Mobilität erneut hoch im Kurs bei den «Löwen»

Die vierte Folge der vierten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz» brachte eines der bisher höchsten Investments eines einzelnen «Löwen». Aber auch sonst gab es wieder einige viel versprechende Geschäftsideen, die auf das Wohlwollen der Investoren stiessen.

Mobilität – dieses Mal mit Motorrädern – stand wiederum hoch im Kurs in der Höhle der Löwen: Kris Fiocchi, Kevin Bieler und Tsering Selang holten ein Investment von 550’000 Franken ab. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Sechs Jungunternehmen buhlten in der Sendung vom 25. Oktober 2022 um die Gunst der Investorinnen und Investoren in der «Höhle der Löwen Schweiz». Hier wieder eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Folge der Gründershow, die wieder einmal ein grosses Investment rund um das Thema „Mobilität“ brachte.

Viel Marketing-Sprech zu Beginn

Den Anfang machten Quirin Hasler, Jonas Holzer, Felix Greiner, Nicola Dutoit aus Zürich. Selbstbewusst präsentierten sie ihre Plattform «refluenced» für Brands und Influencer. Die Idee dahinter: Auf der Online-Plattform beschreibt ein Start-up sein Produkt. Interessierte Influencerinnen und Influencer bewerben sich beim Start-up, das dann passende Personen auswählt, die für sie Storys und Beiträge machen. Als «Schulbeispiel» diente das Jungunternehmen «Knecker», das sich ebenfalls schon in der Höhle der Löwen präsentieren durfte. Insgesamt sollen bereits 30 Brands und 300 sog. «Brand Lovers» auf der Plattform vertreten sein. Damit es rasch mehr werden können, nannten die vier Jungunternehmer/-innen einen Kapitalbedarf von 200’000 Franken und waren bereit, dafür 5 Prozent Firmenanteile abzutreten. Bei den online-affinen Löwinnen und Löwen stiess das Konzept auf Interesse. Lukas Speiser sah sofort den Nutzen dieser Plattform, war aber noch nicht bereit, zu investieren. Für Patrick Mollet ein Dorn im Auge war die hohe Firmenbewertung bei gerade mal 5000 Franken Umsatz im ersten Betriebsjahr. «Macht erst mal richtig Umsatz», so seine klare Botschaft. Nichtsdestotrotz machten Roland Brack und Anja Graf je ein Angebot: 200’000 Franken bot er gegen 10 Prozent, Anja Graf 200’000 Franken gegen 7 Prozent Firmenanteile. Sie war es denn auch, die den Deal an Land zog.

Den Nerv vieler Eltern getroffen

«OiOiOi Baby» ist ein Mietservice für Baby- und Kinderkleider, mit dem Anna Mucha und Belén Bolliger aus Schlieren die fünf Löwinnen und Löwen für ein Investment überzeugen wollten. 250’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenanteile lautete ihr Kapitalbedarf. Und so funktioniert das Geschäftsmodell von «OiOiOi Baby: Eltern schliessen ein Jahres- oder Monatsabo ab und bekommen ein Bündel Babykleider zugeschickt. Sobald das Baby rauswächst, tauschen sie das alte gegen ein neues Kleiderbündel. Die Abnutzung ist versichert, die Marken sind nachhaltig. Pflege und Logistik übernimmt «OiOiOi Baby». Sowohl für manche Zuschauerin und Zuschauer als auch für die Löwinnen und Löwen wird schnell klar: Da steckt ein echtes Kundenbedürfnis dahinter. Und auch die Umsatz-Aussichten bei einer Internationalisierung gekoppelt mit Sortiments-Vertiefung schienen beeindruckend: 350 Millionen Franken rechneten die beiden Jungunternehmerinnen und Mütter vor. Gleich drei Löwinnen und Löwen machten dann ein Angebot. Aber anders, nämlich besser, als sich das die Gründerinnen vorgestellt haben: Denn in der Tat steckten sie in einer ersten Runde für eine Seed-Finanzierung. 900’000 Franken wollten sie damit erreichen. Die 250’000 Franken wären da eine erste Tranche gewesen. Indes: Roland Brack, Anja Graf und Jürg Schwarzenbach boten nun an, diese Seed-Finanzierung gleich zu übernehmen: 900’000 Franken, wollten dafür aber 30 Prozent Firmenanteile. Am Schluss wurden sich Jungunternehmerinnen und Investoren bei 900’000 Franken gegen 27 Prozent Firmenanteile einig.

Schöne Idee, die auf Käuferinnen wartet

Caroline Laffer aus Muttenz, die Gründerin von «faible», kreiert Accessoire-Clips für Schuhe in verschiedenen Designs. Eine hübsche Idee, die von Löwin Bettina Hein eingehend ausprobiert wurde. Auch Roland Brack liess es sich nicht nehmen, einen Clip in Totenkopf-Form an seine Schuhe zu heften. Er kämpfte allerdings etwas mit den Tücken des Objekts. Vielleicht also doch ein Produkt, auf das die Welt nicht gewartet hat? Und als die Löwinnen und Löwen hören, wieviel Stück die Gründerin bisher verkauft hat, sind sie sprachlos: Gerade mal 17 Stück in zwei Jahren. Da war es schnell klar, dass Caroline Laffer wohl ohne Deal bleiben würde. Gleichwohl holte sie sich Lob für die Idee und Unterstützung im E-Commerce-Bereich ab. Denn was für den Erfolg des Produkts dringend nötig ist: Absatz – und viel mehr Umsatz.

