ZHAW-Forschende berechnen Zecken-Risikopotenzial
Die interaktive App "Zecke" hat in den letzten fünf Jahren über 24'000 Daten zu Zecken-Kontakten gesammelt. Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickeln daraus ein Modell für die Voraussage eines Zecken-Risikopotenzials.
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Dass die vermehrte Outdoor-Aktivität während der Corona-Krise vermutlich öfter zu einem Zecken-Kontakt führt, verdeutlicht sich beispielsweise bei der neuentwickelten App-Daten zu Ostern. Dann gingen 2020 ähnlich viele Meldungen ein wie im Zecken-Rekordjahr 2018. Trotzt ausbleibendem Osterstau am Gotthard kam es nicht zum vermuteten Einbruch der Zecken-Beobachtungen.
Die ZHAW-Forschenden haben die über fünf Jahre hinweg gesammelten Daten dazu genutzt, um zu berechnen, „wo und wie häufig in der Schweiz im Jahresverlauf Menschen und Zecken aufeinandertreffen“, erläutert die ZHAW in einer Mitteilung.
Ihre Forscher vermuten, dass sich die Coronavirus-Pandemie indirekt auf das Muster der Zeckenkontakte auswirken wird. Wie ZHAW-Forscher Werner Tischhauser erläutert, weisen die Daten darauf hin, „dass das veränderte Bewegungsmuster der Outdoor-Aktiven öfter zum Zeckenkontakt in Naherholungsgebieten führt als in den Vorjahren“.
Kontext zwischen Krankheiten und Mobilitätsverhalten
Derzeit arbeiten die Forscher daran, zu berechnen, wie sich das veränderte Mobilitätsverhalten der Schweizer während der Pandemie auf die gesamte Zeckensaison dieses Jahres auswirken wird. Sie wollen das Zecken-Risikopotenzial für einen Zeitraum von zwei Wochen vorhersagbar machen. Damit könnten beispielsweise Lehrkräfte das Zeckenrisiko während einer Waldprojektwoche minimieren, schreibt die ZHAW.
Der Schutz gegen die von Zecken übertragenen FSME-Viren sei auch in Corona-Zeiten wichtig, erläutert die ZHAW in der Mitteilung weiter. „Personen aus den Risikogruppen für COVID-19 sollten sich für eine FSME-Schutzimpfung zuerst mit der behandelnden Ärztin, dem behandelnden Arzt telefonisch absprechen“, empfiehlt Tischhauser. „Diejenigen, die sich erstmals gegen FSME impfen lassen oder nach zehn Jahren den Impfschutz auffrischen wollen, sollen dies unverzüglich tun.“
Zecken-Hotspots sichtbar machen
Erstmals konnten ZHAW-Forschende darstellen, wo und wie häufig in der Schweiz im Jahresverlauf Menschen und Zecken aufeinandertreffen. Der raumzeitlichen Animation liegen Daten der Präventions-App «Zecke» zugrunde, die durch Nutzerinnen und Nutzer ab März 2015 bis Ende 2019 eingegeben wurden. Auf Basis der über 24’000 Zecken-Beobachtungsdaten wurde mit der «Kernel Density Estimation»-Methode für den Zeitraum von 30 Tagen und den Durchschnittswerten der letzten fünf Jahren die räumliche Verteilung der menschlichen Kontakte mit Zecken berechnet. Wie sich das veränderte Reise- und Freizeitverhalten über die ganze Zeckensaison 2020 auswirkt, wird auch ein aktuelles Forschungsprojekt noch detailliert zeigen. Denn ZHAW-Forschende analysieren mit Hilfe von geografischen Informationssystemen, Data Science und künstlicher Intelligenz während zwei Jahren über die «Zecke»-App gesammelte Daten, um ein raumzeitliches Risikomodell zu entwickeln. Dieses soll das Zecken-Risikopotenzial für die kommenden zwei Wochen voraussagen können, vergleichbar mit einer Wetterprognose. Es soll beispielsweise Lehrpersonen schon in der Planungsphase einer Waldprojektwoche helfen, das Zeckenrisiko auf ein Minimum zu reduzieren.