DEI: So schneidet die Schweizer Branche im internationalen Vergleich ab
Der «Global DEI Census» der World Federation of Advertising WFA untersucht alle zwei Jahre, wo die internationale Werbebranche in Sachen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion steht. Der Schweizer Werbe-Auftraggeberverband SWA präsentiert die globalen und Schweizer Ergebnisse im Detail.
Die Studie wurde in diesem Frühjahr in 91 Ländern mit rund 13’000 Personen durchgeführt – davon 224 aus der Schweiz. Insgesamt haben mehr Frauen (63% weltweit, 57% in der Schweiz) als Männer (37% weltweit, 43% in der Schweiz) teilgenommen. Dies deutet darauf hin, dass das Thema DEI – kurz für Diversity, Equality and Inclusion – für Frauen eine höhere Relevanz haben könnte.
DEI ist für fast jede siebte Person ein Grund zum Ausstieg
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass weltweit rund 14 Prozent der befragten Marketingfachpersonen die Branche wegen mangelnder Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion verlassen möchten. In der Schweiz sind es rund 8 Prozent der Befragten, welche der Branche den Rücken kehren möchten. Dieser Anteil erhöht sich bei Personen mit Behinderungen auf 11 Prozent – bei LGBQ+-Personen sind es sogar 17 Prozent.
Schweizer Unternehmen machen punkto DEI Fortschritte
Aufgrund der Antworten auf die Fragen in Bezug auf Wohlbefinden, positiver Verhaltensweisen und dem Fehlen von Diskriminierung liegt der globale DEI-Inklusionsindex weltweit bei 63 Prozent. Die Schweiz schliesst überdurchschnittlich gut ab und liegt mit einem Index von 70 Prozent über dem globalen Schnitt. Der Inklusionsindex setzt sich aus den drei Sub-Indizes «Zugehörigkeitsgefühl», «Nichtvorhandensein von Diskriminierung» und «Vorhandensein von erniedrigendem Verhalten» zusammen, die aufgrund der Wahrnehmung der Mitarbeitenden in Bezug auf ihr Arbeitsumfeld und das Unternehmen basieren.
Dabei stimmen 57 Prozent der befragten Schweizer Marketers mit der Aussage überein, dass ihr Unternehmen aktive Schritte zu mehr Diversität und Gleichstellung unternimmt. 49 Prozent sind der Meinung, dass sich die Situation im Vergleich zu den letzten zwei Jahren in Bezug auf DEI verbessert hat.
Gemäss Studie sind in der Schweizer Werbebranche – im Vergleich zu den globalen Daten – alle Minderheitsgruppen relativ gut vertreten. Einzig die Personen mit Behinderung sind mit 6 Prozent, im Vergleich zu 22 Prozent im internationalen Durchschnitt, untervertreten.
Die häufigsten Diskriminierungsgründe: Alter, Geschlecht und Familienstand
In der Studie werden global Alter, Geschlecht und Familienstand als häufigste Formen der Diskriminierung genannt. 41 Prozent der Frauen, 42 Prozent der Eltern und 39 Prozent der unterhaltspflichtigen Personen sind der Ansicht, dass familiäre Verpflichtungen die Karriere behindern.
Dabei ist besonders interessant zu erwähnen, dass sowohl 12 Prozent der 18- bis 24-Jährigen als auch 15 Prozent der 55- 64-Jährigen angeben, Diskriminierungen aufgrund ihres Alters erfahren zu haben. Die einen, weil sie zu unerfahren sind, die anderen, weil sie zu alt sind.
Ganz ähnlich verhält es sich in der Schweiz: 22 Prozent der Befragten finden, dass das Alter ein Hindernis ist. Diese Zahl steigt auf 28 Prozent bei den 44- bis 54-jährigen Befragten. Weiter glauben 44 Prozent derjenigen, die unterhaltsberechtigte Kinder haben, dass der Familienstand die Karriere in ihrem Unternehmen behindert.
Signifikante Lohnunterscheide in der Schweiz
Die Studie zeigt in der Schweiz ein beträchtliches Lohngefälle für Frauen auf allen Positionen auf: -22% auf Executive-Management-Stufe, -9% auf Senior-Stufe, beträchtliche -32% auf der Stufe Fachpersonen und -2% auf Junior-Stufe.
Für ethnische Minderheiten besteht dieses Lohngefälle nur auf den unteren Ebenen mit -25% auf Junior-Stufe. Eine mögliche Begründung dafür könnte sein, dass den zugezogenen Mitarbeitenden die Lohnstruktur nicht genügend bekannt ist. Auf den weiteren Funktionsstufen konnten keine entsprechende Unterschiede mehr ausgemacht werden.
Interessierte können sich die gesamte Studie auf der SWA-Website herunterladen. Die internationalen Ergebnisse zu «The Global DEI Census 2023» gibt es hier. Den «Deep Dive» Schweiz gibt es hier.