davor, KI als universellen Problemlöser zu betrachten, der menschliche Expertise vollständig ersetzt. Dies verdeutlicht er anhand von Beispielen wie KI-Tools, die zwar PowerPoint-Präsentationen oder juristische Texte erstellen können, aber in vielen Fällen die menschliche Präzision und das Gespür nicht erreichen.

Trotzdem sieht er in KI eine enorme Bereicherung für Kreativität und Effizienz. Sie ermöglicht es, Kampagnen multilingual zu gestalten und grosse Mengen an Inhalten schnell zu erstellen – eine Dimension, die früher undenkbar war. Dabei bleibt für ihn klar: Die Rolle des Menschen ist entscheidend. Kreative Prozesse, strategische Entscheidungen und emotionales Storytelling können nicht ohne menschliches Feingefühl gelingen.

Ein Beispiel ist der Coca-Cola-Werbespot, der mithilfe von KI produziert wurde. Obwohl technisch auf hohem Niveau, fehlte dem Spot die Tiefe und emotionale Verbindung, die nur durch menschliche Kreativität erreicht werden kann. Giordano sieht in KI daher eher einen Sparringspartner, der unterstützt, anstatt zu ersetzen.

Abschliessend appelliert er an die Kreativbranche, KI als Chance zu betrachten, sich mit den Tools vertraut zu machen und sie aktiv in den Arbeitsalltag zu integrieren. Nur wer die Möglichkeiten ausprobiert, kann den Nutzen der Technologie wirklich einschätzen und sie erfolgreich nutzen.

Pascal Winkler: Operationalisierung von KI als Ziel für 2025

Pascal Winkler, Chief Strategy Officer der Publicis Groupe, konzentriert sich in seinem Interview auf die praktische Umsetzung von KI-Technologien in der Werbebranche. Für ihn steht 2025 im Zeichen der Operationalisierung: Die bisherigen Experimente mit KI sollen in konkrete Anwendungen überführt werden, die sowohl für Kunden als auch für interne Prozesse einen messbaren Mehrwert schaffen.

Winkler betont, dass die Publicis Groupe in Zürich von ihrem globalen Netzwerk profitiert, das Zugang zu erprobten KI-Tools bietet. Diese Werkzeuge ermöglichen es der Agentur, massgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus darauf, spezifische Use Cases zu identifizieren, die die Potenziale der Technologie für unterschiedliche Branchen nutzbar machen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit mit den Kunden. Winkler beschreibt, dass diese sich an unterschiedlichen Punkten im Umgang mit KI befinden. Während einige Unternehmen bereits aktiv experimentieren, sind andere noch in einer frühen Phase der Auseinandersetzung. Für beide Gruppen ist es essenziell, konkrete Anwendungsbeispiele zu schaffen, die zeigen, wie KI die Effizienz steigern, kreative Prozesse unterstützen und neue Geschäftsmodelle ermöglichen kann.

Ein zentrales Thema ist zudem die Entwicklung gemeinsamer Standards und rechtlicher Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI. Fragen zu Urheberrechten und Datenschutz spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Winkler betont, dass die Branche hier noch viel zu lernen hat, aber durch gemeinsame Anstrengungen grosse Fortschritte möglich sind.

Sein Fazit: Die Werbebranche steht an einem Wendepunkt. Die Technologie ist bereit für den produktiven Einsatz, und es liegt an den Agenturen, die richtigen Strategien zu entwickeln. Dies erfordert Offenheit, Pragmatismus und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen. Winkler sieht die kreative Industrie als zentralen Treiber für die erfolgreiche Integration von KI in den Alltag.

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