Markencheck «Nokia»: Mut zur Lücke

Heinrich Paravicini von Mutabor nimmt für Werbewoche.ch Marken-Relaunches und Brand-Designs unter die Lupe. Diesmal: das neue Logo des Handy-Herstellers Nokia.

Nokia
Alle Bilder: Nokia.

Viele erinnern sich noch gut an ihr erstes Nokia Handy. Fast jede:r hatte eins. Das war die Zeit, als Telefonieren noch der Kernnutzen dieser Geräte war und der Verlust des Ladekabels nicht zu einer sofortigen Panikattacke führte, weil der Akku locker drei Tage hielt. Was nicht mehr lange anhielt, war Nokias Erfolg, als 2007 ein gewisser Mr. Jobs das iPhone präsentierte. Der Rest ist Geschichte. In Wirtschaftskreisen war fortan der Nokia Case das Paradebeispiel dafür, wie man eine Marke durch falsche Entscheidungen wider den technologischen Fortschritt an die Wand fährt. Auch die Marke Nokia geriet in Vergessenheit – zumindest beim Endverbraucher. Wer allerdings stetig den Mobile World Congress (MWC) in Barcelona besuchte – die wichtigste B2B Plattform für Mobilfunk und Netzwerktechnologie – stellte fest, dass Nokia mitnichten von der Bildfläche verschwunden war. Vielmehr entwickelten sie sich zu dem innovativen B2B Netzwerk-Technologiekonzern weiter, der sie heute sind.

Das Logo: Seit 1979 unverändert – bis jetzt

Interessanterweise blieb bei aller Innovation eines immer gleich: das Nokia Logo. Es bestand seit 1979 in unveränderter Form. Bis jetzt. Im Rahmen des diesjährigen MWC erstrahlte die Marke in einem ganz neuen Look. Farbiger, knalliger, leuchtender, digitaler. Und das neue Logo: kantig, sperrig, mit lückenhaften Buchstaben – erdacht von der globalen Agentur Lippincott.

Ein Logo, das die Gemüter der Branche erhitzte. Es schien so, als würde jede:r es hassen. Das ist insofern interessant, da die meisten mit dem alten Logo wohl kaum mehr verbunden haben mögen als nostalgische Gefühle. Warum Nokia diesen Schritt gegangen ist, leuchtet ein: Sie sind eben nicht mehr der Handy-Hersteller, der sie einmal waren. Und die Klientel, die sie ansprechen, denkt nach vorne und nicht zurück. Sie hat gelernt, das Unsichtbare als Realität wahrzunehmen – so wie die digitalen Netze, die uns umgeben. Und genau das symbolisiert das neue Nokia Logo sehr intelligent: Es erlaubt sich den Mut zur Lücke – und unser Gehirn macht den Rest.


* Heinrich Paravicini ist Gründer und Kreativchef von Mutabor.

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