Löwin Bettina Hein lässt sich von Caroline Laffer neuartige Schuh-Accessoires zeigen. Zu einem Deal kam es dann leider doch nicht. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Ein Löwe klopft auf Holz

Bei «bulls coffee», Kaffee in Holzkapseln, trat neben Gründer Ole Bull ein bekanntes Gesicht auf: Marco Fritsche, seines Zeichens Präsentator von «Bauer, ledig, sucht…». Als überzeugter Kaffeetrinker liess er sich nicht nehmen, seine gesamte Marketing- und Influencer-Power für das Startup in die Waagschale zu werfen. 300’000 Franken gegen 10 Prozent Firmenbeteiligung lautete der Kapitalbedarf der beiden. «bulls coffee» ist zu 100 Prozent biologisch und zu 100 Prozent biologisch abbaubar, denn er wird in Holzkapseln verkauft. Die Investorinnen und Investoren dürfen kosten – drei von ihnen trinken jedoch nie Kaffee. Damit hatte der Gründer wohl nicht gerechnet, ebenso wenig Marco Fritsche. Und für Kaffeetrinker Jürg Schwarzenbach schmeckte das Produkt zwar gut, aber nicht überdurchschnittlich. An der Geschäftsidee an sich hat es letztlich wohl nicht gelegen, dass am Schluss kein Deal zu Stande kam. Aber «bulls coffee» kann zumindest für sich in Anspruch nehmen, es ins Listing von Edeka, einer deutschen Detailhandelskette, geschafft zu haben. Darauf lässt sich gewiss aufbauen – auch ohne Investment der Schweizer Löwinnen und Löwen.

Ebenfalls um Holz ging es bei «Swiss Wood Maps» von Simona Liechti und Lukas Liechti aus Bern. Das Start-up stellt dreidimensionale Schweizer Landschaftskarten aus Holz her. Die als Geschenkidee oder Liebhaber-Objekte gedachten Produkte werden von Hand hergestellt und haben durchaus ihren Preis: Je nach Grösse beläuft sich dieser auf 219 bis 619 Franken. Doch die von den beiden Gründern vorgerechnete Umsatzsteigerung hatte es ebenfalls in sich: 2021 wurde ein Umsatz von 400’000 Franken erzielt, 2022 sollen es 600’000 werden. Das Geschäft scheint also zu laufen. Braucht es da also noch einen Investor, der 100’000 Franken gegen 12 Prozent Beteiligung spricht? Vier Löwinnen und Löwen steigen aus. Jürg Schwarzenbach, bekanntlich selbst Berner, machte ein Angebot: 100’000 Franken, allerdings gegen 15 Prozent Beteiligung. Darauf stiegen Simona und Lukas Liechti freudig ein. Somit ist ein Grundstein für eine Skalierung des Geschäfts gelegt.

Wieder ein Investment für Mobilität

Dass Töff-Fahren ein beliebtes Hobby ist, ist hinlänglich bekannt. Doch es hat auch seine Tücken, vor allem dann, wenn die Motorräder ungenutzt in der Garage verstauben. «Ribe Moto GmbH», eine Plattform für Motorradmieter und -vermieter, will dies ändern. Kris Fiocchi, Kevin Bieler und Tsering Selang aus Pfaffhausen (ZH) haben deshalb eine Art «Airbnb» für Motorräder entwickelt: Das Start-up will Motorradliebhaber und Motorradliebhaberinnen zusammenbringen. Wer also sein Motorrad vermieten oder eines mieten will, kann dies online bei «Ribe Moto» tun. Im Service-Angebot inbegriffen ist jeweils auch eine Vollkasko-Versicherung. 300’000 Franken benötigen die drei nun für weiteres Wachstum und sind bereit, dafür 10 Prozent der Firma abzutreten. Die Zahlen und die Marktkenntnisse der drei Töff-Begeisterten liessen die anwesenden Löwinnen und Löwen aufhorchen. Für etwas Verwirrung sorgte einzig der Umstand, dass «Ribe Moto» zunächst mit einem Abo-Modell gestartet ist und jetzt auf Vermietung umstellen bzw. «das eine tun und das andere nicht lassen» möchte. Für Lukas Speiser war dies zu wenig fokussiert; er stieg deshalb aus dem Bieter-Rennen aus. Roland Brack, selbst Motorrad-Fahrer, bot nun 550’000 Franken gegen 18 Prozent mit dem Ziel, dass sofort eine Internationalisierung des Geschäfts für Mobilität auf zwei Rädern begonnen werden kann. Jürg Schwarzenbach, mit «Carvolution» ebenfalls mit Erfahrung im Mobilitätsbereich, machte das Angebot von 300’000 Franken gegen 12 Prozent. Die Gründer standen nun also vor der Frage: Vollgas geben oder doch eher gemütlich cruisen? Sie entschieden sich dann für ersteres. Roland Brack tätigte somit eines seiner höchsten Einzelinvestments der bisherigen Staffeln. Und er wird wohl gerne auf seine Erfahrungen mit «MyCamper» zählen. Fazit: Gerade Themen rund um Mobilität scheinen bei den Löwinnen und Löwen immer gut anzukommen, wie auch der Millionendeal der ersten Sendung dieser Staffel zeigte.

Weitere Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.oneplus.ch/detail/1000604

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