Schwere Kost und Gegenwind in der Höhle der Löwen
Eine wiederum vielfältige Sendung war die 6. Folge von «Die Höhle der Löwen Schweiz» vom 8. November 2022. Während zwei Unternehmen aus dem Food-Bereich und eine eigentlich tolle Energie-Lösung keinen Deal fanden, liessen sich die Löwinnen und Löwen dafür von alternativen Anlagen begeistern.
Haben Sie auch schon überlegt, ob Sie Ihr Geld nicht alternativ anlegen möchten? Falls ja, dann wäre wohl «Splint Invest» ein Thema. «Splint Invest» ist eine App, mit der jeder und jede in Luxusartikel oder Sammelobjekte investieren kann, z.B. in Uhren, exklusive Weine oder limitierte Whiskey-Flaschen. Das Mindest-Investment beträgt 50.- Franken, der Investitionszeitraum drei bis zwölf Jahre. Verkauft ein Kunde ein Objekt gewinnbringend, profitieren auch die Gründer davon, welche sich davon tiefe Löhne auszahlen. Die drei Firmengründer Mario von Bergen, Robin Muster und Aurelio Perucca aus Zug sehen in ihrer App eine Alternative zu konventionellen Geldanlagen, wo derzeit die Renditen eher klein ausfallen. Alternative Anlagen in wertbeständige Dinge wie eben exklusive Luxusgüter sollen nicht mehr nur den Reichen vorbehalten sein, so die Idee. 10 bis 12 Prozent Renditen sollen möglich sein. Mit 200’000 Franken Kapitalbedarf gegen 2 Prozent Firmenanteile stiegen die drei ins Rennen. Dann folgten wie gewohnt die kritischen Fragen der Löwinnen und Löwen, etwa nach der Verwaltung und Lagerung dieser Vermögenswerte. Und auch die Anzahl Kunden und Assets interessierte natürlich die potenziellen Investoren. Nur: Die App war bei Aufzeichnung der Sendung erst sechs Monate live, aber immerhin waren schon 4000 Downloads zu verzeichnen. Etwa 250 User haben insgesamt 250’000 Franken investiert, im anschliessenden Quartal soll das angelegte Vermögen auf 2 Millionen anwachsen, so die Prognosen. Auch wenn Mario, Robin und Aurelio auf alle Fragen eine nachvollziehbare Antwort parat hatten, blieben die Löwen zurückhaltend. Roland Brack stieg als erster aus. Lukas Speiser fand den Gedanken spannend, Anja Graf würde aber das Geschäftsmodell anders aufziehen: Besser die Luxusgüter selbst einkaufen. Sie stieg dann aus dem Bieterrennen aus. Lukas Speiser, Jürg Schwarzenbach und Patrick Mollet besprachen sich zu dritt, fanden die Bewertung von 10 Millionen aber zu hoch. Sie erklärten sich aber für einen «Kickstart» von 500’000 Franken gegen 7,5 Prozent bereit. Es folgte dann sofort das Gegenangebot der Firmengründer: 500’000 gegen 6 Prozent. Lukas Speiser beharrte aber auf den 7,5 Prozent. Nach kurzem Zögern stiegen Mario, Robin und Aurelio dann doch noch ein. Einmal mehr zeigte sich, dass interessante Finanz-Anlagelösungen in der Höhle der Löwen auf Anklang stossen. Roland Brack ist bekanntlich in mehrere solcher Finanz-Startups investiert, u.a. auch in «Findependent» aus der letzten Staffel. Darüber wurde in der aktuellen Sendung ebenfalls noch kurz berichtet, auch darüber, dass auch Lukas Speiser nachträglich noch in den Verwaltungsrat berufen wurde.
