KMU-Tag 2017: Die Jugend übernimmt…

Am 27. Oktober 2017 ging in St.Gallen zum 15. Mal der Schweizer KMU-Tag über die Bühne. Einmal mehr gelang es den Veranstaltern, mit dem Thema „KMU – Zuversicht im Wandel“ den Nerv des Publikums zu treffen.

Prof. Dr. Urs Fueglistaller übergibt am KMU-Tag 2017 sein Amt als Gastgeber an den jungen Tobias Wolf.

„Ich kann die Floskeln rund um Wandel nicht mehr hören“. So sprach Prof. Dr. Urs Fueglistaller, der Gastgeber und „Vater“ des KMU-Tags, in seiner Einleitung. Denn Wandel gab und gibt es bekanntlich schon immer: Bereits 2003, anlässlich einer der ersten Durchführungen des KMU-Tags, lautete das Thema „KMU im Wandel“. Und der Wandel macht für dieses Mal auch vor dem Anlass selbst nicht halt. Denn der KMU-Tag 2017 startete mit einer „Amtsübergabe“. An die Stelle von Prof. Dr. Urs Fueglistaller vom KMU-HSG tritt nun Tobias Wolf, seines Zeichens selbst Absolvent an diesem Institut und Jungunternehmer. Er wird inskünftig die Tagungsleitung übernehmen – zu diesem Zweck hielt er von Prof. Fueglistaller schon mal den Schlüssel für das KMU-Tag-Auto ausgehändigt, mit der Bemerkung, dass noch auf die Winterreifen gewechselt werden müsse… Prof. Fueglistaller wurde vom Publikum mit stehenden Ovationen in seinen Ruhestand verabschiedet.

Auch ein Faktor des KMU-Tag 2017: Unternehmerinnen

Eine jüngere Generation übernimmt nun also den Anlass. Sie soll den aktuellen Wandel verkörpern. Und zu verändern gibt es auch sonst genug. Prof. Dr. Wolfgang Jenewein sprach zum Thema „Führung im Wandel“. Er gab einige Empfehlungen ab für „disruptive Zeiten“, in denen wir uns befinden: Wandel braucht nicht nur Führung, sondern auch die Führung muss sich verändern. Gefragt seien Agilität und Anpassungsfähigkeit, dies wirke langfristig besser als nur auf höhere Effizienz zu setzen. Nicht nur zu managen gelte es, sondern auch zu führen, zu beherrschen gelte es dabei das ideale „Sowohl als auch.“ „Management ist eine Kompetenz, Leadership eine Attitüde“, so Jenewein.

Patrizia Laeri (Mitte) im Gespräch mit Gabriela Manser und Prof. Wolfgang Jenewein.

Anschliessend unterhielt sich Moderatorin Patrizia Laeri mit der Unternehmerin Gabriela Manser, CEO der Goba AG. Im Zusammenhang mit Veränderung und Unternehmensführung sehe sie ihren Job darin, „Verhältnisse zu schaffen, damit mein Kernteam seine Arbeit tun kann“. Martina Gerster, Geschäftsleiterin der Härterei Gerster AG in Egerkingen, erlebt ihr Geschäft im wörtlichen Sinn als „stahlhart“. Sie sieht allerdings die wirtschaftlichen Veränderungen auch als Chancen – indes: diese gelte es aber auch erst zu erkennen. Im Wege stehen auf der anderen Seite die immer höheren Anforderungen ans Risiko- und Qualitätsmanagement. Diese würden sich zunehmend negativ auf die Freude am Entwickeln auswirken.

Ludwig Hasler am KMU-Tag 2017.

Viele analoge Probleme lassen sich nicht digital lösen

Danach hatte Ludwig Hasler seinen Auftritt. Er appellierte ans Publikum, keine Angst vor Holzwegen zu haben, man dürfe sich durchaus auch mal verrennen. Zum Tagungsthema sagte er: Zuversicht im Wandel setze voraus, sich selbst verwandeln zu können. Die Kreativität des Menschen werde immer wichtiger, denn diese könnten die Maschinen auch in Zukunft nicht übernehmen. Nach wie vor sei das menschliche Hirn jeder Künstlichen Intelligenz überlegen. Und: „Zuversicht beginnt mit einer Vista, einem Willen. Das alles kommt nicht aus der Digitalität.“

„Entscheidungen sind Wechselkurse“. So lautete die Überschrift des Referats von Wolfgang Frick. Aus seiner Marketing-Perspektive – er ist Geschäftsleiter Marketing und Sortimentsmanagement bei SPAR (Schweiz) – relativierte er einige Errungenschaften des digitalen Wandels. „Viele digital entstandene Probleme werden immer noch analog gelöst, aber nur wenige analoge Probleme lassen sich digital lösen.“ Sein Appell ans Publikum: Sich weniger von Zahlen leiten zu lassen, sondern durch Vertrauen, verbunden mit Mut: Möglichkeiten – umsetzen – tun.

Philipp Riederle (links) in der Diskussion mit Wolfgang Frick (rechts).

Es wird nur noch „digitale Generationen“ geben

Philipp Riederle schliesslich war es, der den Anwesenden die Sicht der jungen Generation nahebrachte. Trotz seiner erst 23 Jahre dürfte er vielen Anwesenden einiges voraus haben, etwa die Überzeugung, dass der Gedanke an ein „Ende der Arbeit“ doch nicht so weit hergeholt sein könnte. Es werde derzeit immer noch zu viel über „Infrastruktur“ diskutiert, zu wenig aber über die gesellschaftlichen Entwicklungen. Zudem seien viele Technologien schon lange vorhanden, nur würden deren Möglichkeiten zu wenig genutzt. Und wenn es mal jemand tut, wird viel lieber darüber geklagt, anstatt selbst die Initiative zu ergreifen. So gesehen äusserte sich Philipp Riederle eher wenig zuversichtlich für die Zukunft. Denn wir seien dabei, viele unsere Chancen zu verspielen. So endete der KMU-Tag 2017 mit einer eher relativierenden Einschätzung – ausgerechnet von einem Vertreter der jungen Generation.

Ebenfalls eine Vertreterin der jungen Generation: Slam-Poetin und Kabarettistin Hazel Brugger bei einer ihrer frech-frivolen Einlagen.

Weitere Informationen: www.kmu-tag.ch

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