Artificial Intelligence vs. Mensch – Wer gewinnt?

Verschiedenste Aspekte und Sichtweisen zu Artificial Intelligence (AI) dominierten das 4. Digital Economic Forum 2018 (DEF) im Park Hyatt in Zürich. Das fachkundige Publikum erhielt dazu von erfahrenen Referenten verschiedenste Ansätze zur künstlichen Intelligenz (AI) und deren Potenzial für künftige Anwendungen.

Die Auswirkungen von Artificial Intelligence auf Mensch und Gesellschaft standen am diesjährigen Digital Economic Forum im Zentrum (Bild: Digital Economic Forum).

Der neue DEF-Organisator Thomas Zwahlen vollzog einen kleinen Paradigmawechsel: Während die Veranstaltungen der Vorjahre stark von der Prominenz von Referenten lebten, soll der Anlass inskünftig verstärkt die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Menschen in den Vordergrund rücken. Am 24. April erhielt das Publikum einen ersten – durchaus gelungenen – Vorgeschmack davon. Auswirkungen von Artificial Intelligence auf verschiedene Lebensbereiche und Branchen standen im Fokus der Referate.

Begrüsst wurde das Publikum durch die Zürcher Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. Sie wies darauf hin, dass sich Zürich zu einem führenden ICT-Standort entwickelt hat. Die Industrie 4.0 fordere einen enormen Anpassungsdruck für alle Akteure, sagte Carmen Walker Späh. Es brauche aber auch eine Politik 4.0, die Innovation nicht durch den Regulierungsmodus abwürgt. Stephan Sigrist, der Leiter des Think Tanks W.I.R.E und Mitautor der Studie «Zukunft Digitale Schweiz» forderte einen neuen Lösungsansatz für den Umgang mit der unbekannten digitalen Zukunft, eine differenzierte Perspektive jenseits der gängigen Mythen. Digitalisierung sei heute Normalität. Der Fokus von Innovation müsse allerdings auf die Menschen und die Gesellschaft gerichtet werden. „Computer ausschalten – Hirn einschalten“, war seine Botschaft, denn die Technologie allein wird es nicht richten können.

Führungsrolle der Schweiz für AI

Lukas Sieber, Co-Founder von Mindfire & Executive Director North America Greater Zurich Area (GZA), fand, dass die Welt in den letzten paar Jahren «high» wurde auf Blockchain und Crypto. Man dürfe sich aber nicht blenden lassen, das meiste davon sei „Schrott“. Zusammen mit seinem Co-Founder Pascal Kaufmann präsentierte Sieber das soeben veröffentlichte White Paper von Mindfire, einem Non-Profit Projekt das mit den 100 intelligentesten Menschen in den kommenden Jahren das menschliche Hirn dekodieren will. Mindfire sei gegründet worden, damit die Schweiz im Bereich AI die Führung übernehmen könne und die Entwicklung nicht Privaten oder Unternehmen überlassen werde. Die Resultate des Projekts sollten denn auch allgemein zur Verfügung stehen und entsprechende Lizenzen für die innovativen Inputs der Teilnehmenden über IOC (Blockchain/Token) wertschöpfend refinanziert werden.

Matthias Plattner, Head Technology & Platform Innovation – Global Financial Intermediaries UBS AG, rechnete damit, dass das Bankgeschäft künftig stark abhängig von sogenannten „augmented“ Technologien sein wird. Man müsse die Risiken verstehen und entsprechend die Chancen nutzen, um die Menschen umfassend und vor allem vertrauensvoll beraten zu können. Das Thema Vertrauen nahm dann Karsten Stampa, COO/CFO Healthbank Innovation AG, auf: «Ohne Vertrauen wird viel Potential in der digitalen Gesundheit vergeudet», erklärte Stampa. Digital Health könne anhand von «Live Data of Real Live» unglaublich viele Vorteile bringen. Allerdings müsse man sich von geschlossenen Systemen verabschieden und den Datenschutz beim User selbst verstärken, dann klappe es auch mit dem Vertrauen.

Achtung vor dem Darknet und 007!

Der Däne Hans Ulrik Staehr, Founder MarketScape, Denmark und Co-founder Munit.io, gab einen eindrücklichen Einblick in illegale Prozesse und Geschäfte (Drogen, Waffen, Cybercrime) im versteckten Darknet mit einer Kombination von Crypto assets und dem TOR-Browser. Darknet sei eine Bedrohung, aber auch eine Gelegenheit, kriminelle Vorgänge und kriminelle Psychologie zu erkennen. In einem effektvollen Referat legte die Profilerin Suzanne Grieger-Langer dar, wie man die 007-Typen findet und die 08.15-Typen umschifft. Die wichtigste Ressource sei heute das Wissen. Kommunikation und Kooperation auf höherem Niveau sei heute digital. Die (00)7 Fähigkeiten Orientierung; Entscheidung; Fokus; Disziplin; Achtsamkeit; Fitting und Individualität machten den «Homo Deus», die Führungspersönlichkeit, aus.

Andrew Garrihy, Chief Marketing Officer Consumer Business, Western Europe des chinesischen Technologieunternehmens Huawei stellte sein Unternehmen vor und welches Verständnis von Artificial Intelligence (AI) es hat. «Wir glauben, dass AI der Menschheit dienen muss», erklärte Andrew Garrihy. Sie sollte mithelfen das Potenzial des menschlichen Hirns zu verstärken. «Irgendwann werden die Maschinen uns in einem materialistischen Sinne überholen», prognostizierte Prof. Joachim Buhmann von der ETH Zürich (siehe dazu auch den Bericht in ORGANISATOR 4-2018). Das Ziel seien selbstlernende Algorithmen, die die Wirklichkeit erforschen. Patrick Schraut, Vice President Consulting Europe bei NTT Security, sah die IT-Security auf dem Weg vom Nischendasein zum Business Driver und Teil der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Sie werde so zu einem Wettbewerbsvorteil und Erfolgsfaktor zugleich.

Künstliche neurale Netzwerke verändern die Welt

Der Deep Learning Engineer von NVIDIA LTD, Adam Grzywaczewski beeindruckte das Publikum mit seinem Referat zur «Entmystifizierung der Artificial Intelligence». Durch immer grössere Datenmengen, eminent verbesserte Computerperformances und deren Vernetzung seien heute künstliche neurale Netzwerke mit hohem Anwendungspotential möglich. Beispiele seien autonome Fahrzeuge, die bessere Erkennung von Krankheiten oder Smart Robots, erklärte Grzywaczewski. Diese künstlichen neuralen Netzwerke würden Wirtschaft und Gesellschaft verändern. Dagegen schätzte Thomas Asger Hansen, Senior Manager, Big Data, AI & IoT Lab, Grundfos A/S, dass AI zur Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt werden sollte und durch ein «intelligentes System» implementiert werden muss, das eine Vielzahl von Paradigmen orchestriert, anstatt auf ein einziges Paradigma zu setzen. «Wir haben die Vision, die Wartung – auch bei komplexen Systemen – so weit wie möglich zu vereinfachen und zu automatisieren, damit auch Laien eine Reihe komplexer Aufgaben sicher erledigen können», erklärte Hansen.

www.digitaleconomicforum.ch

 

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