Vegane Schokolade als zu schwere Kost für Investments
CAROPHA – Schokolade, die keine ist. Damit gingen Philipp Kern, Rebecca Reichertz und Nora Zejnullahu-Maliqi aus Rorschach (SG) in die Höhle der Löwen. Das Produkt, das sie präsentierten, sieht zwar aus wie wie Schokolade und schmeckt genauso – zum Erstaunen der Löwinnen und Löwen; «faszinierend», so etwa Tobias Reichmuth. Eine Tafel Caropha besteht aus den Früchten des Johannisbrotbaums und ist vegan. Sie enthält weder Allergene noch Koffein, Theobromin, Kristallzucker oder Cholesterin. 40 Jahre lang habe die Rezeptur in der Schublade des gelernten Bäcker-Konditors und Confiseurs Philipp Kern gelagert, wie er erzählte. Zehn Prozent Firmenanteile boten die Drei gegen ein Investment der Löwinnen und Löwen – ohne zunächst eine Summe zu nennen. 400’000 Franken wurde dann als Information noch nachgeliefert. «Das ist eine Hausnummer», konstatierte Bettina Hein launig. Jürg Schwarzenbach fragte dann nach den weiteren Plänen. Derzeit habe man eine Kapazität von 300 Tafeln pro Tag, die Herstellung koste 7.30 Franken, verkauft werde sie zum Preis von 11.50 Franken im Online-Shop, so Philipp Kern. Mit dem Investment von 400’000 Franken wolle man sich eine Produktionsanlage leisten für einen Ausstoss von 800’000 Tafeln pro Jahr. Tobias Reichmuth stellte die Frage in den Raum, ob man mit Caropha nicht auch mit bestehenden Chocolatiers zusammenarbeiten könnte. In der Tat stosse man dort, so Philipp Kern, auf Interesse. Doch Tobias Reichmuth bohrte noch etwas weiter und wollte wissen, wie man die hohe Firmenbewertung von 4 Millionen begründe. Die Antwort überzeugte dann vor allem Bettina Hein nicht: Zu hoch für das bereits Geleistete und zu stark auf Prognosen basierend. Sie verzichtete deshalb auf ein Investment. Jürg Schwarzenbach stieg ebenfalls aus, weil ihm die Firma noch zu wenig weit gediehen schien. Das Problem von Roland Brack war seine fehlende Kenntnis der Foodbranche, auch er stieg deshalb aus. Lukas Speiser würde das Produkt zwar gerne kaufen, doch befand die Firmenbewertung ebenfalls zu hoch. Blieb noch Tobias Reichmuth, seines Zeichens immer interessiert in nachhaltige Produkte. Für ein Investment war er aber ebenfalls nicht bereit, bot aber an, bei der strategischen Entwicklung der Firma Unterstützung zu leisten. Wieder einmal zeigte es sich: Mit einem guten Produkt lässt sich zwar die Herzen der Löwinnen und Löwen gewinnen, doch wenn die Firmenstruktur dahinter (noch) nicht ganz stimmt, ist ein positives Feedback dann halt doch das Einzige, was als «Investment» bleibt. Philipp Kern und seine beiden Mitstreiterinnen waren jedenfalls nicht enttäuscht vom Verdikt.
Produkt mit guten Ansätzen, aber noch zu wenig zu Ende gedacht
VE COOK! – hinter dieser Bezeichnung stehen vegane Cooking Kits, die von Niklas Bubori und Adriana Bubori aus Oberengstringen (ZH) präsentiert wurden. Worum es dabei geht: Um das vegane Kochen zu erleichtern, hat das Start-Up diese Kits für verschiedene Gerichte entwickelt, bestehend aus dem richtigen Fleischersatz, passenden Gewürzen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Zubereitung. Ohne Geschmacksverstärker, ausschliesslich mit natürlichen Zutaten. Wäre eigentlich ganz im Sinne des bekennenden Veganers Tobias Reichmuth, der – wie er erzählte – gerne auch selbst kocht. 200’000 Franken gegen 10 Prozent müsste er investieren, so jedenfalls lautete das Angebot der beiden Jungunternehmer. Doch zunächst ging es ums Probieren, die Löwinnen und Löwen erhielten denn auch eine Kostprobe von Sauce Bolognese (mit Soja-Granulat) und «Chili sans Carne» (mit Erbsen-Bohnen-Granulat als Fleischersatz). Es schien allen zu munden. Allerdings: für die servierten Gerichte mussten diverse frische Zutaten noch extra hinzugefügt werden. Das war ein Umstand, an dem sich vor allem Lukas Speiser etwas störte. Dann ging es aber wie immer auch um Kennzahlen: Das Produkt ist im Handel zum Preis von 5.20 Franken erhältlich. Produziert wird in Deutschland, was Tobias Reichmuth gleich zur Frage veranlasste: Weshalb hat man den wesentlich kleineren Schweizer Markt im Visier? Ohne die Antwort abzuwarten, fällte schon mal Jürg Schwarzenbach sein Verdikt: «Das ist nichts für mich». Bettina Hein fand das Produkt zwar spannend, aber sah sich ebenfalls nicht als Investorin. Auch Tobias Reichmuths Interesse als Investor wäre nur dann da gewesen, wenn sich Ve Cook! auf den grösseren Markt Deutschland konzentrieren würde und stieg deshalb aus. Lukas Speiser erachtete das Marktpotenzial als zu wenig hoch und vermisste einen eindeutigen USP. Er wollte ebenfalls nicht investieren. Roland Brack schliesslich bot seine Zusammenarbeit zwar an, eine Investition kam auch für ihn nicht in Frage. Somit mussten auch die zwei jungen Entrepreneure ohne Deal aus dem Studio.
