Cyborgs, Smartphones und New Work Bullshit am Ostschweizer Personaltag
Wie gestalten Menschen die Zukunft der Arbeit? Wie sehen neue Arbeitswelten nach der Corona-Pandemie aus? Diesen Grundsatzfragen gingen vier Referenten am 18. Ostschweizer Personaltag in St.Gallen nach. New Work funktioniert nur dank Digitalisierung.
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelten innert kurzer Zeit auf den Kopf gestellt. Was früher undenkbar war, ist heute selbstverständlich. Ein Teil der Arbeitnehmenden bleibt zuhause, das Homeoffice erhielt eine völlig neue Dimension. Wie nachhaltig ist der rasant angestossene Wandel? Und was davon muss man als New Work Bullshit abtun? 230 Teilnehmende erhielten am Ostschweizer Personaltag vom 15. September 2022 Gedankenanstösse zu diesen Fragen. Der Ostschweizer Personaltag ist eine der bedeutendsten Personalfachtagungen in der Ostschweiz. Ziel ist es, Personalfachleute, HR-Spezialisten und Personalverantwortliche sowie Führungskräfte von KMU zusammen zu bringen und aktuelle Fragen zu thematisieren.
HR in die Geschäftsführung
Stefan Camenzind, Partner und CEO der Evolution Design in Zürich, ging den Veränderungen des Arbeitsumfelds als Folge der Pandemie nach. Das Homeoffice hat sich gemäss seinen Untersuchungen gut etabliert, der Einzelne als auch das Team profitieren davon. «Jedoch leidet der Teamspirit darunter», so Camenzind. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass Human Resources in der Geschäftsführung vertreten ist. Die Zürcher Medienwissenschafterin, Dozentin und Autorin Sarah Genner sagte: «Das Smartphone macht uns zu Cyborgs. Es funktioniert fast wie ein neues Sinnesorgan». Trotz «digitalem Sand» braucht es genügend Zeit für das normale Leben in einer Zeit, in welcher die Technologie nahe an den Menschen herangerückt ist.
Elke Thamm, Global Head of Personel Development beim Technologieunternehmen Bühler zeigte auf, dass sie als Unternehmen vom Virus nicht nur überrascht wurden, sich in der Umsetzung auf neue Arbeitsformen gleich auch selbst überrascht hätten. Der zwischenmenschliche Austausch dürfe trotz digitalem Fortschritt nicht vernachlässigt werden.
Viel „New Work Bullshit“
Pointierte Botschaften zur neuen Arbeitswelt lieferte auch Carlos Frischmuth, Managing Director der internationalen Personalberatung Hays. Der Autor des Buches «New Work Bullshit» ist der Überzeugung, dass Transformation bei der richtigen Einstellung und Neugier voraussehbar und keine Überraschung ist. Dabei zerpflückte er nicht wenige Auswüchse, welche der Hype um New Work mit sich bringt: Etwa sei der Wunsch, selbständiger arbeiten zu wollen, längst nicht bei allen Arbeitnehmenden vorhanden. Und auch agile Methoden seien so neu nicht: Vielfach handle es einfach um eine „Agilisierung“ des guten alten Wasserfall-Modells, so Frischmuth. Was heute aber immer mehr zählt, seien Führung, Kultur und Kommunikation. Und vor allem letzteres betrachtet er als eine Schlüsselaufgabe.