Was bedeutet eigentlich… «Sprachnachrichten»?
Wir haben es ja schon lange aufgegeben, auf richtige Briefings zu bestehen. Doch diese Entwicklung nimmt nun in Form von Sprachnachrichten neue Dimensionen an. Schleichend, aber so sicher wie das Amen anderswo, hält sie nun in der Geschäftswelt als valables Kommunikationsmittel Einzug. Das Problem ist das Folgende: Eine Nachricht ist gemäss Duden eine «Mitteilung, die […]
Wir haben es ja schon lange aufgegeben, auf richtige Briefings zu bestehen. Doch diese Entwicklung nimmt nun in Form von Sprachnachrichten neue Dimensionen an. Schleichend, aber so sicher wie das Amen anderswo, hält sie nun in der Geschäftswelt als valables Kommunikationsmittel Einzug. Das Problem ist das Folgende: Eine Nachricht ist gemäss Duden eine «Mitteilung, die jemandem in Bezug auf jemanden oder etwas [für ihn persönlich] Wichtiges die Kenntnis des neuesten Sachverhalts vermittelt». Sofern dies schriftlich erfolgt, ist das so weit klar. Bei einer Sprachnachricht wird es aber kompliziert…
Ohne Punkt und Komma
Erstens sind nicht alle Menschen in der Lage, sich kurz zu fassen. Ihre Aussage auf den Punkt zu bringen. Vor allem dann nicht, wenn sie reden. Und wer kann das ganz besonders schlecht? Wir Schweizer. Für alle, die neu im Land sind: Ihr könnt getrost die ersten vier Minuten überhören, das Wesentliche kommt erst danach. «Was i no ha welle säge und villicht no guet wär, mer würded kurz drüber rede, isch – das tönt villicht grad echli fordernd, sorry, wötti nöd unter Druck setzte, aber es wär guet, wemmer euis churz abgliiche chöntet wägem Abgabetermin vom neue Layout, was meinsch, bis wänn chan ich das erwarte, und sus isch imfall au easy, eifach dasi informiert bin wel denn weiss ich bscheid und cha dänn luege oder wie wämmers susch mache, chaschmer jo denn mol alüüte, wennt ziit häsch oder e sprachnochricht…?». Übersetzt wäre das dann: «Wann kommt das Layout?» Das Phänomen ist natürlich auch in geschriebenen Nachrichten zu beobachten, aber da muss man nicht auch noch dabei ZUHÖREN!
Zweitens sind Sprachnachrichten schwierig zu managen. Man sitzt im überfüllten Bus, steuert gerade ein Auto oder isst ein Sandwich und hört sich kurz die Sprachnachrichten an – kann sich aber weder Notizen machen noch merken, um was es jetzt eigentlich geht, weil siehe oben. Und dann fragt man sich, ob das jetzt dieser Fortschritt sei. Die schriftliche Korrespondenz, die mit der Einführung des E-Mails und später den Textnachrichten und Chats geradezu inflationär wurde, hat doch entschieden mehr Vorteile: Man kann sie wiederfinden, ordnen, kennzeichnen, und dann auf befriedigende Weise wieder löschen… Sprachnachrichten dagegen sind einfach zu flüchtig und verwirrend, um als irgendwie verbindlich gelten zu können. Darum bitte: Reden ist Silber, Schreiben ist Gold. Danke.