Sympathische Idee findet Gefallen
Storylino, vertreten durch Jonas Trachsel und Stefan Christiani, bietet personalisierte Hörgeschichten für Kinder im Alter von 3-9 Jahren. Nach der Eingabe von ein paar Stichworten wird anschliessend aus vorgängig aufgenommenen Story-Bruchstücken eine individuelle Geschichte zusammengefügt – ähnlich, wie das heute bei Bahnhof-Durchsagen passiert. Als «grössten Fan» haben sie für ihren Pitch noch den siebenjährigen Nevio mitgebracht, der die Funktionsweise gleich demonstrieren durfte. Die Idee scheint bereits auch bei anderen Kindern beliebt zu sein – aber das Unternehmen steckt noch in den Kinderschuhen. Doch die beiden Jungunternehmer agieren in einem Wachstumsmarkt: Der Markt für Hörgeschichten wachse jährlich um 15 Prozent, erläuterten sie der Investorenrunde. Und bei der Personalisierung handle es sich um einen Megatrend. Gesucht sei nun ein Mentor, der ihnen helfe, das Unternehmen weiter aufzubauen. 1 Franken für 4 Prozent Anteil, aber gekoppelt an ein Vorkaufsrecht für weitere 8 Prozent der Firma für 120’000 Franken, so lautete das innovative Angebot der beiden Unternehmer. In den weiteren Ausführungen verrieten Jonas und Christian, dass sie sich vor allem auf den deutschen Markt (erkennbar allein schon durch die Website storyline.de) fokussieren möchten und dabei auch den Schweizer Markt als mitabgedeckt betrachten. Engagiert sind derzeit verschiedene Autorinnen, Autoren und Sprecher, die jeweils mit einem Prozentsatz pro verkaufter Geschichte honoriert werden. Kürzere Geschichte kosten 6 Euro, längere 8 Euro. In zwei Jahren wollen die Gründer einen Umsatz von 1,7 Millionen erreichen. Jürg Schwarzenbach fand die Idee faszinierend und zeigte sich begeistert. Lukas Speiser war als erster bereit, diesen einen Franken für 4 Prozent zu bieten und sein Marketing- und Branding-Knowhow einzubringen. Auch Roland Brack schloss sich an, während Anja Graf und Patrick Mollet ausstiegen. Nun darf man gespannt sein, wie sich Storylino weiter entwickelt.
Zu viel Gegenwind für Wind-Solar-Kleinkraftwerke
Der Gründer von NewGreenTec, Frido Stutz aus Dübendorf, hat kleine Wind-Solar-Kleinkraftwerke entwickelt, die auf dem Dach oder im Garten platziert werden können und mindestens die Hälfte des jährlichen Strombedarfs eines Haushalts produzieren. Die Geräte machen keinen Lärm und haben alle notwendige Technik (Steuerung, Wechselrichter, Speicher) integriert. 300’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenbeteiligung wollte Frido Stutz mit seinem Team als Deal. Zwölf Produkte seien inzwischen verkauft worden, war weiter zu erfahren. Das Potenzial sei aber gross, denn es gebe in der Schweiz rund 1,7 Millionen Dächer, worauf dieses Gerät platziert werden könnte. Erhältlich sind die Geräte in zwei Versionen zu 9000 oder 15000 Franken. Erzeugt werden können etwa 3500 kW/h. Anja Graf fand dies zu wenig wirtschaftlich. Und ob die Geräte ohne Bewilligung aufgestellt werden dürfte, fragte sie nach. Das hänge von den Baubehörden ab, so die Antwort von Frido Stutz. Man bewege sich da etwas in einer Grauzone. «Was nicht explizit erlaubt ist, ist verboten», konterte aber Roland Brack. Die ungeklärten regulatorischen Hintergründe veranlassten Lukas Speiser denn auch, als Investor nicht einzusteigen. Auch Anja Graf sah noch zu viele Unsicherheiten und stieg aus. Roland Brack, obwohl Befürworter von nachhaltigen Technologien, machte ebenfalls nicht mit. Jürg Schwarzenbach bot ebenfalls keinen Deal. Blieb noch Patrick Mollet: Aber auch er stieg aus. Es herrschte also etwas viel Gegenwind in der Höhle der Löwen.
Nochmals schwere Kost, aber dieses Mal mit Happy End
Aathavan Chiwacumar und Sarankan Ravendran aus Villmergen (AG) stiegen mit Memoria, Softwarelösungen für das papierlose Büro, ins Rennen. 200’000 Franken gegen 2,5 Prozent Firmenbeteiligung, so lautete der Kapitalbedarf. Es zeigte sich: Das Produkt ist komplex und bietet sehr viele Funktionen. Die Präsentation des Produktes war eher verwirrend als klärend. Einzig die Technologieunternehmerin Bettina Hein verstand, was die beiden Gründer eigentlich anbieten. Bei drei von fünf Investorinnen und Investoren wurden nicht die richtigen Knöpfe gedrückt. Auch auf wiederholte Nachfragen betreffend Abomodelle, Pricing und zu einzelnen Module waren die Antworten zu wenig befriedigend. und die Gründer mussten sich mit Absagen zurechtfinden. Bettina Hein wartete mit ihrem Verdikt am längsten zu: Als Person, die schon ihr Leben lang Geschäfte mit Software-Lösungen tätigt, behielt sie den Durchblick. Sie machte ein Angebot von 200’000 Franken gegen 10 Prozent Beteiligung. Aathavan Chiwacumar und Sarankan Ravendran nahmen dieses Angebot an. Software-as-a-Service ist nun mal nicht ganz einfach, um es verständlich rüberzubringen. Umso schöner war es wohl für die beiden, die richtige Investorin doch noch gefunden zu haben, die sie nun unterstützt, die Lösung noch marktfähiger zu machen.
Weitere Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.oneplus.ch/detail/1000604